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Spahn: „Wahrscheinlich wird Ende dieses Winters jeder geimpft, genesen oder gestorben sein“

Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, nimmt an einer Pressekonferenz zu Corona-Impfungen mit den Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer teil.

Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, nimmt an einer Pressekonferenz zu Corona-Impfungen mit den Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer teil.

Berlin. Die Bestellobergrenze für den Impfstoff des Mainzer Herstellers Biontech hat zu großer Kritik geführt. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich bei einer Pressekonferenz zu den Impfungen mit den Vakzinen von Biontech und Moderna geäußert. Zudem appellierte Spahn erneut an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen.

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Dazu nutzte der CDU-Politiker eine spezielle Interpretation der 3G-Regel: „Wahrscheinlich wird am Ende dieses Winters so ziemlich jeder in Deutschland (…) geimpft, genesen oder gestorben sein.“

„Mir ist bewusst, dass diese kurzfristige Umstellung für Beteiligte viel Aufwand und Stress bedeutet. Viele Arbeitsabläufe müssen geändert werden, das weiß ich und bedaure ich auch“, sagte Spahn bezüglich der Deckelung der Lieferungen des Biontech-Vakzins.

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Leider sei der Eindruck entstanden, man würde nur deshalb stärker auf Moderna setzen, um einen Verfall der Impfstoffdosen zu vermeiden. „Wir halten nichts zurück“, betonte der Gesundheitsminister. „Entscheidend ist, dass sich unser Biontech-Lager leert.“

„Die Nachfrage ist in den letzten Wochen stark gestiegen“

Die Deutschen wählten bisher am häufigsten den Impfstoff von Biontech, sagte Spahn. „Die Nachfrage ist in den letzten Wochen stark gestiegen“, fügte er hinzu. Bis Jahresende stünden insgesamt 24 Millionen Dosen des Vakzins von Biontech zur Verfügung. „Wenn wir also davon ausgehen, dass wir 25 bis 30 Millionen Auffrischungsimpfungen bis zum Jahresende machen wollen, dann wird ein großer Teil dieser Impfungen wenn gewünscht auch mit Biontech stattfinden können“, versicherte der CDU-Politiker.

Zusätzlich seien von Moderna in den Lagern aktuell 16 Millionen Booster-Dosen Impfstoff verfügbar. Bis zum Jahresende seien es bis zu 26 Millionen Dosen. „Es ist genug Impfstoff für alle anstehenden Impfungen da. Und beide Impfstoffe wirken“, betonte Spahn. „Manche impfenden Ärzte sagen: Biontech ist der Mercedes unter den Impfstoffen und Moderna ist der Rolls-Royce.“

In der Bundespressekonferenz saßen auch Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung der Berliner Charité, und Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, an Spahns Seite.

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Cichutek: „Die beiden mRNA-Impfstoffe zeichnen sich durch besonders hohe Wirksamkeit aus“

Cichutek unterstrich, dass alle in Deutschland verfügbaren Impfstoffe sicher und hochwirksam seien. Bezüglich der Impfstoffe von Biontech und Moderna sagte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts: „Gerade die beiden mRNA-Impfstoffe zeichnen sich durch besonders hohe Wirksamkeit und ein besonders niedriges Risikoprofil aus.“ Die Melderaten schwerwiegender Reaktionen bei beiden Impfstoffen liege bei 0,1 pro 1000 Auffrischungsimpfungen.

Leif Erik Sander betonte, dass die steil ansteigenden Inzidenzen und die sich zuspitzende Lage in den Krankenhäusern einer zu niedrigen Impfquote geschuldet seien. „Wir haben in Deutschland das große Glück, freien Zugang zu den besten und sichersten Impfstoffen zu haben“, sagte Sander. Man müsse dieses Geschenk unbedingt annehmen.

Impfstoffexperte Sander: „Wir bekommen Normalität nur durch Immunität“

Laut Sander bestehe kein Zweifel daran, dass Deutschland aktuell in einer anderen Situation wäre, wenn sich alle Erwachsenen impfen lassen hätten. „Wir bekommen Normalität nur durch Immunität.“ Deswegen müsse man alles unternehmen, um Impflücken zu schließen. Dennoch verwies der Experte der Berliner Charité auf die abnehmende Wirksamkeit des Impfschutzes nach der zweiten Dosis. Insgesamt würden bisher alle Daten dafür sprechen, dass es auf ein Drei-Dosis-Schema hinauslaufen werde. „Daten aus Israel legen nahe, dass mit einer Booster-Impfung das Risiko einer Erkrankung noch einmal um das Zehn- bis Zwanzigfache gegenüber Zweitgeimpften reduziert werden kann.“

Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Schreiben an die Länder für die nächsten Wochen Begrenzungen bei Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff angekündigt. Dafür soll das Präparat von Moderna bei den Auffrischungsimpfungen vermehrt zum Einsatz kommen. Zur Begründung wurde auch darauf verwiesen, dass andernfalls ab Mitte des 1. Quartals 2022 eingelagerte Moderna-Dosen zu verfallen drohten. Aktuell mache der Impfstoff von Biontech über 90 Prozent der Bestellungen aus.

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Praxen sollen demnach vorerst maximal 30 Dosen Biontech pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen. Für Bestellungen von Moderna soll es keine Höchstgrenzen geben. Bis Jahresende gebe es mit insgesamt rund 24 Millionen Dosen von Biontech und 26 Millionen von Moderna genug Impfstoff für alle. Bundesländer und Ärztevertreter kritisierten die Ankündigung scharf. Die Booster-Impfungen nehmen inzwischen Fahrt auf, es gibt Sorgen, dass die Biontech-Deckelung das ausbremsen könnte.

Mit dpa-Material

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