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Zwischen Verschwörung und Protest: Kretschmer stellt sich in Sachsen Demonstranten

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) spricht im Großen Garten mit Anhängern von Verschwörungstheorien zur Corona-Krise.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) spricht im Großen Garten mit Anhängern von Verschwörungstheorien zur Corona-Krise.

Dresden. Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) hat am Samstag bei Corona-Protesten in Dresden Entscheidungen der Politik verteidigt und zugleich um Respekt für abweichende Meinungen geworben. Der 45-Jährige kam am Nachmittag in Begleitung weniger Mitarbeiter mit dem Fahrrad in den Großen Garten, wo sich schon an den Wochenenden zuvor bis zu 200 Menschen im Protest gegen die Corona-Einschränkungen versammelt hatten. Dieses Mal waren es deutlich mehr. Der Besuch sei spontan erfolgt und deshalb vorher nicht angekündigt worden, hieß es aus der Staatskanzlei.

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Michael Kretschmer (CDU, r), Ministerpräsident von Sachsen, sucht auf der Kundgebung mit den Teilnehmern das Gespräch.

Michael Kretschmer (CDU, r), Ministerpräsident von Sachsen, sucht auf der Kundgebung mit den Teilnehmern das Gespräch.

Kretschmer wurde teilweise dicht umlagert und musste sich zahlreichen kritischen Fragen stellen. Immer wieder wurde die sofortige Aufhebung aller Beschränkungen in der Corona-Krise gefordert. Manche Gesprächspartner leugneten die Existenz des Virus schlichtweg und warfen der Politik vor, mit einer "Corona-Lüge" nur Angst machen zu wollen.

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Eine Frau sah im Gespräch mit Kretschmer “dunkle Mächte” am Werk. Schilder von Demonstranten deuteten darauf hin, dass sie aus unterschiedlichen Motiven protestieren. Mehrere Menschen äußerten Sorge vor einer staatlich verordneten Impfpflicht.

Kretschmer blieb etwa eineinhalb Stunden vor Ort. Einige Teilnehmer wurden verbal aggressiv, viele zollten ihm aber für seinen Auftritt Respekt, ein paar klatschen sogar Beifall. Er sei froh darüber, dass es in Sachsen keine Lkw-Kolonnen mit Särgen Toter wie in Bergamo gab, sagte Kretschmer und rechtfertigte die Einschnitte. Er habe nicht die Verantwortung für eine solche Situation tragen wollen. Manche Entscheidung sei bitter gewesen und habe auch ihm schlaflose Nächte bereitet. Man habe anfangs nicht gewusst, wie sich die Infektion übertrage: “Jetzt sind wir schlauer und deswegen ist jetzt auch viel mehr möglich.”

In vielen deutschen Städten hatten sich am Samstag Menschen versammelt, um gegen die ihrer Meinung nach überzogenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu demonstrieren - oder die Existenz des Virus zu leugnen. Kretschmer hatte die Proteste stets als ‎Bestandteil der Demonstrations- und Meinungsfreiheit verteidigt. Auch wenn einem ‎eine andere Meinung nicht gefalle, sollte man sie als Beitrag zu einer ‎lebendigen Demokratie akzeptieren, sagte er. “Das heißt aber auch, sich mit dieser ‎anderen Meinung auseinanderzusetzen. Wir müssen offen bleiben für ‎Diskussionen und brauchen Respekt denen gegenüber, die anderer ‎Meinung sind.”

Bei einer Demonstration gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie waren am Abend nach Polizeiangaben etwa 180 Menschen auf dem Neumarkt. Dort sei bis zum Abschluss alles friedlich geblieben, sagte ein Sprecher.

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RND/dpa

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