Von Ernst Moritz Arndt lernen
Greifswald. Wie ich aus vielen Leserbriefen an die OZ gelernt habe, sei es das Verdienst von Ernst Moritz Arndt gewesen, dass er ein Deutschland wolle, dass „alle“ Deutschen umfasst. Und zitiert wurde immer wieder die Liedzeile: „Das ganze Deutschland soll es sein.“
Deshalb wundert es mich, dass im Streit um den Namen der Universität immer wieder den „hier nicht Verwurzelten“ oder „Zugezogenen“ das Rederecht abgesprochen wird. Verläuft die Grenze von Deutschland an Vorpommern entlang? Wie viele Jahre muss man denn in Greifswald leben, wie sehr muss man sich ehrenamtlich um das Wohl dieser Stadt bemühen, um an öffentlichen Diskussionen teilnehmen zu dürfen?
Erst am Dienstag, den 28.2., zeigte ein Leserbrief in aller Deutlichkeit, dass des den Befürwortern des Patronats eigentlich gar nicht um Arndt geht. Dort wird ganz offen ausgesprochen, dass es darum geht, die Eliten gegen „uns" einfache Leute auszuspielen, die Zugezogenen gegen „uns" Einheimische, die Westdeutschen gegen „uns“ Ostdeutsche. Was das mit der Frage zu tun hat, ob man einen Universitätsnamen, der 1933 vergeben wurde, behalten sollte, wird mir nicht klar.
Und noch ein Argument in dem genannten Leserbrief bleibt mir unklar: Warum spricht es für Arndt, dass seine Schriften nur den „damals gesamteuropäische(n) antijüdische(n) Zeitgeist“ widerspiegeln? Auch 1933 war der Zeitgeist gesamteuropäisch antijüdisch. Entschuldet das irgendjemanden?
P.S. Dies war kein Leserbrief für oder gegen Arndt als Universitätspatron – nur über unsaubere Argumentation!
Joachim Schiedermair