Ausbeutung von Arbeitern in WM-Stadien in Katar: Neuer Bericht bringt erschreckende Details ans Licht
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Bauarbeiter erneuern Wege in der Innenstadt von Doha. (Archivfoto)
© Quelle: picture alliance/dpa
London. Eine Menschenrechtsorganisation hat neue detaillierte Vorwürfe zur Ausbeutung von Arbeitern in den WM-Stadien in Katar vorgelegt. Die aus Billiglohnländern stammenden Arbeiter seien Diskriminierung ausgesetzt gewesen, hätten ihre Löhne nicht bekommen und seien misshandelt und geschunden worden, hieß es in dem am Donnerstag veröffentlichen Bericht der Organisation Equidem mit Sitz in London.
Für den 75 Seiten langen Bericht sprach die Organisation nach eigenen Angaben über einen Zeitraum von zwei Jahren mit 60 Arbeitern, die alle anonym bleiben wollten. Ihre Schilderungen legten nahe, dass die von Katar in den Jahren vor der Fußball-Weltmeisterschaft beschlossenen Reformen auf dem Arbeitsmarkt in der Realität vielfach ignoriert werden.
Sie berichteten, dass sie Vermittlungsgebühren für eine Anstellung zahlen mussten, wodurch sie schon hoch verschuldet waren, bevor sie überhaupt anfingen. Lange Arbeitstage in brütender Hitze seien an der Tagesordnung gewesen, Afrikaner und Menschen aus dem Süden Asiens hätten die gefährlichsten Arbeiten verrichten müssen. Proteste oder die Bildung von Gewerkschaften waren untersagt. Sie hätten Angst gehabt, sich zu beschweren, denn sonst hätten sie ihren Job verlieren können, berichteten die Arbeiter.
Katar spricht von Ungenauigkeiten und Fehlinterpretationen
Die Erstautorin des Berichts, Namrata Raju, sagte, den Zuschauern sollte bewusst sein, dass die Stadien, in denen sie sitzen, unter Bedingungen entstanden, die man zumindest zum Teil als Zwangsarbeit oder Form der modernen Sklaverei bezeichnen könnte. Amnesty International und Human Rights Watch haben ähnliche Missstände dokumentiert.
Auf den Bericht von Equidem angesprochen erklärte das Medienbüro von Katar, dass allein im Oktober 3700 Inspektionen durchgeführt und Arbeitschutzregelungen durchgesetzt worden seien. Das für die Ausrichtung der WM zuständige Gremium, das Oberste Komitee für die Umsetzung und das Vermächtnis des Turniers, erklärte, der Equidem-Bericht sei voller Ungenauigkeiten und Fehlinterpretationen. Reformen seit 2014 hätten die Situation der Arbeiter deutlich verbessert.
Gegen ein französisches Bauunternehmen wurden in dieser Woche wegen möglicher Menschenrechtsverletzungen auf WM-Baustellen in Katar offiziell Ermittlungen eingeleitet. Bei den Vorwürfen geht es um Zwangsarbeit, menschenunwürdige Wohn- und Arbeitsbedingungen und unzureichender Bezahlung von Wanderarbeiterinnen und -arbeitern.
RND/AP