„So viel Alltag und Freiheit wie möglich“: Dieses Versprechen macht der Justizminister am Weltkindertag
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Am Weltkindertag gehören viele Straßen in Deutschland den Kindern. Es gibt zahlreiche Aktionen im ganzen Land.
© Quelle: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/
Berlin. Anlässlich des Weltkindertages am Dienstag fordern verschiedene Verbände Verbesserungen für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen. So ruft das internationale Kinderhilfswerk Terre des Hommes die Bundesregierung auf, im Koalitionsvertrag angekündigte Verbesserungen beim Familiennachzug für Geflüchtete zügig umzusetzen. „Wir erwarten, dass die Bundesregierung ihren Versprechungen zur Verwirklichung des Grundrechts auf Familienleben für Geflüchtete oberste Priorität einräumt“, sagte Beat Wehrle, Vorstandssprecher von Terre des Hommes am Montag in Osnabrück.
Nach derzeitiger Rechtspraxis können unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zwar ihre Eltern, nicht aber ihre Geschwister nachziehen lassen. Diese Form von Familientrennung sei für viele Kinder und Jugendliche eine starke psychische Belastung, die negative Folgen für ihre weitere Entwicklung haben könne, sagte Wehrle.
Sowohl das Völkerrecht als auch das Grundgesetz verpflichteten Deutschland dazu, das Recht auf Familie zu schützen und das Kindeswohl vorrangig zu berücksichtigen. Im deutschen Familienrecht werde das Verhältnis von Geschwistern bereits unter einen besonderen rechtlichen Schutz gestellt. Es sei nicht länger hinzunehmen, dass das beim Nachzug der Geschwister von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen nicht gelte.
„Ihre eigene soziale Lage ist für Kinder und Jugendliche Schicksal“
Der Paritätische Niedersachsen wies unterdessen auf die massive Armutsbedrohung von Kindern und Jugendlichen auch in Niedersachsen hin. So seien ständiger Verzicht und der Ausschluss von sozialer Teilhabe für jedes fünfte Kind im Bundesland traurige Realität. Etwa 21 Prozent der rund 1,35 Millionen Kinder und Jugendlichen allein in Niedersachsen sind den Angaben zufolge bereits armutsgefährdet. Die aktuelle Krise lasse befürchten, dass sich diese Zahl in den nächsten Monaten noch deutlich erhöhen werde.
„Die Kinder sollen möglichst unbeschwert durch Herbst und Winter kommen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten brauchen Kinder so viel Alltag und Freiheit wie möglich.“
Marco Buschmann (FDP),
Bundesjustizminister
Der Paritätische und der Deutsche Kinderschutzbund forderten die Politik daher dazu auf, ungeachtet anstehender Wahlen energische Schritte zu unternehmen, armutsbetroffene Kinder zu unterstützen und weitere Familien vor dem Abrutschen in die Armut zu bewahren. „Ihre eigene soziale Lage ist für die Kinder und Jugendlichen Schicksal“, erläuterte Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Erst mit zunehmendem Alter kommen sie allmählich in die Lage, ihre Situation kurz- und mittelfristig zu verändern.“
Die Bedingungen im Elternhaus wirken sich Tack zufolge nachhaltig auf die Schul- und Bildungserfolge sowie auf die psychische und physische Gesundheit aus. Und damit auf die Lebensperspektive: Nur 2 Prozent der Kinder, die in Armut aufwachsen, führten später ein Leben fernab von sozialen Nöten.
Das Bundesjustizministerium twitterte: „Demokratische Politik muss sich messen lassen am Wohlergehen der Kinder.“ Mit Blick auf neue, coronabedingte Einschränkungen für Kinder und Jugendliche sagte Ressortchef Marco Buschmann (FDP): „Schulschließungen wird es nicht geben. Die Kinder sollen möglichst unbeschwert durch Herbst und Winter kommen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten brauchen Kinder so viel Alltag und Freiheit wie möglich.“
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Am Weltkindertag geht’s um Kinderrechte
Wie soll die Welt in Zukunft aussehen? Wie kann sie für Kinder besser werden? Bei der Kreidemalaktion Kinder erobern die Straßen, einer von vielen zum diesjährigen Weltkindertag, soll das in bunten Kreidebildern aufgemalt werden.
Der Weltkindertag wird am Dienstag an verschiedenen Orten in Deutschland gefeiert. Zum Beispiel vor dem Reichstag in Berlin. Das Motto lautet dieses Jahr: Gemeinsam für Kinderrechte.
Baby-Boom durch Corona? Geburtenrate in der Pandemie gestiegen
Im Pandemie-Jahr 2021 kamen 22.000 Babys mehr zur Welt als im Jahr davor. Damit ist die Geburtenrate erstmals seit 2017 wieder gestiegen.
© Quelle: dpa
Denn der Weltkindertag macht auf die Rechte der Kinder aufmerksam. Dazu gehört auch das Recht, gut versorgt zu werden, etwa mit Essen oder bei Krankheit. Doch es gibt viele Kinder auf der Welt, die mit Armut, Hunger oder Krieg leben. Manche Kinder müssen ihre Heimat verlassen, andere Kinder müssen schon früh hart arbeiten.
Kinder werden in der Politik zu wenig beachtet, findet etwa das Kinderhilfswerk. Sie sollten mehr mitreden dürfen. Auch mit der Kreidemalaktion am Dienstag sollen Kinderwünsche sichtbar gemacht werden.
RND/tdi/dpa/epd