Fast 500 deutsche Mittelständler haben sich im chinesischen Taicang im Laufe der Jahre angesiedelt. Doch die unternehmerische Erfolgsgeschichte wird mittlerweile von politischen Spannungen überschattet. Ein Besuch in einer Stadt, die mit Oktoberfest und Wirtshäusern aufwartet.
Als sich der Automobilzulieferer Kern-Liebers eine Autostunde nördlich von Shanghai niederließ, starteten die Baden-Württemberger mit gerade einmal sechs Mitarbeitern. Rund 30 Jahre später empfängt Simon Veit, ein hemdsärmeliger Managertyp mit festem Handschlag, vor einem hochmodernen Produktionswerk, in dem rund 800 Angestellte auf einer Fläche von über fünf Fußballfeldern arbeiten. „Bis etwa 2018 etwa ging alles mit chinesischer Geschwindigkeit voran“, sagt Regionalleiter Veit, während er mit großen Schritten durch die hell beleuchteten Korridore des Fabrikgeländes führt. Zuletzt jedoch, sagt Veit, hätten sich die Probleme in China gehäuft: neue Steuerregelungen, die Corona-Pandemie und schließlich ein weltweiter Chipmangel. „Seither ist der Krisenmodus zum neuen Normalzustand geworden“, sagt der gebürtige Schramberger.