Leonies Mutter muss beschützt werden
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Unzählige Kerzen und Plüschtiere stehen vor dem Haus in Torgelow (Landkreis Vorpommern-Greifswald), in dem am 12. Januar die sechsjährige Leonie ums Leben kam.
© Quelle: Stefan Sauer/dpa
Torgelow. Im Zusammenhang mit dem Todesfall der sechsjährigen Leonie aus Torgelow rückt nun auch die Mutter verstärkt ins Interesse der Behörden. Die Frau wurde mit ihrem sechs Monate alten Baby in einer betreuten Einrichtung untergebracht. Nach Angaben des Landkreises Vorpommern-Greifswald gehe es darum, sowohl das Baby als auch die Mutter zu schützen. „Nach Lage der Dinge sollen ihr Leonies Verletzungen bekannt gewesen sein“, sagt Landkreissprecher Achim Froitzheim. Der Aufwand ist sehr groß, Mutter und Kind haben einen eigenen Betreuer für sich allein.
Gegen die Frau wird wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt. Überlegungen, das Kind getrennt unterzubringen, seien verworfen worden. Es gebe keine Anzeichen auf eine Kindeswohlgefährdung in Bezug auf den Säugling. Sie selbst muss auch geschützt werden, in sozialen Netzen wurden Morddrohungen laut. „Nur eine handvoll Personen kennt ihren Aufenthaltsort“, sagt Froitzheim. Für polizeiliche Vernehmungen stehe sie jederzeit bereit.
Die sechsjährige Leonie war vor knapp zwei Wochen in ihrer Torgelower Wohnung gestorben, nach bisherigem Ermittlungsstand an Misshandlungen durch den Lebensgefährten ihrer Mutter. Offenbar hat David H. Leonie und ihren zweieinhalbjähriger Bruder über einen langen Zeitraum schwer misshandelt. Weder H., der Vater des sechs Monaten alten Babys ist, noch die Mutter sollen medizinische Hilfe geholt haben. Leonies jüngerer Brüder lebt inzwischen bei seinem Vater in Wolgast.
Vorgänge im Jugendamt werden untersucht
Das Jugendamt des Kreises, gegen das Vorwürfe laut wurden, prüft alle Vorgänge zum Fall Leonie bei einer internen Untersuchung. Deren Ergebnisse sollen anschließend durch eine unabhängige Institution bewertet werden. „Es ist gut, wenn Fachleute von außen einen Blick darauf haben“, sagt Kreissprecher Froitzheim. Gegen die Familie lag eine Anzeige einer Tante vor, wegen Misshandlungen der Kinder. Die länger zurückliegenden Vorwürfe hätten sich trotz umfangreicher Prüfung nicht bestätigt, so der Landkreis.
Familie schirmte Kinder ab
Das Paar war mit den Kindern vor einem halben Jahr von Wolgast nach Torgelow gezogen. Dort lebte es nach OZ-Informationen – anders als in Wolgast – offenbar völlig isoliert. Das Paar brachte die Kinder trotz Anmeldung nicht in die Kita, vereinbarte Treffen mit dem leiblichen Vater wurden verweigert, niemand kam zu Besuch. Wie es aussieht, wurden die grün und blau geschlagenen Kinder von der Öffentlichkeit abgeschirmt.
Vorwürfe gegen die Awo
Wie zudem der„Nordkurier“ berichtet, gibt es auch Vorwürfe gegen den Betreuungsdienst der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Ein Mitarbeiter entschied demnach am Abend, an dem Leonie starb, dass die übrigen Kinder in der Familie bleiben können – angeblich ohne sie gesehen zu haben. Die Awo-Mitarbeiterin soll allein gekommen sein, vorgeschrieben seien aber zwei Personen, um die Situation richtig einschätzen zu können. Die Awo rechtfertigte das Vorgehen: An diesem Abend gingen noch alle Helfer davon aus, dass Leonie an einem Unfall gestorben war.
Der Fall der getöteten Leonie
25. Januar: Leonies Mutter muss nach Morddrohungen beschützt werden 24. Januar: Trauer in Wolgast: 500 Menschen gedenken der toten Leonie 23. Januar: Jetzt kursieren Falschmeldungen über David H. 23. Januar: Gedenkfeier in Torgelow: Eine ganze Stadt in Trauer 22. Januar: Reportage zum Mordfall Leonie –„So etwas hatten wir hier in Torgelow noch nie“ 22. Januar: Tatverdächtiger Stiefvater bestreitet Vorwürfe 21. Januar: Riesige Spendenbereitschaft für leiblichen Vater und kleinen Bruder 21. Januar: Polizei fasst Stiefvater von Leonie 17. Januar: Ermittlungen jetzt auch gegen die Mutter 17. Januar: Vater der toten Leonie: „Ich habe es aus der Zeitung erfahren“ 16. Januar: Jugendamt äußert sich zu Vorwürfen 15. Januar: Geflüchteter Stiefvater ist polizeibekannt 14. Januar: Tod eines Mädchens in Torgelow: Ursache weiter unklar
Gerald Kleine Wördemann