Thüringen: Kein Rückgang bei Geflüchteten aus der Ukraine – Brandenburg zunehmend am Limit
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Flüchtlinge gehen über das Gelände einer zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. (Symbolbild)
© Quelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB
Erfurt. Fast acht Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine suchen Menschen aus dem Land weiterhin Schutz in Deutschland. „Die Zahl variiert jeden Monat“, sagte ein Sprecher des Thüringer Landesverwaltungsamts bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. In den vergangenen drei Monaten seien jeweils zwischen 2500 und 3000 Flüchtlinge im Freistaat angekommen. Insgesamt seien bisher offiziell 28.850 ukrainische Kriegsflüchtlinge in Thüringen gemeldet.
Bei diesen Zahlen handele sich aber nur um diejenigen, die sich in Kommunen oder Erstaufnahmeeinrichtungen registrierten, sagte er. Hinzu käme eine unbekannte Anzahl von Menschen, die privat untergekommen sei. Da für die Einreise nach Deutschland nur ein Touristenvisum nötig sei, gebe es keine belastbaren Überblickszahlen für die einzelnen Länder.
Den Sprechern der jeweiligen Kommunen zufolge wurden in Erfurt bisher rund 2500 Menschen aufgenommen. In Jena und im Wartburgkreis wurden jeweils rund 1600 registriert, im Kreis Altenburger Land etwa 1400. In Gera lag die Zahl bei rund 1800 und in Weimar bei knapp 900.
Nur wenige davon seien bislang in ihre Heimat zurückgekehrt, einige seien weitergereist. Grundsätzliches Ziel sei es, alle ukrainischen Flüchtlinge dezentral unterzubringen, erklärte ein Sprecher der Stadt Erfurt. Die Menschen würden übergangsweise auch in Gemeinschaftsunterkünften wie Turnhallen untergebracht, bis entsprechende Einzelunterkünfte verfügbar seien. Ähnlich ist das Vorgehen auch in anderen Kommunen.
In Jena wurden demnach acht Gemeinschaftsunterkünfte hergerichtet, darunter eine Turnhalle. Zudem habe die Stadt Wohnungen angemietet. In Weimar wurden einem Sprecher zufolge keine Turnhallen zu Unterkünften umfunktioniert. Dort gebe es drei Gemeinschaftsunterkünfte. Das Altenburger Land verfügt über zwei Erstaufnahmeeinrichtungen in Altenburg und Meuselwitz. Von dort aus werden die Ankommenden demnach in Wohnungen verteilt. In Gera würden Geflüchtete grundsätzlich in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, erklärte eine Sprecherin.
Ukraine erobert laut eigenen Angaben mehr als 600 Ortschaften zurück
Angesichts vorrückender ukrainischer Truppen wurden die ersten Evakuierten aus der südukrainischen Region Cherson am Freitag in Russland erwartet.
© Quelle: Reuters
Flüchtlinge: Brandenburg zunehmend am Limit
In den Brandenburger Kommunen kommen seit Wochen zunehmend mehr Flüchtlinge an. Die meisten stammen aus der Ukraine, aber auch aus Ländern wie Syrien, dem Irak oder Afghanistan. Mehrere Städte sind am Limit und die Aufnahmekapazitäten sind weitgehend erschöpft, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.
In Cottbus lebten so viele Menschen nicht-deutscher Herkunft wie bisher noch nie, sagte Stadtsprecher Jan Gloßmann. Ende August seien es rund 11.000 Personen gewesen. Davon lebten derzeit rund 5000 von Sozialleistungen. Die meisten von ihnen stammen aus der Ukraine. Damit habe die Stadt Cottbus ihr Aufnahmesoll weit übererfüllt, sagte Gloßmann. In den bestehenden Unterkünften gebe es kaum noch freie Plätze.
Thüringen: Landkreise setzen Aufnahme von Geflüchteten aus
Wiederholt hatten zuletzt einzelne Landkreise in Thüringen erklärt, mangels Kapazitäten die Aufnahme von Geflüchteten zeitweilig auszusetzen. Auch die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Suhl sei aktuell stark ausgelastet, sagte der Sprecher des Landesverwaltungsamtes. Zum 1. Oktober hätten in der auf 1200 Menschen ausgelegten Einrichtung knapp über 1000 Flüchtlinge gelebt, rund 40 davon seien Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gewesen.
Die Weiterverteilung auf die Kommunen gehe bei Menschen aus der Ukraine schnell, da sie anders als Geflüchtete aus anderen Krisengebieten nicht das Antragsverfahren für Asylsuchende durchlaufen müssen. Sie werden rechtlich wie Hartz-IV-Empfänger behandelt. Im Schnitt würden sie nach etwa fünf Tagen auf die Kommunen verteilt.
Seit Monaten fordert der Thüringische Landkreistag, dass das Land selbst Unterkünfte für Ukraine-Flüchtlinge zur Verfügung stellen soll. Eine vom Land eingerichtete Halle in Hermsdorf (Saale-Holzland-Kreis) mit 700 Plätzen ist nach Angaben des Landesverwaltungsamtes zwar grundsätzlich betriebsbereit. Einem Behördensprecher zufolge gibt es hier aber Verzögerungen bei den Ausschreibungen für Betreuungspersonal.
Thüringens Migrationsminister Dirk Adams (Grüne) hatte am Freitag nach einem Treffen mit den Vertretern der Kommunen die Bereitstellung weiterer Objekte für die Aufnahme von Geflüchteten zugesagt. „Wir sind im Augenblick dabei, in dieser wirklich sehr angespannten Situation, gemeinsam mit den Landkreisen und kreisfreien Städten, alle Objekte, die wir aktivieren können, in Betrieb zu nehmen“, sagte Adams. Dazu gehöre sowohl die Halle in Hermsdorf als auch die ehemalige Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenberg (beide Saale-Holzland-Kreis).
RND/dpa