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So blicken die anderen Parteien auf die CDU-Kandidaten

Sie tritt ab: Annegret Kramp-Karrenbauer, bisher Chefin der CDU.

Sie tritt ab: Annegret Kramp-Karrenbauer, bisher Chefin der CDU.

Berlin. Drei Männer wollen CDU-Chef werden, drei Männer machen sich damit auch Hoffnung aufs Kanzleramt. Mit der Wahl zwischen - Stand jetzt - dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und dem früheren Bundesumweltminister Norbert Röttgen treffen die Christdemokraten wohl auch eine Richtungsentscheidung.

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Eher weiter wie zu Merkel-Zeiten? Oder soll es wieder konservativer werden? Davon hängt auch für die politische Konkurrenz viel ab. Wie Grüne und SPD, Linke, AfD und FDP auf das Rennen um die CDU-Spitze schauen:

Die Grünen

Die Grünen stellen sich darauf ein, im Wahlkampf Hauptgegner der Union zu sein - und auf eine Koalition mit ihr nach der Wahl. Bleiben die Umfragewerte bei 20 Prozent und mehr, werden sie wohl mit einem Kanzlerkandidaten ins Rennen gehen. Mit der Entscheidung zwischen Robert Habeck und Annalena Baerbock können die Grünen auf den Unionskandidaten reagieren.

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Offiziell sagt die Grünen-Spitze dazu nichts. Die Drähte zu Merz und Laschet seien “bestens”, scherzte Baerbock neulich - nun sagt sie: “Wer die CDU führt, entscheidet die CDU. Aber sie muss geführt werden, weil das derzeitige Rumgeeiere das Vertrauen in Politik insgesamt beschädigt.” Wichtig sei, dass die Parteiführung die Tore nach rechts geschlossen halte.

Laschet könnten die Grünen wohl als Weiter-so-Kandidaten angreifen. Merz böte mit konservativeren Positionen und seinem früheren Job beim Mega-Investor Blackrock aber mehr Reibungsfläche. Röttgen hatten sie bisher nicht so auf dem Schirm - auch mit ihm als Kandidaten könnten sie aber versuchen, einen "Vergangenheit versus Zukunft"-Wahlkampf zu führen. Als potenziell stärkster Gegner gilt vielen Grünen CSU-Chef Markus Söder, der seit dem Bayern-Wahlkampf auf grüne Rhetorik setzt.

Die SPD

Auch die Sozialdemokraten halten sich mit Kommentaren zurück - sie haben ja gerade selbst erst mit der Führungsfrage gekämpft. Nach außen heißt es vor allem: Die SPD muss es im Wahlkampf mit jedem CDU-Kandidaten aufnehmen können. Merz wäre allerdings der deutlich leichtere Gegner, weil er die größten Abgrenzungsmöglichkeiten und die größte Angriffsfläche bietet. Parteivize und Juso-Chef Kevin Kühnert sagte vor Kurzem, es gebe in der Unions-Wählerschaft sicher einige, die auch für eine sozialdemokratische Politik zu haben wären - und sich von Merz nicht vertreten fühlten.

Die Kandidatur von Röttgen nimmt man nicht so ernst in der SPD, Laschet dagegen sehen nicht wenige als Favoriten. Als vermeintlich linkerer Kandidat könnte er für die SPD auch das größere Problem werden. Kühnert betonte deshalb in einem n-tv-Interview: "Auch der ist kein verkappter Sozialdemokrat. Da dürfen jetzt nicht die Maßstäbe verrutschen."

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Die Linke

Für die Linke, die selbst kaum Chancen auf einen Wahlsieg hat, ist nicht so entscheidend, wer Kanzlerkandidat der Union wird. Da sie aber auf ein Bündnis mit SPD und Grünen hofft, dürfte sie alles gutheißen, was diesen beiden Parteien hilft. Parteichef Bernd Riexinger meinte daher: “Wahltaktisch wäre es am günstigsten, wenn Friedrich Merz das Rennen macht.” Merz wäre der klarste Gegner der linken Politik, sagte er der “Rheinischen Post”. Zugleich werde die CDU mit ihm an der Spitze einen Teil ihres liberalen Lagers verlieren - zu einem großen Teil an die Grünen.

Die AfD

In der AfD rechnet man damit, dass Laschet das Rennen machen wird, da nicht die CDU-Mitglieder entscheiden sollen, sondern die “von Merkel handverlesenen Delegierten”. Ein Kanzlerkandidat Merz, der das konservative Profil der CDU schärfen will, wäre für die Partei der Rechtspopulisten die größere Herausforderung. Die Kandidatur von Röttgen, der bei ihnen als “aalglatter, transatlantischer Karrierist” gilt, nehmen sie gar nicht ernst.

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Offiziell gibt man sich ohnehin gelassen. "Keiner der bislang bekannten Kandidaten für den CDU-Vorsitz stünde glaubhaft für eine echte konservativ-freiheitliche Erneuerung dieser von Frau Merkel umfassend ruinierten und nach weit links geführten Partei", sagt der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen. Die Abgrenzungen zwischen den Kandidaten seien "eher kosmetischer Natur".

Die FDP

Die FDP hat im Grundsatz mit keinem der drei CDU-Kandidaten ein größeres Problem. Allerdings lobt Parteichef Christian Lindner besonders die Fairness von Laschet in NRW, wo CDU und FDP zusammenarbeiten. Auch Merz wird als Wirtschaftsliberaler mit Wunsch nach Erneuerung durchaus geschätzt. “Friedrich Laschet wäre für die FDP perfekt - oder wir nehmen Armin Merz”, sagte Lindner der ARD.

Röttgen, den Lindner aus dem NRW-Wahlkampf 2012 kennt, dürfte eher als Außenseiter gesehen werden. Weil derzeit keine Zweier-Koalitionen von Union und FDP im Bund in Sicht sind, wird es für die FDP darauf ankommen, auch der Union Stimmen abzunehmen. Aus diesem Blickwinkel dürfte ein konservativer Kurs der Union eher Erfolg versprechen.

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RND/dpa

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