Spanien will Krankschreibung bei Menstruationsbeschwerden einführen
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Frau mit Regelbeschwerden mit einer Wärmflasche auf dem Bauch (Symbolfoto).
© Quelle: Christin Klose/dpa-tmn
Madrid. Der entscheidende Satz steht auf Seite 44 des 46-seitigen Gesetzentwurfes: „In der besonderen Situation einer vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Menstruationsbeschwerden wird der Zuschuss von der Sozialversicherung ab dem ersten Tag der Krankschreibung gezahlt.“ Das klingt nicht aufregend, ist aber in den vergangenen Wochen Anlass für ein paar aufgeregte Debatten in Spanien gewesen. Spaniens Regierung will Frauen mit schmerzhafter Regel die Krankschreibung erleichtern.
Den Gesetzentwurf dafür hat das Kabinett angeblich schon in der vergangenen Woche abgesegnet, veröffentlicht worden ist er in dieser Woche. Jetzt lässt sich darüber mit Kenntnis reden.
Frauen mit Menstruationsbeschwerden wären bessergestellt
Das Gesetz – das noch durch etliche Ausschüsse und Abstimmungen gehen muss – führt kein Recht ein, dass den Frauen bisher etwa verwehrt gewesen wäre: sich im Falle einer schmerzhaften Blutung krankschreiben zu lassen, für einen Tag oder mehr, je nach den Umständen. In Spanien ist aber ein kurzfristiger Ausfall am Arbeitsplatz auch mit einem Lohnausfall verbunden. Erst ab dem vierten Tag hat das Unternehmen einen Teil des Lohnes zu bezahlen, ab dem fünfzehnten Tag übernimmt im Fall der Fälle die Sozialversicherung.
Hier ist die Änderung vorgesehen: Frauen mit starken Regelschmerzen sollen nach dem Plan der Regierung vom Tag eins an einen Teil ihres Gehaltes weiterbezahlt bekommen, wofür ebenfalls von Tag eins an die Sozialversicherung aufkommen soll. Frauen mit Menstruationsbeschwerden sollen also besser behandelt werden als Beschäftigte mit anderen Leiden.
Diskussion über Stereotypen
Im Gesetzentwurf, unterschrieben von der Gleichheits- und von der Gesundheitsministerin, wird diese Besserstellung nicht begründet. Stattdessen bekommen auf Seite 18 „die öffentlichen Institutionen“ den Auftrag, „die Stereotype über die Menstruation“ zu bekämpfen. Darüber wird nun in Spanien debattiert: ob nicht das Gesetz selbst eben solche Stereotype schafft oder verstärkt. „Es macht einen für den Gedanken anfällig, dass wir aufgrund der Tatsache, Frauen zu sein, einmal im Monat krank sind – und das ist nicht so“, sagt die Juristin Belén Marrón, ehemaliges Mitglied des Beratungsausschusses des Gesundheitsministeriums.
Blutungsbeschwerden haben viele Frauen, aber es gibt keine guten Zahlen darüber, wie viele. „Das variiert stark“, sagt Txanton Martínez-Astorquiza, Präsident der Spanischen Gesellschaft für Gynäkologie, im Gespräch mit El País, „einige Frauen hält es im Bett, andere können es schnell mit einem Schmerzmittel lösen.“ Und viele merken es fast gar nicht.
Das Gesetz ist ein Frauengesetz
Willkommen wäre das neue Gesetz all jenen Frauen, die ihre Menstruation regelmäßig aufs Bett wirft, immer für wenige Tage, nie so lange, dass sie für diese Tage bisher einen Lohnausgleich erhielten. Nun gibt es andere Leiden, wiederkehrende Migräne zum Beispiel, die sich ähnlich auswirken und die vom geplanten Gesetz nicht abgedeckt werden.
Das Gesetz ist ein Frauengesetz und soll es auch sein. „Wir sind das erste Land in Europa, das Menstruationsgesundheit als ein Frauenrecht aufnimmt“, sagt stolz die Gleichheitsministerin Irene Montoro. Als Teil der allgemeinen Gesundheit stand dieses Recht auch vorher nicht in Frage. Jetzt wird einmal laut und viel darüber geredet.
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