Mit Salz und Licht gegen den Winterblues
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So belebend wie ein Sonnenaufgang: Lena Eckhof entspannt sich in der Salzquelle Stralsund.
© Quelle: Christian Rödel
Rostock. Tschüss Winterblues: An diesem Freitag erreicht die Sonne ihren Zenit im südlichen Wendekreis, und das ist nicht nur für Astronomen interessant. Denn dieses Datum markiert den kalendarischen Winteranfang. Und was noch wichtiger ist: Die Tage werden ab jetzt wieder länger, die Nächte kürzer. Das Zeitfenster, in dem sich die Sonne zeigen könnte, wächst von Tag zu Tag.
Der moderne Mensch macht in der kalten Jahreszeit so gut wie alles falsch, meint Holger Sven Willenberg, Professor für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten an der Unimedizin Rostock. Der Steinzeitmensch war darauf besser eingestellt. „Eigentlich sollten wir ständig draußen sein und 20 Kilometer am Tag laufen“, sagt Willenberg. Statt dessen fahren die meisten im Dunkeln zur Arbeit und im Dunkeln nach Hause – und lassen sich zwischendurch statt von der Sonne höchstens vom Bürolicht bescheinen. Was nicht ohne Folgen bleibt – nur natürliches Licht sorgt dafür, dass der Körper Vitamin D bildet. Ein Mangel an diesem Vitamin führt schlimmstenfalls zu Schädigungen an Knochen und Muskeln, tritt allgemein aber eher selten auf. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät daher davon ab, zusätzlich Vitamin-D-Pillen zu schlucken.
Leber gegen Vitamin-D-Mangel
Besser sind Licht, Bewegung und richtige Ernährung, erklärt Mediziner Willenberg. „Leber enthält viel Vitamin D.“ Ebenfalls wichtig: ausgewogen essen, wozu auch viel frisches Gemüse gehört. Gegen den Lichtmangel richtet die übliche Raumbeleuchtung nichts aus. „Um das lebenswichtige Vitamin zu produzieren, brauchen wir kurzwelliges UV-B-Licht.“ Das ist genau jener Bereich, der auch für Hautkrebs verantwortlich ist, und gegen den man sich im Sommer schütze sollte. Menschen, die besonders viel Sonnencreme verwenden, seien daher anfälliger für Vitamin-D-Mangel. Das trete vor allem in Weltregionen mit hohen Hautkrebsrisiko wegen des geschrumpften Ozonlochs auf, etwa in Australien.
Die Wolkendecke bleibt zu
7 Stunden, 21 Minuten und 18 Sekunden könnte laut dem norwegischen Wetterdaten-Dienst Times and Date in Rostock am 21. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres, maximal die Sonne scheinen. Wird sie aber nicht. „Es bleibt weiter anhaltend wolkenreich“, sagt Meteorologe Stefan Kreibohm von der Insel Hiddensee voraus. Das sei sicher, zumindest bis Heiligabend, so der Experte von Meteomedia. Die Tendenz für die Feiertage lässt ebenfalls wenig Hoffnung auf ausgedehnt Spaziergänge mit blauem Himmel und kräftigen Sonnenstrahlen. Allenfalls kurzzeitig dürfte die Wolkendecken aufreißen, befürchtet Kreibohm. Also nachhelfen mit Lichtdusche und Tageslichtlampe, weil die Natur streikt? Kann man ruhig machen, meint Professor Willenberg. Die Lampen müssten aber das UV-B-Spektrum abbilden, das sollte vor einer Anschaffung geklärt werden.
Lichtdusche beim Frühstück
Der Lichtmangel in den trüben Wochen lässt manche Menschen richtig schlapp und lustlos werden, einige fallen sogar in eine saisonale Winterdepression. Weitere, eventuelle Anzeichen: Man schläft viel, ist trotzdem ständig müde und hat Heißhunger, vor allem auf Süßes. Mögliche Ursache: Mit dem Licht fehlt auch das Glückshormon Serotonin, das Schlafhormon Melatonin ist im Überfluss vorhanden. In Absprache mit einem Arzt kann dann eine Lichttherapie helfen – zum Beispiel eine halbe Stunde am Morgen vor einer speziellen, hellen Lampe frühstücken.
Zum Entspannen in die Salzgrotte
Gleich Tausende kleine LED-Lämpchen sorgen in der Salzquelle Stralsund für warmes Wohlfühllicht. „Das ist wie die aufgehende Sonne“, sagt Betreiberin Marion Echkhof. Ihre Gäste entspannen sich bei 21 Grad und 50 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit, jetzt im Winter herrscht Hochbetrieb. „Bei uns ist Hochsaison“, sagt auch Irina Kehr von der Salzgrotte Alwine in Greifswald. Das Einatmen der versprühten Sole hilft außerdem auch gegen Atembeschwerden und bei Erkältungen – noch so ein Winterproblem.
Gerald Kleine Wördemann
OZ