Stralsunder Gewichtheber bereit für ersten Heimwettkampf seit sieben Jahren
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Trainer Torsten Scheel (l.) und seine Heber Ralf Klingschat und Thomas Bunge (r.) wollen auf der eigenen Bühne kräftig Punkte für ein Landesliga-Finalticket sammeln.
© Quelle: FOTO: Horst Schreiber
Stralsund. Am Mittwochabend gingen die Gewichtheber ein letztes Mal an die Hantel, heute bereiten sie die Jahnsportstätte vor. Nach dem Feintuning im Bereich Kraft und Spritzigkeit, gibt es allerhand zu tun. Denn der erste Heimwettkampf des TSV 1860 Stralsund seit mehr als sieben Jahren steht bevor. Es ist die Wiederbelebung des Sports, der in Stralsund Anfang des Jahrtausends große Erfolge feierte. „Wir sind bereit!“, kündigt Trainer Torsten Scheel an.
Enger Kampf um Finalplätze
Scheel schickt acht Athleten zum 3. Kampftag der Landesliga MV am Sonnabend auf die Heberbühne. Ronny und Heike Junghans werden mit Steffen Nikulka und Annett Damme das erste 1860-Team stellen. Thomas Bunge, Ralf Klingschat, Lene Köpcke und Thorben Dahms bilden das zweite. „Wir können unsere besten Leute ins Rennen schicken“, wähnt Klingschat einen Vorteil im Heimwettkampf gegenüber den Gästen aus Malchow, Herrnburg, Schwerin (jeweils zwei Teams) und Rostock.
Für die Mannschaften aus MV geht es um einen von drei Startplätzen im Landesliga-Finale. Dafür wollen sich die Stralsunder zu Hause in eine gute Ausgangslage bringen. Im April steigt der letzte Durchgang vor dem Endkampf. „Das wird spannend“, behauptet Scheel mit Blick auf das Tableau. Aktuell liegt TSV I hinter dem Herrnburger AV.
Heber und Fans erfreut Neustart
Die Aufregung vor dem ersten Mannschaftswettkampf nach dem Neustart im Ligabetrieb vor genau elf Monaten steigt bei den Stralsundern, ganz besonders bei Klingschat. „Ich bin immer aufgeregt“, sagt er. Teamkollege Thomas Bunge ergänzt: „Das geht bei ihm zwei Wochen vorher los. Er wird unruhig, kommt in den Wettkampfmodus.“ Bunge selbst blickt seinem Heim-Comeback nach 22 Jahren Heberpause „ganz entspannt“ entgegen. Bunge ist eher durch Zufall wieder zum Gewichtheben gekommen. „Eigentlich wollte ich bei Ralf Laufschuhe kaufen. Da hat er gesagt, dass 1860 wieder mit Gewichtheben loslegt. Meine Laufschuhe liegen nun unbenutzt in der Ecke“, lacht Bunge.
Die Wiederbelebung des Sports in der Hansestadt hat nicht nur Bunge und seine Vereinskollegen gepackt. „Ein alter Fan hat neulich eine Videokassette von einem Bundesliga-Wettkampf des TSV bei mir im Laden vorbeigebracht“, erzählt Klingschat erstaunt. Auch sein Trainer wurde bereits auf den Wettkampf angesprochen, der am Sonnabend um 11 Uhr mit dem Nachwuchs startet, um 13 Uhr mit den Frauen fortsetzt und ab 15 Uhr mit den Männern und Master endet. „Es gibt immer wieder Leute, die sagen: ‚Schön, dass es wieder Gewichtheben in der Stadt gibt‘“, bemerkt Scheel.
Meister 2000, Untergang 2016
Aus der Sehnsucht nach den erfolgreichen, alten Zeiten entsteht auch Verantwortung. 2000 wurde der TSV 1860 erstmals deutscher Mannschaftsmeister – und das vor eigener Kulisse. Es folgten drei weitere Titel. 2012 dann der Niedergang: Die Gewichtheber hatten Nachwuchsprobleme und konnten keine Mannschaft zum Bundesliga-Betrieb melden. Nach einjähriger Pause kamen die Sund-Athleten zurück – in einer Kampfgemeinschaft mit Schwedt (Brandenburg). 2016 war das Oder-Sund-Team am Ende. Jetzt also Heimauftakt in der Landesliga. „Wir müssen uns ordentlich präsentieren. Das Drumherum muss funktionieren, die Teams sollen sich hier wohlfühlen“, fordert Scheel.
So schuften die Heber im „Jahni“. Die Ringerhalle wird zur Übungs- und Vorbereitungsstätte umgebaut, die Heberhalle bestuhlt, die Bühne wettkampftauglich gemacht. „Wir mussten erst einmal rekapitulieren, wie es früher war und was wir alles brauchen“, sagt Klingschat. Mittlerweile ist alles beisammen, Investitionen in Material wurden getätigt. Das Geld und der Aufwand sollen sich langfristig lohnen. Klingschat und Co. können sich bei gelungener Premiere am Sonnabend weitere Wettkämpfe in Stralsund vorstellen. „Das wird für uns ein Erfahrungsprozess nach so langer Pause. Gedanklich haben wir alles vorbereitet, jetzt müssen wir es umsetzen“, sagt er.
Von Horst Schreiber
OZ