Hamburg kümmert sich in Niedersachsen jetzt um die Schulen
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Stellvertretende Ministerpräsidentin und künftige Kultusministerin in Niedersachsen: Julia Willie Hamburg (Grüne).
© Quelle: Moritz Frankenberg/dpa
Hannover. SPD und Grüne in Niedersachsen haben sich am Montag auf ein gemeinsames Regierungsprogramm für die kommenden fünf Jahre geeinigt. Der Koalitionsvertrag soll am heutigen Dienstagnachmittag in Hannover präsentiert werden.
Mit Julia Willie Hamburg wird das erste Mal eine Grünen-Politikerin das wichtige Kultusministerium in Niedersachsen übernehmen – manche sagen, sie wird es übernehmen müssen, denn eigentlich wollte Hamburg lieber Wirtschaftsministerin werden. Der SPD sei es gelungen, das undankbare Ressort auf die Grünen abzuwälzen.
Entscheidung für Hamburg liegt nahe
Gleichzeitig ist die Entscheidung für Hamburg naheliegend. Die 36-Jährige ist eine profilierte Bildungspolitikerin. Bevor die designierte Ministerin vor zwei Jahren Vorsitzende ihrer Fraktion im Landtag wurde, war sie bei den Landtagsgrünen für Schulen und Kitas zuständig – und hat den Kultusministern von der SPD gerne mal erklärt, dass sie es besser könne als sie.
Hamburg muss jetzt beweisen, dass das nicht nur Landtagsreden waren. Unter den vielen Problemen, mit denen die Schulen in Niedersachsen zu kämpfen haben, ist das Herausragende der eklatante Mangel an Lehrerinnen und Lehrern. Der scheidende Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hat die niedrigste Unterrichtsversorgung in 20 Jahren zu verantworten. Lehrende fehlen überwiegend nicht an Gymnasien. Um den Lehrpersonen die anderen Schulformen schmackhaft zu machen, will die neue Landesregierung das Einstiegsgehalt auf das Niveau des Gymnasiallehramts anheben.
Hamburg: Mehr Geld an die Schulen
Hamburg war vor der Wahl klug genug, die mangelhafte Unterrichtsversorgung Tonne nicht persönlich anzulasten. Das finde sie unredlich, hatte Hamburg im Interview mit der „HAZ“ erklärt. Es gebe einfach zu wenige Studienplätze. Tonne könne sich die Lehrkräfte nicht backen. Künftig soll es also mehr Studienplätze geben – „die wirken allerdings erst in sieben bis acht Jahren“.
Also muss Hamburg einen anderen Weg finden, damit Lehrkräfte sich voll ihrer Kernaufgabe widmen können: dem Unterrichten der Schülerinnen und Schüler. Die Schulen sollen daher Geld, das das Land nicht für Lehrkräfte ausgeben kann, nach Hamburgs Vorstellung direkt bekommen. Bisher wurden die Mittel im Landeshaushalt eingespart, hatte Hamburg vor der Wahl bemängelt. „Wir wollen den Schulen das Geld geben, damit sie damit anderes Personal einsetzen können: IT-Administratoren, Verwaltungskräfte, therapeutische Fachkräfte oder auch Erzieherinnen und Erzieher.“
Dieser Artikel erschien zuerst in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.