Neue Technik, mehr Personal

So wollen Flughäfen neues Wartechaos verhindern

Lange Schlangen an Flughäfen sind für Einbrecher wie ein Adressbuch zum Durchschauen, da Kofferanhänger oft verraten, welches Haus temporär leer steht.

Lange Schlangen an den Sicherheitskontrollen wie im vergangenen Jahr wollen deutsche Flughäfen in diesem Jahr verhindern.

Schier endlose Warteschlangen, verspätete Flüge, verschollenes Gepäck: Im vergangenen Jahr brauchten Flugreisende an viele deutschen Flughäfen starke Nerven. Da Reisen inzwischen weltweit wieder weitgehend ohne Corona-Beschränkungen möglich sind, ist die Reiselust bei vielen Menschen sehr groß. Die Flughäfen erwarten für den Sommer deshalb ein hohes Passagieraufkommen.

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Hohes Flugaufkommen, wenig Personal

Der Flughafenverband ADV prognostiziert, dass 2023 gemessen am Vorkrisenjahr 2019 wieder 82 Prozent der Flugreisenden erreicht werden. Dies entspräche 205 Millionen Passagierinnen und Passagieren an den deutschen Flughäfen. Besonders voll dürfte es im Juli und August 2023 werden – der Verband rechnet mit 42 Millionen Menschen, die fliegen wollen. Das wären rund 16 Prozent mehr als in den Sommermonaten 2022.

„Einzelne deutsche Standorte werden bereits das Vorkrisenniveau von 2019 während des Sommerreiseverkehrs erreichen oder gar übertreffen“, sagte eine ADV-Sprecherin gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

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Die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol warnte bereits zu Beginn des Jahres vor einem erneuten Flugchaos im Sommer 2023. Ein Grund sei das hohe Flugaufkommen, gleichzeitig herrsche nach wie vor Personalmangel bei den Airlines und den Flughäfen.

Viele deutsche Flughäfen beschäftigen sich deswegen schon seit dem vergangen Sommer damit, wie sich chaotische Zustände in diesem Jahr verhindern lassen, teilte der ADV mit. „Wichtig ist es, den Passagieren wieder die Planbarkeit und Verlässlichkeit im Luftverkehr zurückzugeben, die die Branche vor der Pandemie auszeichnete. Das ist das Ziel.“

Maßnahmen seien unter anderem „die Automation von Check-in Prozessen, Flexibilisierung (…) der Sicherheitskontrollen, und ‚De-Peaking‘ von Verkehrsspitzen für den Bodenverkehrsdienst“ – also die Vermeidung von Überlastungssituationen.

Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle

An einigen Flughäfen gibt es sie schon, andere führen sie bald ein: feste Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle, die Flugreisende vorab online reservieren können. Die Flughäfen Berlin-Brandenburg und Köln/Bonn bieten diesen Service bereits seit dem vergangenen Jahr an, in Frankfurt gibt es die Technologie seit Februar. Am Flughafen München endete Mitte Februar eine Testphase für die buchbaren Slots, die aktuell ausgewertet wird.

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Lange Warteschlangen wie hier am Flughafen Düsseldorf waren im vergangenen Sommer keine Seltenheit.

Lange Warteschlangen wie hier am Flughafen Düsseldorf waren im vergangenen Sommer keine Seltenheit.

Auch der Flughafen Düsseldorf will Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle zum Beginn der Osterferien einführen. „Dadurch werden Passagierströme gezielt gesteuert, Wartezeiten verkürzt und eine bessere und gleichmäßigere Auslastung der Kontrollspuren ermöglicht“, teilte ein Sprecher mit. Am Flughafen Hamburg ist die Buchung von Zeitslots für die Sicherheitskontrolle voraussichtlich ab Ende März oder Anfang April möglich. Für Reisende mit reservierten Zeitfenstern gibt es dann eine gesonderte Spur. Der Flughafen Hannover will den Service ebenfalls im Frühjahr einführen.

Moderne CT-Scanner

Für kürzere Wartezeiten bei der Sicherheitskontrolle sollen zudem sogenannte CT-Scanner sorgen. Die Computertomografietechnik macht es möglich, Fest- und Flüssigsprengstoff zu erkennen. Damit müssen Flüssigkeiten und elektronische Geräte wie Laptops nicht mehr aus den Taschen genommen werden.

Moderne CT-Scanner sollen die Handgepäckskontrolle deutlich schneller machen.

Moderne CT-Scanner sollen die Handgepäckskontrolle deutlich schneller machen.

An den Flughäfen München, Frankfurt und Stuttgart werden die Kontrollspuren nach und nach mit CT-Technik ausgestattet. In Düsseldorf sollen die Scanner demnächst eingeführt werden. Aus Hannover heißt es, der Flughafen prüfe, welche Services zusätzlich angeboten werden können. Zuständig für die Sicherheitskontrollen sei wie an den meisten Airports aber die Bundespolizei. Aus diesem Grund könnten die Flughäfen nur begrenzt Einfluss auf die Kontrolltechnik nehmen.

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Automaten für Check-in und Gepäckabgabe

Auch beim Check-in und bei der Gepäckabgabe mussten Flugreisende im vergangenen Jahr oft Schlange stehen. Zeit sparen sollen automatisierte Schalter zum Einchecken und zur Gepäckabfertigung. Der Flughafen Düsseldorf führt zum Beginn der Sommerferien zehn Self-Bag-Drop-Schalter ein, an denen Gepäcklabel der teilnehmenden Airlines selbst ausgedruckt werden können.

Einige Airports wie Berlin, Köln, Stuttgart und München bieten die Self-Service-Automaten bereits an und stocken sie in diesem Jahr weiter auf. In Hamburg beteiligten sich inzwischen elf Fluggesellschaften an den Gepäckautomaten, wie der Flughafen mitteilte, sodass rund zwei Drittel aller Passagierinnen und Passagiere ihre Koffer an den rund 30 Automaten selbst aufgeben können.

Besserer Überblick über Wartezeiten

Damit Reisende besser planen können, informieren die meisten Flughäfen bereits nicht nur auf Monitoren vor Ort, sondern auch auf ihren Websites und Apps und in den sozialen Medien über die aktuellen Wartezeiten.

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Auch in Hamburg soll es demnächst im Netz eine Stoßzeitenanzeige geben, wo die jeweiligen Spitzenzeiten des Tages angezeigt werden. Der Flughafen Düsseldorf erweitert seit Anfang des Jahres die Sensorik im Bereich vor den Sicherheitskontrollen, um Passagiermengen besser erfassen zu können. So sollen genauere Prognosen der Wartezeit möglich sein.

Mehr Personal an Flughäfen

Das reguläre Personal an den Sicherheitskontrollen in den Flughäfen wird von der Bundespolizei oder Dienstleistern koordiniert. Der Flughafen Hannover stellt in diesem Jahr aber zusätzliches Personal zur Verfügung stellen, um in Zeiten mit besonders großem Andrang bei Kontrollen und der Passagiersteuerung zu unterstützen, teilte eine Sprecherin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland mit.

Fehlendes Personal: Im Sommer 2022 hatte es am Flughafen in Langenhagen immer wieder Chaos gegeben. Zahlreiche Koffer blieben liegen.

Im Sommer 2022 blieben an vielen Flughäfen zahlreiche Koffer liegen. Am Flughafen Düsseldorf solle eine neue Taskforce bei der Gepäckabfertigung unterstützen.

Der Flughafen Düsseldorf setzt ab Ende März ebenfalls Zusatzkräfte ein, die beispielsweise Passagierinnen und Passagiere informieren und zu weniger ausgelasteten Flugsteigen führen sollen. Außerdem sollen sie bei den Sicherheitskontrollen als sogenannte Wannenrückführerinnen und Wannenrückführer oder Einweiserinnen und Einweiser unterstützen. Außerdem gibt es eine eigene Taskforce für die Gepäckabfertigung, wenn es dort Verzögerungen gibt.

Mehrere Flughäfen teilten weiterhin mit, sie hätten die Maßnahmen zur Rekrutierung von Personal zum Beispiel durch Social-Media-Kampagnen, Kooperationen mit anderen Flughäfen und Recruiting-Veranstaltungen im In- und Ausland intensiviert. Der Flughafen Frankfurt stellte im vergangenen Jahr im Bereich Flugzeug- und Gepäckabfertigung gut 2300 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, der Flughafen Düsseldorf berichtet von zusätzlichem Personal in dreistelliger Höhe beim Sicherheitskontrollen-Dienstleister DWS.

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RND/lzi

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