Sohn von Drogenboss „El Chapo“ festgenommen: Wer ist Ovidio Guzmán?
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Der mutmaßliche Drogenboss Ovidio Guzman während seiner Festnahme im Jahr 2019
© Quelle: Twiter/@entre_guerras_
Er ist der Sohn eines der mächtigsten Drogenbosse der Welt. Sein Vater heißt Joaquín „El Chapo“ Guzmán, ehemaliger Chef des Sinaloa-Kartells in Mexiko, verantwortlich für Tonnen von geschmuggeltem Kokain und Heroin und schätzungsweise 3000 Morde. Nach der endgültigen Festnahme des Drogenpatriarchen im Jahr 2016 stieg Ovidio Guzmán zu einem hochrangigen Anführer in dem Kartell auf. Nun wurde der 32-Jährige durch mexikanische Sicherheitsbehörden verhaftet. Was ist über ihn bekannt?
Ovidio Guzmán López kam am 29. März 1990 als Kind von „El Chapo“ und dessen zweiter Ehefrau, Griselda López, zu Welt. Bereits als Teenager soll er in die Drogengeschäfte seines Vaters verwickelt gewesen sein. Nachdem der berüchtigte „El Chapo“ 2016 verhaftet und 2017 an die USA ausgeliefert wurde, führte Ovidio Guzmán gemeinsam mit seinen Brüder die Drogengeschäfte weiter. Seitdem verschärften sich jedoch auch die blutigen Auseinandersetzungen mit dem konkurrierenden Kartell Jalisco New Generation Cartel (CJNG), das sich 2010 vom Sinaloa-Kartell abgespaltet hatte.
Schießereien nach Verhaftung von Drogenboss in Mexiko
Sicherheitskräfte haben den Sohn von Joaquin „El Chapo“ Guzman und aktuellen Anführer des Sinaloa-Kartells, Ovidio Guzman, festgenommen.
© Quelle: Reuters
2019 ließ ihn die mexikanische Regierung wieder laufen
In der Szene ist Ovidio Guzmán auch unter den Namen „el ratón“ („die Maus“) oder „el nuevo ratón“ („die neue Maus“) bekannt. Woher der Spitzname stammt, ist nicht eindeutig geklärt. Einige leiten den Namen aus seiner Liebe zu seltenen Tieren ab. Eine andere Theorie lautet, der Name weise auf sein diskretes Vorgehen hin.
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Ovidio Guzman bei seiner Festnahme in 2019.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Tatsächlich blieb Ovidio Guzmán im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern lange Zeit im Hintergrund. Das änderte sich im Oktober 2019, als die mexikanischen Behörden den jungen Drogenhändler vorläufig festnahmen und daraufhin die Gewalt in Culiacan, Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa und Zentrum des Drogenhandels, eskalierte. Kartellmitglieder gingen schwer bewaffnet auf die Straße. Auf den Bildern waren brennende Lastwagen und Leichen auf der Straße zu sehen, wie die Tageszeitung „The Washington Post“ berichtete. Daraufhin veranlasste der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador die Freilassung des jungen Guzmán. Später rechtfertigte er diesen Schritt damit, dass er die Bevölkerung schützen wollte.
Ovidio Guzmán soll für mehrere Morde verantwortlich sein
Auch die US-Behörden haben Ovidio Guzmán schon lange im Visier. In den Vereinigten Staaten wurde er wegen des Handels mit Kokain, Methamphetamin und Marihuana bereits 2018 angeklagt, wie der Sender NBC berichtete. Demnach betrieb er eine Reihe von Labors zur Herstellung von Methamphetaminen. Pro Monat sollen dort zwischen 1,5 und 2,5 Tonnen der Droge hergestellt werden. Guzmán zählt zudem zu den bedeutendsten Händlern mit der Droge Fentanyl. Das synthetische Opioid wirkt 80-mal stärker als Morphium und ist in den USA für Rekordzahlen an Todesfällen durch eine Überdosis verantwortlich. Das US-Außenministerium hatte seit Dezember 2021 ein Kopfgeld von 5 Millionen US-Dollar auf Ovidio Guzmán und seine Brüder ausgesetzt.
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Wie auch sein Vater soll Guzmán für mehrere Morde verantwortlich sein. Zu seinen Opfern zählten demnach Informanten, Konkurrenten und auch ein bekannter mexikanischer Sänger, der sich weigerte, auf seiner Hochzeit zu singen. Laut mexikanischen Medien hat Guzmán seine langjährige Freundin Adriana Meza Torres geheiratet.
Schüsse und brennende Lastwagen bei der Festnahme
Am Donnerstag wurde Ovidio Guzmán erneut von den mexikanischen Sicherheitsbehörden gefasst – auch dieses Mal kam es während der Militäroperation zu einer Gewalteskalation. Mutmaßliche Bandenmitglieder und die Sicherheitskräfte lieferten sich in Culiacán über Stunden massive Gefechte, 29 Menschen kamen ums Leben. 19 mutmaßliche Kriminelle und zehn Soldaten seien während des Zugriffs und der stundenlangen Schießereien getötet worden, sagte Verteidigungsminister Luis Cresencio Sandoval am Freitag.
Nach seiner Festnahme wurde Ovidio Guzmán nach Mexiko-Stadt gebracht und der Staatsanwaltschaft für organisierte Kriminalität überstellt. Der mexikanische Außenminister Marcelo Ebrard erklärte allerdings, dass Guzmán zumindest nicht sofort an die USA ausgeliefert werde.
Die Festnahme von Ovidio Guzmán gilt als harter Schlag gegen die Führungsriege des Sinaloa-Kartells – und als ein Zeichen, dass die mexikanische Regierung strikter gegen die Drogengeschäfte vorgehen will. Diesmal wird sie Ovidio Guzmán wohl nicht gehen lassen.
Mit Informationen der dpa