Netzagentur-Chef fordert mehr Anstrengungen zum Energiesparen – und warnt vor Verdreifachung des Gaspreises
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Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, steht vor dem Sitz der Behörde.
© Quelle: Oliver Berg/dpa
Bonn/Berlin. Angesichts der angespannten Situation in der Gasversorgung hat der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, die Dringlichkeit des Energiesparens untermauert.
In der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ machte der Behördenchef am Donnerstagabend deutlich, dass beim sogenannten Notfallplan Gas die dritte und letzte Stufe - die Notfallstufe - schwerwiegende Folgen hätte. Dann könnten Industriefirmen nicht mehr so viel Gas kaufen, wie sie wollten, sondern sie wären auf Zuteilungen der Netzagentur angewiesen. Für die Firmen wären die Konsequenzen „schrecklich und einschneidend“, sagte Müller. Energiesparen helfe, damit es gar nicht so weit komme.
Habeck ruft Alarmstufe aus: Dazu dient der „Notfallplan Gas“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die zweite der drei Stufen des „Notfallplans Gas” aktiviert. Was bedeutet das?
© Quelle: RND
Die Bundesregierung hatte am Donnerstag die zweite der drei Stufen ausgerufen, die Alarmstufe. Grund hierfür ist, dass Russland seine Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 deutlich vermindert hat. Ob und wann die nächste Stufe ausgerufen werden muss, ist unklar. Sollte dies kommen, wären private Haushalte zunächst nicht betroffen. „Wir würden private Haushalte so lange schützen, wie das irgendwie möglich wäre“, sagte Müller.
Russland könnte Gaslieferung vollständig einstellen
Müller hält es für möglich, dass Russland die Lieferung von Gas nach Deutschland durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 vollständig einstellt. „Wir können es nicht ausschließen“, sagte er am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“. Darum habe die Bundesnetzagentur verschiedene Szenarien berechnet. „Die meisten Szenarien sind nicht schön und bedeuten entweder zu wenig Gas am Ende des Winters oder aber schon - ganz schwierige Situation - im Herbst oder Winter.“
Mit flauem Gefühl schauen Branche und Regierung auf die am 11. Juli beginnende Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1. Der mehrtägige Prozess ist eigentlich jährliche Routine. Doch diesmal stellt sich die Frage, ob Russland den Gashahn nach zehn Tagen auch tatsächlich wieder aufdreht.
Müller rief zum Energiesparen auf. „Jeder und jede in der Industrie und privat kann eben dazu beitragen - und ja, dazu gehört auch der Pulli, der Duschkopf, die Heizung ein bisschen runterstellen, all das hilft“, sagte er. Man müsse jedenfalls damit rechnen, dass die Verbraucherpreise sich je nach Gebäudehülle verdoppeln bis verdreifachen könnten. Daher sollten die Bürger Geld zurücklegen und Richtung Herbst mit den Vermietern reden. „Jetzt kann man noch etwas tun.“
Netzagentur-Chef: Verdreifachung der bisherigen Gasrechnung möglich
Zudem hält Müller eine Verdreifachung der Verbraucherpreise für Gas für möglich. „Wenn man es hochrechnet, kommt es sehr darauf an, wie Sie heizen, wie Ihr Gebäude gebaut ist. Aber es kann zu einer Verdreifachung der bisherigen Gasrechnung kommen“, sagte Müller am Donnerstag den Sendern RTL/ntv.
Seit der Drosselung der Lieferungen von russischem Gas in der vergangenen Woche sei das Preisniveau nochmals um 50 Prozent gestiegen. „Viele Gasimporteure sagen, sie würden das gerne weitergeben“, sagte Müller. Doch dazu müsste die Preisanpassungsklausel aktiviert werden. Ob das passiere, hänge sehr davon ab, wie sich die Gasflüsse weiterentwickelten.
RND/dpa