Bildungsvergleich: Deutsche Grundschüler verschlechtern sich weiter in Deutsch und Mathe
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Aufgrund von Schulschließungen blieben die Klassenzimmer während der Pandemie des Öfteren leer.
© Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Berlin. Die Jüngsten traf es während der Corona-Pandemie durch Schulschließungen, Wechselunterricht und Distanzlernen besonders hart. Diese Maßnahmen wirkten sich auch auf die schulischen Leistungen von Grundschulkindern aus, wie der Bildungstrend 2021 des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) nun zeigt. Dabei untersuchte das IQB zum dritten Mal seit 2011 im Auftrag der Kultusministerkonferenz, inwiefern Viertklässler die bundesweit geltenden Bildungsstandards für den Primärbereich in den Fächern Mathe und Deutsch erreichen.
Die Daten wurden zwischen April und August 2021 aus insgesamt 1464 Schulen aller 16 Bundesländer erhoben, also ein Jahr nach Beginn der Pandemie. Lediglich die länderspezifischen Daten für Mecklenburg-Vorpommern tauchen aufgrund von Schulschließungen und einem folgenden Mangel an Daten nicht im Vergleich auf.
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Rückgang im Vergleich zu 2016
In allen vier untersuchten Kompetenzbereichen – Lesen, Zuhören, Orthografie und Mathematik – erreichen oder übertreffen deutlich weniger Grundschüler die Regelstandards in Mathe und Deutsch als noch 2016: Beim Lesen ist dieser Anteil um 8 Prozent, beim Zuhören und der Orthografie um 10 Prozent und in Mathe um 7 Prozent gesunken.
Währenddessen steigt der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die noch nicht einmal die Mindeststandards in beiden Fächern erreichen. In den Bereichen Lesen, Zuhören und Mathematik verfehlen rund 20 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler die Mindestanforderungen, im Bereich Orthografie sogar rund 30 Prozent. Besonders betroffen sind unter anderem Berlin, Brandenburg und Bremen. Laut KMK weisen die Schüler dort ein hohes Risiko für einen weniger erfolgreichen Bildungsweg auf.
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Beispielaufgabe für die Mindeststandards im Kompetenzbereich Lesen.
© Quelle: Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Lernrückstände von mindestens einem Drittelschuljahr
Der Kompetenzrückgang in Deutschland entspricht insgesamt einem Lernrückstand von etwa einem Drittelschuljahr im Lesen, einem halben Schuljahr im Zuhören und einem Viertelschuljahr bei Orthografie und Mathematik. Auch wenn die Corona-Pandemie eine große Rolle gespielt habe, sei sie nicht der einzige Grund für die gesunkenen Leistungen der Grundschüler.
Migration und soziale Disparitäten als weitere Gründe
Durch Migration werde die Schülerschaft auch immer heterogener, vor allem was die Kenntnisse des Deutschen als Bildungssprache angeht. Laut IQB haben deutschlandweit fast 40 Prozent der befragten Viertklässler einen Zuwanderungshintergrund, Tendenz steigend. Auch der Anteil der Schülerschaft, der nur manchmal Deutsch zu Hause spricht, wächst laut IQB. „Mehrsprachigkeit ist in Deutschland die Regel“, so die Direktorin des IQB, Petra Stanat.
Auch die soziale Situation der Schüler diene als Indikator für Bildungsgerechtigkeit. „Kompetenzrückgänge bei Grundschülerinnen und -schülern aus sozial weniger privilegierten Familien in Deutschland sind insgesamt stärker ausgeprägt als bei Schülerinnen und Schülern aus sozial privilegierteren Familien“, erklärte die KMK.
Ausblick mit ständiger Kommission der KMK
„Die Ergebnisse sind zwar ernüchternd, aber nicht überraschend“, sagte die baden-württembergische Bildungsministerin für Kultus, Jugend und Sport, Theresa Schopper (Grüne). Deswegen habe die Kultusministerkonferenz bereits vor zwei Jahren die Ständige Wissenschaftliche Kommission beauftragt, die Handlungsempfehlungen für die Leistungssteigerung der Viertklässlerinnen und Viertklässler aussprechen soll. Die Vorschläge des Gremiums sollen im Dezember vorgestellt werden.