Rechte Gewalt in MV: Weniger Angriffe – mehr Brutalität
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Laut der Opferberatung Lobbi sind rechts-motivierte Angriffe selltener, aber gewalttätiger geworden. (Archivfoto)
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Rostock/Neubrandenburg. Die Zahl der von der Opferberatung Lobbi registrierten rechts-motivierten Angriffe ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. Demnach schlugen die Täter 96 mal zu, 2017 waren es 109 mal. Dabei seien 180 Personen direkt betroffen gewesen, 8 Personen mehr als im Vorjahr, teilte Lobbi am Donnerstag mit. Bei 30 Betroffenen habe es sich um Kinder und Jugendliche gehandelt. Trotz des Rückgangs liege die Zahl der Vorfälle weiter über dem Niveau von 2015, als die rassistische Mobilisierungswelle begonnen habe, erklärte Lobbi.
„Auch für 2018 kann trotz der rückläufigen Zahlen nicht von einer Beruhigung der Lage gesprochen werden. Vielmehr registrieren wir, dass die Hemmschwelle der Täter immer weiter fällt“, sagte Robert Schiedewitz von Lobbi. Bei der Hälfte der Angriffe habe es sich um gefährliche Körperverletzungen gehandelt, der höchste Wert bislang. Häufigstes Motiv bei Angriffen sei wie in den Vorjahren Rassismus mit 70 Fällen gewesen, doch auch alternative Jugendliche und Verantwortungsträger seien Ziele.
Die meisten Angriffe in Rostock gezählt
Regionaler Schwerpunkt bei Angriffen war demnach Rostock, wo 35 Vorfälle registriert wurden, im Vorjahr waren es 18. Als Gründe machen die Berater kontinuierliche rassistische Propaganda und eine wieder stärker organisierte rechte Szene aus. Gleichwohl gebe es in der Hansestadt auch ein dichteres Unterstützernetzwerk, das Berichte über rechte Angriffe weitertrage und Betroffene an Lobbi vermittele.
Das Innenministerium hatte im Januar unter Verweis auf vorläufige Daten nur 42 rechte Gewalttaten in 2018 gezählt. Viele Betroffene würden Übergriffe jedoch gar nicht bei der Polizei anzeigen, sagte Schiedewitz. „Häufig wollen Betroffene nach dem Angriff einfach zur Ruhe kommen, haben Angst vor weiteren Angriffen aus Rache oder haben schlichtweg andere Problemlagen zu bewältigen und nehmen deshalb Abstand von einer Anzeige.“
Auch schlechte Vorerfahrungen mit den Behörden spielten manchmal eine Rolle. Eine konsequente Ächtung rechter Gewalt durch die Gesellschaft und beharrliche Strafverfolgung seien am wirksamsten, um Signale sowohl an die Täter als auch an die Betroffenen zu senden, erklärte Schiedewitz.
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Hannes Stepputat / dpa
OZ