Kinderbonus: Zweite Auszahlung im Oktober - Was Sie jetzt wissen sollten

Eine Schülerin sitzt im Schulunterricht. (Symbolbild)

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Berlin. Die große Koalition hat in ihrem Konjunkturpaket die Zahlung eines Kinderbonus vereinbart. Von diesem Montag an erhalten die Eltern von rund 18 Millionen Kindern in Deutschland 300 Euro extra. Diesen Kinderbonus beschlossen Union und SPD im Juni mit ihrem Konjunkturpaket. Es ist eines der Mittel, mit denen die Regierung die Folgen der Corona-Krise abmildern will. Warum nicht alle von der vollen Summe profitieren - und warum wirtschaftsnahe Forscher den Bonus gut finden.

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Was ist der Corona-Kinderbonus?

Beim Corona-Kinderbonus handelt es sich um eine Einmalzahlung für Familien. Diese wurde von der Bundesregierung im Rahmen des Konjunkturpakets beschlossen und soll Familien in der Corona-Pandemie entlasten. Vor allem Familien mit kleinem und mittlerem Einkommen sollen profitieren.

Wie hoch ist der Kinderbonus und wer bekommt ihn?

Der einmalige Zuschuss beträgt pro Kind 300 Euro, aufgeteilt in zwei Zahlungen von 200 Euro und 100 Euro. Der Zuschlag ist an den Bezug des Kindergeldes gekoppelt. Das Kindergeld wird in der Regel bis zum 18. Lebensjahr gezahlt. Befindet sich das Kind in der Ausbildung oder im Studium, wird das Kindergeld noch bis zum Alter von 25 gewährt.

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Was ist, wenn ein Kind zum Beispiel erst im Dezember zur Welt kommt?

Auch dann gibt es den Kinderbonus. Gezahlt wird auch, wenn im September kein Anspruch mehr auf Kindergeld besteht, etwa weil das Kind seine Ausbildung im Juli abgeschlossen hat. Wenn nicht im September, aber für andere Monate 2020 Anspruch auf Kindergeld besteht, kann es zu einer späteren Auszahlung des Bonus kommen.

Wann wird der Corona-Kinderbonus ausgezahlt?

Ab dem 7. September beginnen die Familienkassen mit der Auszahlung. Für jedes Kind, das für den Kinderbonus berechtigt ist, gibt es insgesamt 300 Euro. Der Bonus wird jedoch in zwei ungleichen Raten ausgezahlt.

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  • Kinderbonus - Erste Auszahlung: 200 Euro im September 2020
  • Kinderbonus - Zweite Auszahlung: 100 Euro im Oktober 2020

Der Kinderbonus wird aber nicht zusammen mit dem Kindergeld ausgezahlt, sondern als eigene Zahlung. Wann es konkret zur Auszahlung kommt, hängt von der Endziffer der Kindergeldnummer ab. Ist das eine Null, gehört man zu den ersten, der Rest folgt nach und nach.

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Wo und wie beantrage ich den Kinderbonus?

Der Kinderbonus muss nicht beantragt werden, er wird automatisch ausgezahlt. Voraussetzung: Ein Kind muss mindestens einen Monat im Jahr 2020 Kindergeld bezogen haben. Für Neugeborene, für die bisher kein Kindergeld ausgezahlt wurde, genügt zur Auszahlung des Kinderbonus der Antrag auf Kindergeld.

Bekommen auch Hartz-IV-Empfänger den Kinderzuschuss?

Ja, denn der Zuschuss wird - anders als das Kindergeld selbst - nicht auf die Grundsicherung angerechnet. Es fließt also der volle Betrag in die betroffenen Familien. Insgesamt wird der Zuschuss nicht auf Sozialleistungen angerechnet. Bei Kinderzuschlag, Wohngeld und Unterhaltsvorschuss wird die Bonuszahlung nicht als Einkommen gewertet.

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Auch kann der Kinderbonus grundsätzlich nicht gepfändet werden. Einzige Ausnahme ist die Pfändung wegen gesetzlicher Unterhaltsansprüche des betroffenen Kindes.

Bekommen auch Gut- oder Spitzenverdiener den vollen Kinderbonus?

Der Kinderbonus wird zunächst für alle Kinder, die Kindergeld bekommen, ausgezahlt - völlig unabhängig vom konkreten Einkommen der Eltern. Das Verfahren ist damit wie beim Kindergeld selbst. Ab einer bestimmten Einkommenshöhe verrechnet das Finanzamt den Bonus aber später mit dem steuerlichen Kinderfreibetrag. Dann kann es je nach Einkommen passieren, dass der Bonus am Ende gar nicht mehr Geld bringt.

Ein Rechenbeispiel: Ein verheiratetes Paar mit einem Kind und einem zu versteuernden Einkommen von 60.000 Euro bekommt im Jahr ein Kindergeld plus Bonus von 2748 Euro (12 mal 204 Euro plus 300 Euro). Bei der sogenannten “Günstigerprüfung” errechnet das Finanzamt, was der steuerliche Kinderfreibetrag von derzeit 7812 Euro bringen würde. Das wäre in diesem Beispiel ein Steuervorteil von rund 2400 Euro. Das ist weniger, als Kindergeld und Bonus zusammen. Damit bleibt alles so, wie es ist. Die Familie profitiert in voller Höhe von dem Bonus.

Anders sähe es aus, wenn die Familie ein zu versteuerndes Einkommen von 90.000 Euro hätte. Dann würde der Steuervorteil etwa 2900 Euro betragen. Das ist mehr als Kindergeld plus Bonus (2748 Euro). Das Finanzamt zieht dann bei der Berechnung der Einkommensteuer Kindergeld und Bonus wieder ab und rechnet der Familie den Steuervorteil an. Diesen Steuervorteil hätte das Paar aber auch ohne Bonus bekommen. Das heißt im Klartext: Die Familie profitiert nicht extra von dem Zuschuss.

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Nach Berechnungen des Steuerzahlerbundes liegt die Schwelle, ab der eine Familie mit einem Kind nicht mehr vom Kinderbonus profitiert, bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von rund 86.000 Euro. Bei zwei Kindern liegt diese Schwelle bei rund 90.000 Euro.

Je höher das Einkommen, desto weniger bleibt davon übrig, abhängig von Einkommenshöhe und Familienkonstellation. Acht von zehn anspruchsberechtigten Familien sollen voll profitieren - beispielsweise ein Elternpaar mit drei Kindern bis zu rund 67.800 Euro Jahreseinkommen. Bei höherem Einkommen bleibt weniger übrig, ab 106.000 Euro nichts mehr.

Achtung: Das zu versteuernde Einkommen ist nicht gleichzusetzen mit dem Bruttoeinkommen. Es errechnet sich überschlägig aus dem Bruttoeinkommen minus Werbungskosten minus Sozialbeiträge.

Bleiben für Alleinerziehende unterm Strich immer 300 Euro mehr übrig?

Nein. Zwar bekommt der alleinerziehende Elternteil, der das Kindergeld bekommt, auch den Bonus ausgezahlt. Aber wenn der andere Elternteil Unterhalt zahlt oder sich die Eltern die Betreuung hälftig teilen, darf er die Hälfte des Bonus davon abziehen. Der Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter kritisiert das. Viele Alleinerziehende hätten Homeoffice und Homeschooling unter einen Hut bringen müssen und sorgten sich um ihre Existenz, sagt die Vorsitzende Daniela Jaspers. “Der Kinderbonus wird dort gebraucht, wo das Kind seinen Lebensmittelpunkt hat.”

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Gibt es weitere Kritik am Kinderbonus?

Ja. “Der Kinderbonus ist wenig zielgenau und kommt auch Familien zugute, die finanziell nicht auf ihn angewiesen sind”, bemängelt die Familienexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Katharina Spieß. Für andere reiche er nicht aus. Die Milliardensumme für den Bonus diene nur einmaligem Konsum.

Was wollen die Eltern mit dem Kinderbonus machen?

61 Prozent der Empfänger wollen den Bonus ganz oder teilweise ausgeben - das zeigt eine Umfrage im Auftrag des Institut der deutschen Wirtschaft (IW). 24 Prozent der Befragten sagen, dass sie den Kinderbonus voll ausgeben werden. 37 Prozent wollen dies teilweise tun. 39 Prozent wollen den Kinderbonus vollständig sparen. In der obersten Einkommensgruppe haben 45 Prozent noch keine Pläne zum Ausgeben des Geldes, in der mittleren nur 34 Prozent. In der untersten wollen es 39 Prozent erstmal sparen.

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Was bringt der Corona-Kinderbonus für die Wirtschaft?

Laut dem wirtschaftsnahen Institut IW dürften rund 2,3 Milliarden der 4,3 Milliarden Euro, die der Kinderbonus den Staat kostet, bei Unternehmen landen. Denn im Schnitt aller Empfänger flössen rund 128 Euro pro Kind rasch in den Konsum, haben die Experten auf Basis ihrer Umfrage berechnet. Das IW stellt fest, der Bonus könne somit den konjunkturellen Aufschwung unterstützen. Die auch mit dem Konjunkturpaket abgesenkte Mehrwertsteuer hat laut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung dagegen nur überschaubare Wirkung für Konsum und Konjunktur. Größere Effekte hätte demnach ein höherer Kinderbonus oder mehr Kurzarbeitergeld gehabt.

Ist der Kinderbonus eigentlich eine neue Idee?

Nein. Rückblick zur Finanz- und Wirtschaftskrise vor mehr als zehn Jahren: Am Sonntag, 4. Januar 2009, machte die SPD einen damals überraschenden Vorstoß für ein 40-Milliarden-Euro-Konjunkturpaket. Frank-Walter Steinmeier, damals Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat, überreichte die Pläne Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Tag vor einem Spitzentreffen der Koalition im Kanzleramt. In den Plänen enthalten: ein Kinderbonus von 200 Euro. Mit der zunächst skeptischen Union einigte sich die SPD dann auf 100 Euro pro Kind. Bundesweit ausgezahlt wurden diese zwischen April und Juni 2009.

mit dpa

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