„Glass Onion – A Knives Out Mystery“ – Daniel 007 Craig glänzt wieder als Meisterdetektiv
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Er dringt Schicht um Schicht zu des Rätsels Lösung vor: Für Ex-007 Daniel Craig ist der Detektiv Benoit Blanc eine weitere tolle Rolle. Szene aus der gläsernen Zwiebelkuppel, die dem Film „Glass Onion – A Knives Out Mystery“ den Namen gibt.
© Quelle: John Wilson/Netflix © 2022
Was man von Elon Musk halten soll? Nun, es soll immer mehr Menschen geben, die nicht mehr so rundum glücklich sind, dass sie sich einen Tesla gekauft haben. Und immer mehr Leute – aber längst noch nicht genug – sagen derzeit „Auf Twittersehn!“, nachdem der neue Erwerber des Kurznachrichtendienstes dort nach Gutsherrenart regiert. Musk erscheint als Fantastilliardär ohne die Prinzipienfestigkeit eines Dagobert Duck. Ein konservativer Clown, ein erratischer Kindskopf – ein wenig ist er wie die Weltbeherrschungsaspiranten in den James-Bond-Filmen.
Einer komplett „muskesken“ Figur begegnen wir dieser Tage in „Glass Onion“, Regisseur Rian Johnsons neuer Detektivgeschichte. Der superreiche Miles Bron (Edward Norton) begrüßt seine illustren Wochenendgäste auf der eigenen griechischen Insel, indem er ihnen am Strand „Blackbird“ von den Beatles vorspielt. Danach erwähnt er, es handele sich um die Gitarre, auf der der Song komponiert worden sei, worauf er das Instrument achtlos in den Sand wirft und „war nur ein Scherz“ hinterdrein schickt. Ein anstrengender Typ, so viel steht fest.
Der Supermilliardär lädt sich Spielgefährten für ein Live-„Cluedo“ ein
Einer, der sich eine riesige Kuppel aus Glas gebaut hat, die dem Film seinen Namen gibt. Der darin allerhand Überraschungen für die lieben Freunde bereithält, mit denen er am Wochenende lang eine Art „Cluedo live“ spielen will. Bron selbst soll in dem lustigen Kriminalspiel das „Opfer“ sein, die anderen sollen unter sich den „Mörder“ und sein Motiv ausfindig machen.
Dass Privatdetektiv Benoit Blanc im illustren Kreis der Rätsellöser ist (eine Superinfluencerin, eine US-Politikerin und ein Wissenschaftler gehören unter anderem zu Brons Buddys), ist selbst ein Rätsel, denn Bron sagt, er habe ihm gar keine der überaus extravagant verpackten Einladungskarten geschickt. Wo er nun aber schon mal da ist, verdirbt Blanc Bron binnen zwei Minuten den ganzen Spaß.
In der Insellangeweile tun sich Abgründe auf
Muskesken Menschen tut man so etwas nicht an, und in der nun rasch sich ausbreitenden Langeweile tun sich bald schon Abgründe auf. Die Freunde Brons mögen einander nicht wirklich und sie mögen auch Bron nicht so sehr, wie sie zunächst heucheln. Bald schon – eigentlich braucht man es kaum zu erwähnen – geschehen wirkliche Morde.
Es ist der zweite Auftritt von Daniel Craig als Privatdetektiv Benoit Blanc. Vor drei Jahren untersuchte der virilste James-Bond-Darsteller seit Sean Connery in Rian Johnsons „Knives Out“ (2019) die Hintergründe der Ermordung eines Kriminalschriftstellers und entdeckte inmitten eines Starensembles (darunter Don Johnson, Jamie Lee Curtis, Ana de Armas) dieses sehr britischen, wiewohl in den USA spielenden Whodunnit, dass Sterben ziemlich oft mit Erben zu tun hat.
Der Superreiche ist ein potenzieller Weltbeherrscher wie in Craigs 007-Filmen
Der Film war ein Überraschungserfolg, zwei Fortsetzungen wurden angekündigt. Nun ist die erste da und das Beste gleich vorweg: Anders als viele „zweite Teile“ ist dieser dem Originalfilm absolut ebenbürtig. Und damit Craig, dessen Bond-Zeit unwiederbringlich vorüber ist, nicht aus der Übung kommt, hat er es auch in dieser Krimikomödie wieder mit einem Weltbeherrschungsaspiranten zu tun. Bron faselt von „Disruption“, von „Systemumsturz“ und wedelt mit einem kristallinen Wasserstofftreibstoff, der die Zukunft verändern soll.
Erneut ist Johnsons Ensemble ein Fest – als da wären: Kathryn Hahn als Gouverneurskandidatin Claire, die unbedingt schlechte Schlagzeilen vermeiden will, Dave „Galaxy-Guardian“ Bautista als Halbwelt-Kraftprotz Duke, der selbst in der Badehose ein Pistolenhalfter hat, Kate Hudson als Superinfluencerin Birdy, die die Leere im Leben mit Partys zustopft und Janelle Monáe, die Brons Geschäftspartnerin war, der eigentliche Kopf des Duos, von ihm übel ausgebootet wurde und durch deren melancholischen Blick Mordlust schimmert.
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Zu erzählen, mit welchen Finessen der Regisseur und Autor seine Story auskleidet, verbietet sich natürlich. Nur so viel: Bis zum Schluss wird man superb unterhalten – mit seinen Schlussworten liest Blanc allen Freakmilliardären der Wirklichkeit gehörig die Leviten. Und der Letzten Generation – mehr soll hier nicht verraten werden – dürfte beim feurigen Höhepunkt des Finales glatt der Topf mit der Kunstschändungserbsensuppe aus der Hand rutschen.
Man grinst nach diesem Film von Weihnachten bis Silvester.
„Glass Onion – A Knives Out Mystery“, Film, 139 Minuten, Regie: Rian Johnson, mit Daniel Craig, Janelle Monáe, Edward Norton, Kate Hudson, Kathryn Hahn, Dave Bautista, Madelyn Clyne (ab 23. Dezember bei Netflix)