EVP-Fraktionschef Weber wirft Europäischem Rat „Versagen“ vor
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Der CSU-Politiker Manfred Weber ist seit 2014 Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europäischen Parlament.
© Quelle: imago images/SNA
Berlin. Der Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), hat vor Beginn des EU-Gipfels dem Europäischen Rat Versagen in der Debatte um die Rechtsstaatlichkeit Polens vorgeworfen und vor einem Ausscheiden Polens aus der EU gewarnt.
„Es geht um die Grundsatzfrage, ob in der EU Recht und die Unabhängigkeit der Justiz akzeptiert werden. Dass dieses Thema bisher nicht besprochen worden ist, ist ein Versagen des Europäischen Rats“, sagte Weber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Mit Blick auf den am Donnerstag beginnenden Gipfel sagte Weber: „Wir brauchen da heute Abend Klartext. Der Europäische Rat darf keine Angst vor den echten Debatten haben, die wir in Europa zu führen haben.“
Wenn die Frage der Rechtsstaatlichkeit und der Gültigkeit europäischen Rechts nicht geklärt werde, bestehe die Gefahr eines ungewollten Austritts von Polen aus der EU durch die Hintertür. Es könne nicht sein, dass sich die Staats- und Regierungschefs der EU träfen und die Frage der Rechtsstaatlichkeit in Polen nur ein Randaspekt sei, kritisierte Weber.
Weber verteidigt „technische Maßnahmen“ zur Grenzsicherung Polens
Weber hat zugleich die Abschottung Polens zur Grenze nach Belarus verteidigt und einen humanen Umgang mit den ankommenden Flüchtlingen eingefordert. „Der Staat entscheidet, wer über die Grenzen kommt, nicht irgendwelche Schlepperbanden, nicht Lukaschenko und auch nicht irgendwelche anderen Diktatoren in unserer Nachbarschaft“, sagte er dem RND.
Das Primat der Grenzsicherung müsse von den EU-Staaten ausgeübt werden. Nur dann werde es in der Bevölkerung Verständnis für die Aufnahme von Schutzbedürftigen geben, betonte der CSU-Politiker. „Daher sage ich: Wir müssen die Außengrenzen sichern, auch mit technischen Maßnahmen, wenn es notwendig ist.“
Weber über Geflüchtete an EU-Außengrenze: „Sie sind nicht die Schuldigen“
Der EVP-Chef sagte aber auch: „Was es konkret zu kritisieren gibt: Wenn Menschen an der polnischen Grenze ankommen, dann ist das keine politische Manövriermasse. Deshalb ist meine klare Erwartungshaltung an die polnische Regierung, dass sie human mit den Menschen umgeht, die bei ihr ankommen.“
Diese Menschen seien häufig die Opfer von Schlepperbanden. „Sie sind nicht die Schuldigen“, betonte der CSU-Politiker. An die polnische Regierung sende er die dringende Bitte, „endlich die Unterstützung durch die europäische Grenzschutzagentur Frontex zuzulassen“.
Das gesamte Interview mit dem EVP-Fraktionschef Manfred Weber (CSU) lesen Sie hier.