Mehr als 200 tote Schweinswale 2018 an der Ostseeküste gefunden
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/3GEUOPFZVYHZGKM7SGIDGELK2Y.jpg)
Stralsund: Ein toter Schweinswal wird untersucht.
© Quelle: Stefan Sauer/dpa
Berlin/Schwerin/Kiel. An der deutschen Ostseeküste sind im vergangenen Jahr 203 tote Schweinswale gefunden worden. In Schleswig-Holstein waren es 134, in Mecklenburg-Vorpommern 69 verendete Tiere. Das geht aus einer Schriftlichen Anfrage der grünen Bundestagsabgeordneten Steffi Lemke hervor, über die die „taz“ (Donnerstag) zuvor in ihrem Nordteil berichtet hatte.
„Schweinswale in der deutschen Ostsee sind weiterhin vom Aussterben bedroht“, erklärte Lemke zu den vom Bundesumweltministerium mitgeteilten Zahlen.
Experten klagen Schutzgebiete ein
Laut einer Auflistung des Ministeriums, in der die Totfunde seit 2000 erfasst sind, war die Zahl aus dem Jahr 2018 die zweithöchste. Nur 2016 wurden mehr verendete Schweinswale an der Ostsee entdeckt (221). "Die alarmierende Zunahme an Totfunden von Schweinswalen macht deutlich: Wir brauchen endlich wirksame Schutzgebiete", forderte Lemke weiter. Aktuell gebe es für die Schutzgebiete noch keine Regeln für Fischfang und die industrielle Nutzung. "Die Schutzgebiete stehen bislang nur auf dem Papier", kritisierte die Abgeordnete.
Das Umweltministerium in Berlin betonte in ihrer Antwort auf die Anfrage, die Bundesregierung setze sich nachdrücklich für den Schutz der Wale ein. Dazu zähle insbesondere die Weiterentwicklung von Warngeräten, um Schweinswale aus Stellnetzen fernzuhalten.
Vorwürfe an Bundesregierung
Forscher aus Stralsund haben dem Bundeslandwirtschaftsministerium vorgeworfen, die Schweinswale der Ostsee zu gefährden. Trotz eines Antrags habe das Ministerium diese Population nicht auf die Rote Liste der besonders schützenswerten, wandernden Wildtierarten gesetzt, teilte das Deutsche Meeresmuseum mit.
Das Ministerium habe dies damit begründet, dass der Ostseeschweinswal keine eigenständige Art sei. Die Forscher hingegen argumentieren, dass neuere genetische Untersuchungen der Universität Potsdam belegt hätten, dass die Schweinswal-Population der inneren Ostsee östlich von Dänemark eigenständig ist. „Wenn diese Schweinswale der inneren Ostsee verschwunden sind, dann sind sie weg für immer. Sie werden nicht ersetzt durch Schweinswale der westlichen Ostsee“, sagte Meeresmuseumsdirektor Harald Benke.
Stephanie Lettgen
OZ