Kommentar

Angela Merkel und Russland: Etwas Selbstkritik wäre angebracht

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht im Berliner Ensemble neben dem Journalisten und Autor Alexander Osang.

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht im Berliner Ensemble neben dem Journalisten und Autor Alexander Osang.

Angela Merkel war wie erwartet souverän. Als sie sich am Dienstagabend ein halbes Jahr nach dem Ende ihrer Amtszeit und rund drei Monate nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine erstmals ausführlich der Öffentlichkeit präsentierte, da ließ die langjährige Kanzlerin keine Zweifel aufkommen: Entschuldigen werde sie sich nicht – weder für ihre Politik gegenüber Russland noch für jene gegenüber der Ukraine. Fehler wollte Merkel nicht erkennen. Das ist bedauerlich.

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Zwar wusste man während ihres Auftritts rasch, was man an Nachfolger Olaf Scholz bisweilen schmerzlich vermisst: Gelassenheit und ein gewisses Format. Merkel hatte die Fähigkeit, Vorwürfe an sich abprallen zu lassen. Sie hat sich diese Fähigkeit bewahrt. Insofern waren die knapp zwei Stunden auf der Bühne des Berliner Ensembles auch eine Vermisstenanzeige in eigener Sache.

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Freilich wäre Selbstkritik angebracht gewesen. Sicher, die strategischen Zwänge im Dauerkonflikt um die Ukraine bleiben auch in der Rückschau nachvollziehbar. Die Ukraine von vor 15 Jahren war nicht die Ukraine von heute. Überdies schwebte die Gefahr eines großen russischen Angriffs stets im Raum.

Doch die energiepolitische Abhängigkeit von Russland fällt ebenfalls wesentlich in Merkels Verantwortung. An Nord Stream 2 hat sie trotz Widerspruchs im eigenen Umfeld unbeirrt festgehalten. Das waren Fehler – vermeidbare Fehler über Jahre mit nun jahrelang gravierenden Folgen.

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Von einem anderen Interviewpartner wäre Angela Merkel hartnäckiger befragt worden. Doch zu ihrer Souveränität gehört heute mehr denn je, dass sie sich die Umstände ihrer Befragungen nach dem Kriterium der „Freude“ aussuchen kann. Von dieser Möglichkeit macht sie Gebrauch.

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