„Hotel Ruanda“-Held Paul Rusesabagina wird freigelassen
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Paul Rusesabagina bei einer Gerichtsverhandlung im Jahr 2020.
© Quelle: Uncredited/AP/dpa
Kigali. Der wegen Terrorvorwürfen verurteilte ruandische Regierungskritiker Paul Rusesabagina kommt aus der Haft frei. Regierungssprecherin Yolande Makolo sagte am Freitag der Nachrichtenagentur AP, die Haftstrafe werde auf Anordnung von Präsident Paul Kagame nach einem Gnadengesuch ausgesetzt. Dies bedeute nach ruandischem Recht jedoch keine Aufhebung seiner Verurteilung. Der Hotelmanager Rusesabagina war die Inspiration für den Film „Hotel Ruanda“, der davon erzählt, wie er während des Völkermords 1994 ethnische Tutsi beherbergte und ihnen so das Leben rettete.
Der 68-jährige Rusesabagina, der die belgische Staatsbürgerschaft besitzt, soll nach Angaben der Präsidentensprecherin am Samstag aus der Haft freikommen. Die Strafen gegen 19 weitere Menschen seien ebenfalls umgewandelt worden. „Ruanda nimmt die konstruktive Rolle der US-Regierung bei der Schaffung von Bedingungen für einen Dialog über dieses Thema sowie die Unterstützung durch Katar zur Kenntnis“, sagte Makolo. Präsident Paul Kagame erklärte Anfang des Monats, es liefen Gespräche zur Lösung des Problems.
Der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madschid Al-Ansari, teilte mit, das Verfahren für die Überstellung Rusesabaginas laufe. Von Katar aus werde er dann in die Vereinigten Staaten reisen. Diese Frage sei zwischen katarischen und ruandischen Vertretern auf höchster Ebene erörtert worden.
Internationale Kritik am Urteil gegen Rusesabagina
Die Verurteilung Rusesabaginas wurde international als ungerecht bezeichnet. Rusesabagina verschwand 2020 während eines Besuchs in den Vereinigten Arabischen Emiraten und tauchte Tage später in Ruanda in Handschellen wieder auf. Seine Familie sagte, er sei entführt und gegen seinen Willen für einen Gerichtsprozess nach Ruanda gebracht worden. Er wurde in acht Anklagepunkten verurteilt, darunter Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Mord und Entführung. Doch die Umstände seiner Verhaftung, sein eingeschränkter Zugang zu einem unabhängigen Anwaltsteam und sein sich verschlechternder Gesundheitszustand lösten international Besorgnis aus.
Rusesabagina erklärte, seine Verhaftung sei eine Reaktion auf seine Kritik an Kagame wegen Menschenrechtsverletzungen. Kagames Regierung hat wiederholt bestritten, abweichende Meinungen durch Verhaftungen und außergerichtliche Tötungen zu verfolgen. In einem Brief an Kagame schrieb Rusesabagina im Oktober, er werde im Fall seiner Freilassung den Rest seiner Tage in den USA verbringen. Er hege keine persönlichen oder politischen Ambitionen und werde die ruandische Politik hinter sich lassen.
Rusesabagina wird zugeschrieben, während des Völkermords in Ruanda 1994 mehr als 1000 Tutsi in dem von ihm geführten Hotel beherbergt zu haben. Damals wurden mehr als 800.000 Tutsi und Hutus, die sie zu schützen versuchten, getötet. Für seine Leistung wurde ihm die Freiheitsmedaille des US-Präsidenten verliehen. Er wurde zu einem öffentlichen Kritiker von Kagame und verließ Ruanda 1996, lebte zunächst in Belgien und dann in den USA.
RND/AP