Sorge um iranische Kletterin: Hat Teheran Elnas Rekabi festgenommen, weil sie ihr Kopftuch ablegte?
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18.10.2022, Südkorea, Seoul: Die iranische Nationalflagge flattert vor der iranischen Botschaft im Wind. Weltweit sorgen sich Menschen um die iranische Klettermeisterin Elnas Rekabi. Die 33-Jährige soll sich laut Medienberichten vom Dienstag auf dem Weg zurück in ihr Heimatland befinden. Ihr Pass und Mobiltelefon sollen Berichten in den sozialen Medien zufolge beschlagnahmt worden sein, auch von einer Festnahme war die Rede. Die iranische Botschaft in Seoul wies diese Berichte kategorisch zurück. Rekabi und ihr Team würden wie geplant am Dienstag wieder nach Teheran zurückfliegen, hieß es. Rekabi hatte im Finale der Asienmeisterschaft in Seoul das für iranische Sportlerinnen obligatorische Kopftuch abgenommen. Dies wurde als Zeichen ihrer Solidarität mit der Frauenbewegung im Iran und den Protesten gegen den Kopftuchzwang gesehen. Foto: Lee Jin-Man/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
© Quelle: Lee Jin-Man/AP/dpa
Teheran/Seoul. Weltweit sorgen sich Menschen um die iranische Klettermeisterin Elnas Rekabi. Die 33-Jährige soll sich laut Medienberichten vom Dienstag auf dem Weg zurück in ihr Heimatland befinden. Ihr Pass und Mobiltelefon sollen Berichten in den sozialen Medien zufolge beschlagnahmt worden sein, auch von einer Festnahme war die Rede. Die iranische Botschaft in Seoul wies diese Berichte kategorisch zurück. Rekabi und ihr Team würden wie geplant am Dienstag wieder nach Teheran zurückfliegen, hieß es.
Rekabi hatte im Finale der Asienmeisterschaft in Seoul das für iranische Sportlerinnen obligatorische Kopftuch abgenommen. Dies wurde als Zeichen ihrer Solidarität mit der Frauenbewegung im Iran und den Protesten gegen den Kopftuchzwang gesehen.
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In den sozialen Medien jedoch wurde die Sportlerin von den Iranern gefeiert. „Wir sind stolz auf dich“, hieß es in einer der zahlreichen Reaktionen auf Twitter. Rekabi belegte am Ende den vierten Platz.
Eine neue Ikone der Frauenproteste im Iran?
In der Nacht zum Dienstag strömten zahlreiche Iraner zum Hauptstadtflughafen in Teheran, um Rekabi als neue Heldin der Frauenproteste zu feiern. Doch die Straßen zum Flughafen waren in der Nacht abgeriegelt, nur Personen mit einem gültigen Flugticket erlaubte die Polizei die Weiterfahrt. Diese Angaben wurden von den iranischen Behörden noch nicht bestätigt.
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© Quelle: Reuters
In einer Instagram-Story eines Accounts, der Rekabi zugeschrieben wird, entschuldigte sich die Sportlerin dafür, kein Kopftuch getragen zu haben. „Durch ein unpassendes Timing und einen unvorhersehbaren Aufruf zum Klettern“ habe sie das Kopftuch unabsichtlich nicht getragen, hieß es darin. „Zurzeit bin ich mit dem Team auf dem Weg in den Iran, gemäß dem vorher vereinbarten Zeitplan.“ Beobachter deuteten die Entschuldigung als erzwungene Stellungnahme. Die iranischen Behörden üben regelmäßig Druck auf Aktivisten im In- und Ausland aus. Auch im Staatsfernsehen werden ähnliche Entschuldigungen veröffentlicht, die von Menschenrechtsgruppen als erzwungene Geständnisse kritisiert werden.
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Seit der islamischen Revolution von 1979 müssen die iranischen Frauen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch und lange Jacken tragen, um so Haare und Körperkonturen zu verbergen. Dieses Gesetz gilt auch für alle Sportlerinnen des islamischen Landes, insbesondere bei Wettbewerben im Ausland.
Nicht die erste Sportlerin, die das iranische System kritisiert
Beobachter rechnen mit einem Ausschluss Rekabis aus der Nationalmannschaft und einem Ausreiseverbot. Kritiker fürchten, dass Rekabi festgenommen und eingeschüchtert wurde. Seit Ausbruch der landesweiten Proteste haben bereits mehrere prominente Sportler - unter ihnen auch die ehemaligen Fußballprofis Ali Daei, Ali Karimi und Mehdi Mahdavikia - das System wegen der Unterdrückung der Frauenproteste kritisiert und ihre Solidarität mit den Demonstranten verkündet.
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, schrieb auf Twitter: „Wo ist die iranische Sportlerin #ElnazRekabi? Und wo ist ihr Bruder? Ihre Schicksale stehen für so viele Iraner*innen, gerade in diesen Tagen. Wir fordern vom Regime die Freilassung aller, die friedlich protestiert haben, für ihre Rechte eingestanden + zu Unrecht inhaftiert sind!“
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Auslöser der Proteste war der immer noch unaufgeklärte Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Die junge Frau war im vergangenen Monat von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil ihr Kopftuch leicht verrutscht war und ein paar Haarsträhnen zu sehen waren.
RND/dpa