Wie teuer wird Scheuer? Mautdesaster noch einmal im Bundestag
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Hat alles durchgerechnet: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), hier 2019 bei der aktuellen Stunde zum Scheitern der Pkw-Maut im Deutschen Bundestag.
© Quelle: Lisa Ducret/dpa
Das gekündigte Betreiberkonsortium für die gescheiterte Pkw-Maut sieht nach dem Abschlussbericht des Mautuntersuchungsausschusses gute Chancen, vom Bund Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe zu erstreiten. Der Abschlussbericht wird am Mittwoch im Bundestag debattiert.
Die Firmen verlangen 560 Millionen Euro. Sie argumentieren, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den Betreibervertrag unrechtmäßig kündigte. „Wir sind dem Parlament dankbar, dass es klar herausgearbeitet hat, dass die abrupte Kündigung der Verträge durch das Bundesverkehrsministerium ausschließlich politisch motiviert war“, sagte Michael Blum, Geschäftsführer des Betreiberkonsortiums Autoticket.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte am 18. Juni 2019 das deutsche Konzept für eine Pkw-Maut untersagt. Stunden später kündigte das Bundesverkehrsministerium die Verträge nicht nur wegen des Urteils, sondern auch wegen angeblicher Schlechtleistung.
Opposition: Scheuer brach mehrfach Haushalts- und Vergaberecht
Die Kündigung sei völlig unnötig gewesen, sagte Blum, da der EuGH nicht die Pkw-Maut generell untersagt habe, sondern nur die bisherige Ausgestaltung, die nach Lesart des Gerichts ausländische Kfz-Halter benachteiligt hätte.
„Man hätte die zeitbezogene Abgabe anpassen können, zum Beispiel indem man ihr eine noch stärkere ökologische Lenkungskomponente gibt und zulässt, dass unökologische Fahrzeuge höhere Abgaben und umweltfreundliche Pkw weniger zahlen als bisher“, sagte Blum. „Eine Modifikation in diese Richtung hat Minister Scheuer im September 2019 selbst ins Spiel gebracht, wie der Ausschuss herausgefunden hat. Das wäre durchaus möglich gewesen und würde heute gut in die Zeit passen, läge also auch im Interesse der Steuerzahler.“
FDP-Verkehrsexperte Oliver Luksic sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Wir können klar belegen, dass Minister Scheuer bei der gescheiterten Pkw-Maut mehrfach Vergabe- und Haushaltsrecht gebrochen hat. Trotz maximaler Intransparenz des Ministers, etwa durch fehlende Protokolle, gelöschte Handydaten und private Mailadressen, sind die Aktenlage und die Zeugenaussagen erdrückend.“
Scheuer habe die Mautverträge „weder bei der Unterschrift noch bei der überhasteten Kündigung verstanden“. Luksic befürchtet, dass die Betreiber im geheimen Schiedsverfahren erfolgreich Schadenersatz erstreiten können. „Minister Scheuer spekuliert vermutlich darauf, dass die teure Rechnung seiner gescheiterten Maut erst nach der Wahl präsentiert wird“, sagte er.