Demoskopen erklären: Diese Fehler haben Laschet und die Union gemacht
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Die Union ist nach der Wahl nur noch die zweitstärkste Kraft – wie konnte es dazu kommen?
© Quelle: Getty Images
Am Tag nach der Bundestagswahl beginnt die Analyse: Welche Fehler wurden im Wahlkampf gemacht und wie lässt sich das schlechte Abschneiden so mancher Parteien erklären? Die größten Verluste musste die Union einstecken. Sie verlor 8,9 Punkte und hat nur noch 24,1 Prozent der Stimmen erhalten. Entsprechend groß dürfte auch der Frust in den Unionsreihen sein, wo 49 Abgeordnete nun ihr Bundestagsmandat verlieren.
Söder hätte ein besseres Ergebnis erzielt, meint Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen. Der Grund für das schlechte Abschneiden: Laschet hatte keine ausreichende Unterstützung bei den Unionsanhängern, erst recht nicht in der gesamten Wählerschaft. Jung erklärt: Viele CDU-Anhänger hätten bei dieser Bundestagswahl die SPD gewählt.
Die Fehler der Union
Das schlechte Wahlergebnis der Union ist nach Auffassung des Demoskopen auf eine ganze Reihe an Fehlentscheidungen zurückzuführen: Erst habe die Union „eine Parteivorsitzende verschlissen“, dann „viel zu spät einen neuen Parteivorsitzenden gewählt“ und schließlich „viel zu spät einen Kanzlerkandidaten etabliert“, so Jung. Der neue Vorsitzende Laschet habe sich dann nicht darum gekümmert, neue Wählerschaften an die Union zu binden.
Infratest-Dimap-Geschäftsführer Nico A. Siegel sieht trotz der Zugewinne der SPD den Trend vom Niedergang der Volksparteien weiter bestätigt. SPD und CDU vereinen weniger als 50 Prozent der Stimmen, begründet Siegel dies. Er beobachte bei der Union über sämtliche Politikfelder hinweg eine Erosion des Kompetenzprofils. Vor allem die wirtschaftliche Kompetenz der Union nehme in der Wahrnehmung der Menschen ab. Außerdem sieht Siegel das Problem auch beim Kanzlerkandidaten: „Laschet konnte zu keiner Zeit die Mehrheit der Menschen von seiner Tauglichkeit überzeugen.“ Dass er im Flutgebiet bei der Rede von Bundespräsident Steinmeier gelacht hat, habe den bestehenden Eindruck bei vielen Menschen verstärkt.
Union hinter SPD
Prof. Renate Köcher (Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach) sagt mit Blick auf die möglichen Koalitionen: Die Menschen hätten weder in Jamaika, noch in eine Ampelkoalition großes Vertrauen. Unter den Parteianhängern seien die Lager klar verteilt: Viele Anhänger der Grünen favorisieren eine Koalition mit SPD und viele Anhänger der FDP eine Koalition mit der Union.
Köcher merkt an, dass es eine „enorme Volatilität“ vor der Wahl gegeben habe, vor allem bei der Unterstützung der Union und der Grünen. Zunächst hatten die Grünen viel Zustimmung, weil viele Menschen die große Koalition für eine „Zwangsehe“ gehalten haben, so Köcher. Auch die Fridays-for-Future-Demonstrationen und die Klimadebatte sorgten für Aufschwung. Dann der Wandel: „Die Unterstützung für die SPD stieg Anfang August plötzlich an, das sorgte für Verluste bei den Grünen.“
Wie ist das zu erklären? Umfragen haben laut Köcher gezeigt, dass die Menschen von den Grünen besonders viele Nachteile erwarten würden. Viele Menschen seien daher abgesprungen. Auch Spekulation um Rot-Rot-Grün hätten vor allem den Grünen geschadet, so die Meinungsforscherin.