Olympiaattentat von 1972: Hinterbliebene lehnen millionenschweres Entschädigungsangebot des Bundes ab
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Olympiaattentat in München, 5. September 1972 (Archivbild).
© Quelle: IMAGO/Heinz Gebhardt
Die Hinterbliebenen des Terroranschlags auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München 1972 haben ein Angebot der Bundesregierung auf Entschädigung abgelehnt. „Die Summe, die uns angeboten wurde, ist beleidigend“, sagte die Sprecherin der Opferfamilien, Ankie Spitzer, am Mittwoch dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wir sind verärgert und enttäuscht.“ Sollte es bei dem Angebot bleiben, würden die Angehörigen nicht zur Gedenkfeier des 50. Jahrestags des Attentats Anfang September nach München kommen.
Das Angebot, das der neue deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, den Opferfamilien am vergangenen Freitag in der Botschaft in Tel Aviv vorstellte, sieht eine umfassende historische Aufarbeitung und eine Öffnung der Archive „sowie ein Angebot weiterer Anerkennungsleistungen an die Hinterbliebenen der Opfer des Attentats“ vor, wie das Bundesinnenministerium gegenüber dem RND erklärt.
10 Millionen Euro für alle Hinterbliebenen
Nach Angaben der Opferfamilien sieht der Vorschlag eine Gesamtleistung von 10 Millionen Euro für alle Hinterbliebenen vor, wobei frühere Zahlungen aus den Jahren 1972 und 2002 von insgesamt rund 4,5 Millionen Euro angerechnet werden sollten. Dies entspreche aber nicht internationalen Standards in ähnlichen Fällen, kritisiert Spitzer. „Wir wollten nie öffentlich über Geld reden“, sagte Spitzer, „aber nun sind wir gezwungen, es zu tun.“
Zusammen mit den Familien hatte auch Israels Präsident Jitzchak Herzog nach Deutschland reisen wollen. Bis zum 15. August soll nun bei Regierungsgesprächen zwischen Deutschland und Israel nach einer Lösung für die Entschädigungsfrage gesucht werden.
Bei dem Attentat einer palästinensischen Terrorgruppe und einer gescheiterten Befreiungsaktion der deutschen Polizei waren am 5. und 6. September 1972 insgesamt elf israelische Sportler sowie ein Polizist ums Leben gekommen.
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