OZ-Talk zum Ostsee-Angeln: Gefährden die Petrijünger wirklich die Fischbestände im Meer?
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Das Angeln mit Belly-Boats in der Ostsee wird immer beliebter – hier vor Elmenhorst bei Rostock. Doch die restriktiven Fanglimits bei Dorsch und Ostseelachs machen den Petrijüngern zu schaffen.
© Quelle: Martin Börner
Rostock. Ein Dorsch pro Tag und Angler. Und nur ein sogenannter Fin-Clipped-Lachs, also ein Fisch aus künstlicher Aufzucht, am Tag. Die Beschlüsse des EU-Ministerrates zu den Fanglimits für Ostsee-Angler sorgen gerade bei den fast 100 000 Petrijüngern in MV noch immer für heftige Dispute.
Anlass für die OSTSEE-ZEITUNG, bei einer Podiumsveranstaltung mit Fachleuten und interessierten Gästen ins Gespräch zu kommen. Das Thema am Dienstag, dem 24. Mai, im OZ-Medienhaus Rostock lautet: „Sportangler und ihr Einfluss auf die Ostseefischbestände“.
Experte: Fischereidruck minimieren
Ab 18.30 Uhr werden dann auf der Bühne vier Fachleute Platz nehmen: Karoline Schacht, Fischerei-Expertin der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland, Dr. Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Institutes für Ostseefischerei, Dr. Till Backhaus (SPD), Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, sowie der Rostocker Angel-Guide Peter Rinow. Moderiert wird die Runde von OZ-Chefredakteur Andreas Ebel.
Und es verspricht eine heiße Diskussion zu werden, an der sich die Zuschauer selbstverständlich beteiligen können. Der Dorschbestand in der westlichen Ostsee – sie umfasst den Bereich nördlich der dänischen Inseln bis zur dänischen Ostseeinsel Bornholm – befindet sich laut Zimmermann in einem „erschreckend schlechten Zustand“.
Es müsse alles unternommen werden, um den Bestand wiederaufzubauen. Entscheidend sei es, den Fischereidruck zu minimieren. Dieser geht sowohl von der Berufsfischerei als auch von den Freizeitanglern aus, so der Institutschef. Das bekräftigt WWF-Vertreterin Karoline Schacht: „Die Angelfischerei muss vernünftig gemanagt werden, damit die Bestandserholung gelingen kann.“
Angler fordert striktes Verbot der Schleppnetzfischerei
Minister Backhaus macht folgende Rechnung auf: „Wenn von den allein in MV aktiven 77 000 Ostsee-Anglern jeder im Schnitt fünf jeweils gut 500 Gramm schwere Fische pro Jahr finge, wären das insgesamt 192,5 Tonnen Dorsch.“Dies sei rund das Vierfache der für die deutsche Berufsfischerei in der westlichen Ostsee 2022 erlaubten sogenannten Beifangmenge. Angesichts des aktuellen Zustandes des Dorschbestandes sind die Fänge durch Angler folglich keinesfalls mehr vernachlässigbar, so der Politiker.
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„Diese Mengen des reproduktionsfreudigen Speisefisches sind beachtlich“, räumt Rinow ein. Der Profi-Angler macht jedoch darauf aufmerksam: „Wenn Schleppnetzfischer ganze Schwärme vernichten, sind diese tatsächlich verloren. Die Petrijünger entnehmen derweil nur einige Exemplare aus einem Schwarm, der sich wieder vermehren kann.“
Er fordert deshalb das strikte Verbot der Schleppnetzfischerei in der Ostsee. Vielmehr müsse die küstennahe Fischerei der ortsansässigen Betriebe zum Zuge kommen und gefördert werden.
Podiumsdiskussion ab 24.5. ab 18.30 Uhr im OZ-Medienhaus
Kontrovers bewertet werden auch die derzeitigen Restriktionen beim Fang von Ostseelachsen durch die Anglerschaft. Laut den Forschern hat sich der Lachsbestand im Meer mit derzeit etwa 1,2 Millionen Tieren gut erholt. Die Petrijünger im Ostseeraum indes fangen insgesamt pro Jahr rund 20 000 dieser Fische.
Start der Podiumsdiskussion am 24.5.2022 ist um 18.30 Uhr im OZ-Medienhaus Rostock, Richard-Wagner-Str. 1a, 18055 Rostock. Der Einlass erfolgt ab 18 Uhr. Der Einlass ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Achtung: Die Zahl der Zuschauer ist auf 100 begrenzt!
Von Volker Penne