Abwrackprämie für Lastwagen läuft ins Leere
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Der elektrisch angetriebene Mercedes-Benz E-Actros (Symbolfoto).
© Quelle: Marijan Murat/dpa
Frankfurt. Die Abwrackprämie für Lastwagen hat kaum einen Effekt für den Klimaschutz gebracht. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Demnach wurde mit dem Förderprogramm bislang die Anschaffung von 4748 Lkw mit Dieselmotoren finanziert (Stand 1. Juli). Hinzu kamen 192 Nutzfahrzeuge, die über einen Gasantrieb verfügen.
Anfang des Jahres wurde das Programm auf den Weg gebracht. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kündigte seinerzeit an, dass „der Austausch alter gegen neue Lkw mit sauberen Antrieben“ gefördert werde. Ziel sei unter anderem, „nachhaltig die CO₂-Emissionen der Nutzfahrzeugflotte zu senken“.
Die Konditionen: Die Anschaffung eines fabrikneuen Lastwagens ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht mit der aktuellen Abgasnorm Euro VI wird mit bis zu 15.000 Euro subventioniert, sofern er ein betagtes Fahrzeug mit laxeren Emissionsvorgaben (Euro V und niedriger) ersetzt.
Das von Scheuer „vollmundig angekündigte Flottenaustauschprogramm entpuppt sich in der Praxis endgültig als verkappte Branchenförderung für den Straßengüterverkehr“, sagte Matthias Gastel, Verkehrsexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, dem RND.
Für den Klimaschutz sei es „praktisch unwirksam“, da mehr als 96 Prozent der geförderten Fahrzeuge herkömmliche Diesel-Lkw seien. Für diese wurden bis zum 1. Juli laut Bundesregierung knapp 60 Millionen Euro an Zuschüssen bewilligt. Weitere 2,6 Millionen Euro wurden für Fahrzeuge gezahlt, die in ihren Motoren Erdgas verbrennen.
„Statt in den Klimaschutz zu investieren, fließen die Steuermittel zu 100 Prozent in fossile Antriebstechnologien, die keine Zukunft haben“, betonte Gastel. Nach seiner Ansicht werden mit der Abwrackprämie Unternehmen belohnt, „die lange Zeit die Flottenmodernisierung aufgeschoben haben und mit Stinkern unterwegs waren“.
Der Hintergrund: Schon 2013 wurde bei den Lastwagen die Euro-V- durch die Euro-VI-Norm abgelöst, die seither für Neufahrzeuge obligatorisch ist. Durch das Förderkonzept werden also Laster aus dem Verkehr gezogen, die schon acht Jahre oder länger unterwegs sind.
Viele Speditionen ersetzen in der Regel ihre Fahrzeuge deutlich früher, häufig schon nach fünf Jahren – insbesondere wenn sie auf Langstrecken unterwegs sind. Für Gastel ist deshalb klar: Scheuer fördert den Austausch von Lkw, „die in kurzer Zeit ohnehin von unseren Straßen verschwunden wären – absurder und unwirksamer kann Förderpolitik nicht ausfallen“.
Die Bundesregierung kehrt indes hervor, dass das Förderprogramm zur Absenkung des CO₂-Emmissionsniveaus auch vorsehe, dass die Lkw bei ihrer Auslieferung mit „rollwiderstandsoptimierten Reifen“ ausgestattet sein müssten.
Lkw-Hersteller setzen auf Elektroantrieb
Theoretisch hätte es staatliche Zuschüsse auch für Lkw mit Elektromotoren oder Brennstoffzellen geben können. Doch schwere Lastwagen mit solchen Aggregaten werden derzeit von den Herstellern noch gar nicht angeboten. Beim Weltmarktführer Daimler soll das erste E‑Modell im Herbst in die Serienfertigung gehen. Auch alle anderen Nutzfahrzeughersteller wollen bald Brummis mit Alternativantrieben anbieten.
Die EU sitzt ihnen im Nacken: Bis 2030 sollen die Emissionen der Neufahrzeugflotten um rund ein Drittel gedrückt werden. Eine zusätzliche Verschärfung der Bestimmungen halten viele Fachleute überdies für möglich. Die Hersteller können diese Vorgaben nur mit der Elektrifizierung der Antriebe erreichen.
Wobei in der Branche derzeit Plug-ins (eine Kombination aus E- und Verbrennungsmotor) für die nächsten Jahre als Favorit gelten. Auch die Bundesregierung macht in ihrer Antwort auf die Anfrage darauf aufmerksam: 2030 soll „etwa ein Drittel der Fahrleistung im schweren Straßengüterverkehr elektrisch oder auf Basis strombasierter Kraftstoffe erfolgen“.
Gastel betont indes, dass die Steuermillionen für die Diesellaster in der „Förderung intermodaler Transportketten“ besser angelegt wären. „Dem kombinierten Verkehr, bei dem auf der Langstrecke die Schiene genutzt wird und der Lkw die Verteilung übernimmt, gehört die Zukunft“, so der Grünen-Politiker.