Fachkräftezuwanderung: Deutschland muss vergeudete Zeit aufholen
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In vielen Bereichen fehlen Fachkräfte, beispielsweise in der Pflege.
© Quelle: Daniel Bockwoldt/dpa
Wenn Deutschland den Fachkräftemangel nicht in den Griff bekommt, gerät die Wirtschaft in eine ernste Schieflage. Die Unternehmen brauchen in den kommenden Jahren Hunderttausende Zuwanderer, um die in das Rentensystem abgewanderten Babyboomer zu ersetzen. Die Ampel geht einen wichtigen Schritt, indem sie die Gesetzgebung zur Fachkräfteeinwanderung modernisiert. Aber essenziell wird sein, dass die neuen Werkzeuge wie die Chancenkarte nach Punktesystem und die Anerkennungspartnerschaften bürokratiearm umgesetzt werden.
Deutschland wegen der Sprache im Nachteil
Hier drohen weitere Papierberge auf die Fachkräfte, Unternehmen und die Antragsstellen zuzukommen. Das muss verhindert werden, wenn die Bundesrepublik Fachkräfte anlocken und nicht abschrecken will. Ein unkomplizierter Antrag auf Zuwanderung über die neuen Systeme, am besten auf mehreren Sprachen, könnte ein echter Anreiz für Ausländer sein.
Die Einwanderung muss grundsätzlich so einfach wie möglich gestaltet werden, damit Fachkräfte sie in Betracht ziehen. Deutschland ist allein aufgrund der deutschen Sprache im Vergleich zu den englischsprachigen Ländern wie die USA oder Kanada im Nachteil. Ganz zu schweigen davon, dass beispielsweise Kanada die Fachkräfteanwerbung schon seit den 1960er-Jahren professionalisiert und Deutschland erst vor wenigen Jahren damit begonnen hat.
Was aber ebenso wichtig ist, ist die Kultur im Land. Noch so einfache Zuwanderungsmöglichkeiten in den Arbeitsmarkt helfen nicht, wenn sich die Personen hierzulande nicht willkommen fühlen – weil die Gesellschaft sie nicht herzlich aufnimmt. Deutschland hat bereits in den 1950- und 1960er-Jahren den Fehler gemacht, die sogenannte Gastarbeitergeneration nur als Arbeitskräfte und nicht als Menschen mit Bedürfnissen zu sehen.
Was auf der Strecke blieb, waren unter anderem ausreichend Integrations- und Sprachkursangebote. Manche sind wieder zurückgegangen. Deutschland muss jetzt rasch aufholen, was in anderen Ländern längst selbstverständlich ist.