Ein Klassiker im Geschlechtertausch: Die Schweriner Schlossfestspiele haben das Werk „Wie es euch gefällt“ von William Shakespeare als modernes, temporeiches Stück konzipiert. Das fordert teilweise auch das Publikum, findet OZ-Autor Thorsten Czarkowski.
Schwerin. „Wie es euch gefällt“ – diese Formel bekommt heutzutage eine neue Bedeutung – aber in der Verneinung. Denn die Zeit des Verstellens und der Anbiederung ist vorbei, die Findung der eigenen Geschlechterrolle ist eine Chance. Das Geschlecht ist nur ein soziales Konstrukt, die Verhaltensweisen von Mann und Frau sind angelernt, wie die US-amerikanische Philosophin Judith Butler in ihrer Schrift „Gender Trouble“ 1990 postulierte.
Dramaturgin Katharina Nay hat im Programmheft einen langen Essay veröffentlicht, der diese Gedanken aufgreift und das Shakespeare-Stück in den aktuellen Kontext stellt. Denn der Klassiker „Wie es euch gefällt“ bietet für aktuelle Interpretationen viele Möglichkeiten: Die Vermischung von Frauen- und Männerrollen ist im Stück bereits angelegt, so dass hier zum Beispiel der liebeskranke Orlando (Oscar Hoppe) in seinem Werben um die Angebetete Rosalinde (Jennifer Sabel) immer wieder in neue Zweifel gestürzt wird. Immerhin hinterlässt Orlando in seiner Liebe auch eine Spur von Gedichten und Hymnen. Das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel auf der Bühne geht reihum, das Figurenpersonal des Originals wird manchmal überraschend umgedeutet.