OZ-Leser schildern, wie ihre NVA-Regimenter die Grenzbefestigung absicherten
Rostock. Als am 9. November 1989 in Berlin die Mauer geöffnet wurde, da jubelten in dieser Nacht Hunderttausende auf beiden Seite der Grenze. Damit war die 28 Jahre lang scharf bewachte Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten passé. 28 Jahre später berichten Leser der OSTSEE-ZEITUNG, was sie mit der Mauer verbindet.
Hier erzählt Rüdiger Pfäffle aus Rostock eine Geschichte aus dieser Zeit: Im Juli 1961 wurde ein großes Übungsschießen von Flak-Einheiten in der Sundischen Wiese bei Zingst abgebrochen. Drei Wochen darauf erfolgte für das Rostocker Regiment MSR 28 der Marschbefehl für eine Übung. Fiete Stint schildert seine Erinnerungen an den 12. und 13. August 1961. Das Regiment war unterwegs zu einem angeblichen Übungsort. Gegen Mitternacht, mitten auf einer Landstraße, irgendwo bei Magdeburg dann die Hiobsbotschaft: Wir fahren nach Berlin, die Grenze wird geschlossen! Wir hatten in dieser Nacht alle ganz einfach nur Angst. Denn es tauchten Gerüchte von Straßenkämpfen in Berlin auf, dass dort bereits geschossen wird und dass ein Krieg bevorstünde. Was hat man mit uns vor, war die bange Frage, werden nun Waffen und Munition an uns ausgegeben? Müssen wir bei der Ankunft in Berlin in Kämpfe eingreifen? Auf alle solche Ängste konnte kein Vorgesetzter Antworten geben. Waren sie doch selbst im Ungewissen um die politischen und militärischen Vorgänge in Berlin. Auch sie waren ohne entsprechende Instruktionen geblieben. In dieser Verfassung kamen wir am 13. August 1961 in banger Erwartung in Berlin an. Dieser 13. August 1961 empfing uns mit dem schönsten Sommerwetter. Weniger schön dagegen war der Empfang, den uns etliche Berliner bereiteten. Am Bahnhof hatten sich viele Schaulustige eingefunden, die meisten verhielten sich freundlich uns gegenüber, andere drohten mit Fäusten und vereinzelt flogen auch Steine. Wir kleinen Soldaten wurden ja vorher nicht befragt, ob wir das gutheißen und ob wir bereit seien, dort an der Grenzschließung teilnehmen zu wollen. Du kriegst die Order und darfst nicht aufmucken. Deine Meinung zählt nicht, sie interessiert niemanden bei denen da oben. Du bist ein klitzekleines Rädchen im großen Getriebe und hast zu funktionieren.