Explosion in Leverkusen: Keine Rückstände von Dioxin in Rußpartikeln festgestellt
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Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen unweit einer Zufahrt zum Chempark in Leverkusen, über dem eine dunkle Rauchwolke aufsteigt.
© Quelle: Oliver Berg/dpa
Leverkusen. Die Untersuchungen der Ruß- und Staubrückstände, die nach dem Brand in der Müllverbrennung des Chemieparks Leverkusen in den umliegenden Wohngebieten niedergingen, haben nach Angaben des Landesumweltamtes nur eine geringe Schadstoffbelastung ergeben. Es seien keine Rückstände von Dioxin und dioxinähnlichen Stoffen in den Rußpartikeln festgestellt worden, teilte das Landesamt am Freitag mit. Bei den Polychlorierten Biphenylen (PCB) und den Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) seien sehr geringe Werte gemessen worden, die die Bewertungsgrenzen unterschritten.
Ulrich Quaß, Leiter des Fachbereichs für den Sondereinsatz beim Landesumweltamt, sagte bei einer Pressekonferenz am Nachmittag, dass in Proben der Rußpartikelniederschläge entgegen den Befürchtungen und Erwartungen keine kritischen Werte an Dioxin und PCB festgestellt worden seien. „Das ist eine gute Nachricht, dass diese Partikel nicht wirklich kritisch sind.” Die Partikel enthielten keine umweltrelevanten Schadstoffe.
Ermittlungen gehen weiter
Die Ermittlungen, welche weiteren Stoffe bei dem Unfall beteiligt waren, dauerten noch an. Daher sei noch unklar, ob weitere, bisher unbekannte Stoffe in die nähere Umgebung der Brandstelle eingetragen worden seien, so Quaß. Deshalb empfehle das Landesamt, die bisher geltenden Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge aufrechtzuerhalten.
Die Menschen sollten weiterhin auf den Verzehr von Obst und Gemüse aus dem Garten verzichten, verunreinigte Flächen nicht anfassen und auch nicht selber reinigen. Das gelte für das betroffene Stadtgebiet Leverkusen und die unmittelbar angrenzenden Bereiche der Städte Leichlingen und Opladen.
Martin Oehler, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt, sagte: „Das ist ein Ruß wie jeder andere auch und in dieser Hinsicht unkritisch.” Es sei trotzdem richtig, noch einmal gezielt zusätzliche Untersuchungen zu machen. Er begründete das mit einem „sehr strengen Vorsorgeprinzip”. Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath betonte: „Der Schutz der Bevölkerung steht im Mittelpunkt.”
Hans Gennen, Geschäftsführer der Chempark-Betreiberfirma Currenta im Bereich Technik, betonte, dass weiter nach zwei vermissten Mitarbeitern gesucht werde. Bislang wurden vier Menschen tot gefunden. Ein Schwerverletzter starb zudem im Krankenhaus. Man werde das Unglück „restlos aufklären”, so Gennen. Alle verfügbaren Kräfte würden zusammengezogen, um mit den Reinigungsarbeiten so schnell wie möglich voranzukommen, um die Geruchsbelästigung für Bürgerinnen und Bürger zu minimieren.
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung
Nach der Detonation hatten am Dienstag im Leverkusener Chempark – einem Gelände mit Chemieunternehmen – Tanks gebrannt, in denen nach Angaben der Betreiberfirma Currenta „organische Lösungsmittel” lagerten. „Das ist eine Klasse an Lösungsmitteln, die in der Chemie einfach als Reststoffe anfällt”, hatte Chempark-Leiter Lars Friedrich erklärt.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion gegen unbekannt. Sie will herausfinden, ob menschliche Fehler zu der Katastrophe führten.
RND/dpa/seb