Innenministerium: Mitarbeiter sieht bei Corona “Fehlalarm” - und wird entlassen
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Handwerker haben Anfang August letzten Jahres die neue Bezeichnung "Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat" an das Dienstgebäude des Bundesinnenministeriums angebracht.
© Quelle: Jens Büttner/dpa
Berlin. Das Bundesinnenministerium hat den Bericht eines Mitarbeiters, in dem dieser die Strategie gegen die Corona-Pandemie massiv in Zweifel zieht, als dessen "Privatmeinung" zurückgewiesen. Diese "eigenständig vorgenommene "Analyse"" sei außerhalb der sachlichen Zuständigkeit des Verfassers sowie der Organisationseinheit im Ministerium erfolgt, für die er tätig gewesen sei, hieß es in einer Stellungnahme vom Sonntag. Als "nicht akzeptabel und mit den allgemeinen Pflichten im öffentlichen Dienst nicht vereinbar" kritisiert das Ministerium, dass der Mann das mehrseitige Dokument unter Nutzung des Briefkopfs des Ministeriums und dienstlicher Kommunikationskanäle verbreitet habe.
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Durch innerdienstliche Maßnahmen sei inzwischen sichergestellt worden, dass der Verfasser des Schreibens nicht weiter den unzutreffenden Eindruck erwecken könne, er handele für oder im Namen des Ministeriums, hieß es in der Stellungnahme. Nach einem Bericht des "Spiegels" wurde der Mann von seinen Dienstpflichten entbunden. Er habe das gut 80 Seiten umfassende Papier intern und extern an einen großen Verteiler verschickt.
Ministeriumsmitarbeiter: “Kollateralschaden höher als erkennbarer Nutzen”
Das Online-Portal "Tichys Einblick" hatte berichtet, dass der Mann in seiner Analyse von einem "Fehlalarm" schreibe. "Durch den neuen Virus bestand vermutlich zu keinem Zeitpunkt eine über das Normalmaß hinausgehende Gefahr für die Bevölkerung", heiße es darin. "Es sterben an Corona im Wesentlichen die Menschen, die statistisch dieses Jahr sterben, weil sie am Ende ihres Lebens angekommen sind und ihr geschwächter Körper sich beliebiger zufälliger Alltagsbelastungen nicht mehr erwehren kann (darunter der etwa 150 derzeit im Umlauf befindlichen Viren)."
Zu den ergriffenen Maßnahmen schrieb der Ministeriumsmitarbeiter demnach: "Der Kollateralschaden ist inzwischen höher als der erkennbare Nutzen."
Darauf erwiderte am Sonntag das Innenministerium, viele Länder dieser Welt und die meisten Länder in Europa hätten ähnliche Maßnahmen ergriffen, zum Teil gingen die Einschränkungen über die hierzulande geltenden Regelungen hinaus. "Das Infektionsgeschehen in Deutschland ist im internationalen Vergleich bislang eher niedrig. Die ergriffenen Maßnahmen wirken."
RND/dpa