Newsletter „Klima-Check“

Wo unsere Billigklamotten landen

Ein Mann läuft auf einer Mülldeponie, auf der unter anderem Deutscher Müll liegt.

Ein Mann läuft auf einer Mülldeponie, auf der unter anderem Deutscher Müll liegt.

Liebe Leserinnen und Leser,

3 Euro kostet ein fliederfarbenes T-Shirt beim Billigklamottenladen Primark, beim Konkurrenten Shein gibt es Shorts für nicht einmal 5 Euro. Dass Kleidung zu diesem Preis nicht nachhaltig sein kann, ist offensichtlich. Natürlich bekommen die Näherinnen und Näher dieser Kleidung bei solchen Verkaufspreisen keine fairen Löhne. Und natürlich leiern die Billigklamotten schon nach wenigen Waschgängen aus, verlieren Farbe und Form – und werden im Anschluss weggeworfen.

Wozu das führt, hat mein Kollege Tim Szent-Ivanyi mit eigenen Augen gesehen. Er war mit Arbeitsminister Hubertus Heil und Entwicklungsministerin Svenja Schulze in Ghanas Hauptstadt Accra. Dort, im Stadtteil Jamestown, bilden sich Müllberge unserer Wegwerfgesellschaft: „Es stinkt zum Himmel, die Luft ist ätzend. Müllberge, die vor sich hin qualmen, türmen sich bis zu 30 Meter hoch. Gleich daneben stehen die Hütten der Anwohnerinnen und Anwohner. Die Wasseroberfläche eines Flusses, der keine 500 Meter weiter ins Meer fließt, ist komplett unter einer dicken Schicht Lumpen verschwunden“, heißt es in seinem Text.

Riesige Müllberge und ein völlig verdreckter Fluss, der direkt ins Meer führt. In Accra liegen auch deutsche Billigklamotten.

Riesige Müllberge und ein völlig verdreckter Fluss, der direkt ins Meer führt. In Accra liegen auch deutsche Billigklamotten.

Die wachsenden Müllberge haben direkt mit uns zu tun. Denn Ghana ist der größte Importeur von Alttextilien – und Deutschland einer der Hauptexporteure. Und sie haben direkt mit den immer minderwertigeren Billigklamotten zu tun. Denn wurden früher noch wesentlich mehr Shirts und Shorts von Näherinnen und Nähern zu brauchbarer Second-Hand-Kleidung verwertet, können die Leibchen aus Kunstfasern und Mischgewebe heute meist nur noch entsorgt werden.

Die riesigen, unkontrollierten Müllhaufen, auf denen die Kleidung in Accra landet, sind auch Ausdruck dessen, was unser Umgang mit Wegwerfkleidung für das Klima bedeutet. Denn die Kunstfasern sind zwar günstiger in der Herstellung, die erdölintensive Produktion von Polyester aber deutlich schädlicher für das Klima. Außerdem: Die Masse macht‘s. Wird mehr produziert, weil die Haltbarkeit sinkt, steigt der Ressourcenverbrauch ins Unermessliche. Vielleicht also ist das nächste Shirt doch ein paar Euro mehr wert.

Ihr Ansgar Nehls

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Was kann ich tun?

Eigentlich weiß fast jeder, wie groß die Gefahr durch die Erderwärmung für uns alle ist, sieht die Horrornachrichten von Flutkatastrophen, Jahrhundertdürren, Hitzetoten. Und trotzdem handelt nicht jeder direkt. 65 Millionen Menschen in Deutschland planen Urlaubsreisen in diesem Jahr und das Auto bleibt das wichtigste Verkehrsmittel. „Dafür mag es im Einzelfall gute Gründe geben. Doch auf dem Papier sind wir alle erst mal Klimaheuchler. Besserwisser, keine Bessermacher“, schreibt meine Kollegin Anna Schughart.

In ihrem wirklich lesenswerten Stück (mit RND+) beschreibt sie, wie Menschen mit der Klimakrise umgehen, was „kognitive Dissonanz“ damit zu tun hat und verhandelt die Frage, welche Pflicht zum Klimaschutz wir haben.

 

Das macht Hoffnung

Auch die zweitgrößte Pinguinart – der Königspinguin – lebt in und um Macquarie Island. (Symbolbild)

Auch die zweitgrößte Pinguinart – der Königspinguin – lebt in und um Macquarie Island. (Symbolbild)

Die australische Umweltministerin Tanya Plibersek hat am Donnerstag angekündigt, dass die Regierung die Größe eines bestehenden Meeresschutzgebiets um Macquarie Island, das 1500 Kilometer südlich von Tasmanien und auf halbem Weg zur Antarktis liegt, verdreifachen wolle. Der Schritt sei ein „weltweit bedeutender Beitrag zum Meeresschutz“, so die Sozialdemokratin.

Mit der neuen Zone sollen weitere 388.000 Quadratkilometer im Südpolarmeer unter Schutz gestellt werden. Eine Fläche, die größer ist als Deutschland. „Der Macquarie Island Marine Park ist ein abgelegenes Wildtierwunderland – ein kritischer Lebensraum für Millionen von Seevögeln, Robben und Pinguinen“, sagte Plibersek.

 

Was diese Woche wichtig war

 

Der Ausblick

Am Freitag in einer Woche ruft Fridays for Future wieder zu neuen weltweiten Klimaprotesten auf. Sehr wahrscheinlich kommt es dann erneut in ganz Deutschland zu Protesten. So sind unter anderem Demos in Berlin, Karlsruhe, Freiburg, Dresden, Kiel, Leipzig, Frankfurt (Oder) und Münster geplant.

Interessant wird dann auch die Frage, ob Initiatorin Greta Thunberg nach ihrem Auftritt in Lützerath ihr Comeback als Stimme der Klimabewegung gibt. Denn zuletzt wurde es merklich stiller um die FFF-Gründerin, schrieb meine Kollegin Miriam Palm schon im Januar.

FFF-Gründerin Greta Thunberg.

FFF-Gründerin Greta Thunberg.

 

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