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Guttenberg-Firma setzte sich bei Bundesregierung für Wirecard ein

Der frühere Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU).

Der frühere Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU).

Berlin. Das Beratungsunternehmen des früheren Ministers Karl-Theodor zu Guttenberg hat zwischen 2016 und 2020 für den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard gearbeitet und in dieser Zeit auch bei der Bundesregierung für das Skandalunternehmen geworben. Das berichten “Spiegel Online” und “Bild” übereinstimmend.

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Demnach ging es konkret um ein Geschäft in China. Ab November 2019 hatte Wirecard schrittweise den chinesischen Dienstleister AllScore Payment Services übernommen. Guttenbergs Firma Spitzberg Partners soll das Geschäft begleitet haben.

Im Zuge dessen sei der frühere Wirtschafts- und Verteidigungsminister auch bei der Bundesregierung vorstellig geworden. Wie Guttenberg dem “Spiegel” sagte, sei es darum gegangen, “die Möglichkeiten wohlwollender Begleitung im bilateralen Verhältnis mit China” auszuloten.

Das Bundesfinanzministerium bestätigte dem Nachrichtenmagazin, dass es einen Kontakt gegeben hat. Demnach habe sich im Juni 2019 ein Staatssekretär “im Rahmen des deutsch-chinesischen Finanzdialogs” an China gewandt und über das Interesse Wirecards informiert, in den chinesischen Markt einsteigen zu wollen. Zuvor soll Spitzberg Partners per Telefonat und E-Mail das Ministerium über Wirecards Ziele unterrichtet haben. Auch habe Guttenbergs Firma darum gebeten, diese Information an die chinesische Regierung weiterzugeben.

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“Der Eintritt eines Dax-30-Unternehmens in den chinesischen Markt hat fraglos eine politische Dimension, weshalb uns diese Unterrichtung und Abstimmung wichtig erschien”, sagte Guttenberg dem “Spiegel”.

Nach Skandal um Wirecard beendet Guttenbergs Firma Zusammenarbeit

Am 23. Juni 2020 setzte Guttenbergs Firma der Tätigkeit für Wirecard ein Ende. Zwei Tage später meldete Wirecard Insolvenz an. Zuvor war publik geworden, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY dem Zahlungsdienstleister das Testat verweigert hatte. Wirecard hatte das Fehlen von 1,9 Milliarden Euro in seiner Jahresbilanz einräumen müssen. Das Geld existiert mutmaßlich gar nicht. Während Wirecards Ex-Manager Jan Marsalek flüchtig ist, hatte sich der frühere Vorstandschef Markus Braun zuletzt gegen eine Kaution in Millionenhöhe freigekauft.

Guttenberg distanzierte sich gegenüber dem “Spiegel” klar von Wirecard. “Wirecard hat uns alle getäuscht und über seine nunmehr aufgedeckten Geschäftspraktiken im Dunkeln gelassen.” Allerdings habe er “in keinster Weise” über die Diskrepanzen in der Bilanzierung Bescheid gewusst.

Erst am Dienstag wurde berichtet, dass Guttenbergs Firma bei der Bundesregierung auch Lobbyarbeit für das US-Unternehmen Augustus Intelligence betrieben hat. Jene Firma, die im Mittelpunkt des Skandals um den CDU-Politiker Philipp Amthor steht.

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RND/cz

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