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Zahlen besser als bei Konkurrent Boeing

Weniger Flugzeuge als geplant: Airbus kämpft mit Lieferschwierigkeiten

Das Haupttor des Airbus-Werks in Hamburg-Finkenwerder.

Das Haupttor des Airbus-Werks in Hamburg-Finkenwerder.

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Toulouse. Guillaume Faury weicht nicht aus. „Wir brauchen zwei Jahre, um zu erreichen, was wir in einem schaffen wollten“, räumt der französische Chef des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus zur Bilanzvorlage in Toulouse ein. Gemeint ist der stockende Hochlauf der Produktion von Passagierflugzeugen. Von seinen diversen Airbus-Modellen hat der Konzern 2022 zwar insgesamt 661 Stück ausgeliefert und damit 8 Prozent mehr als im Vorjahr sowie deutlich mehr als US-Erzrivale Boeing. Der kam im Vorjahr auf nur 480 Auslieferungen. „Das war aber nur die Hälfte des geplanten Zuwachses, das ist frustrierend“, gesteht Faury für Airbus. Sich rasant erholende Fluggesellschaften könnten viel mehr Flugzeuge brauchen, als das den Weltmarkt beherrschende Duo liefern kann.

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Um zwei Drittel habe der globale Flugverkehr 2022 zugelegt, erklärte Weltairlineverband Iata soeben. In diesem Jahr dürfte er wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen. Aber das Angebot neuer, spritsparender und weniger umweltschädlicher Flugzeuge stockt, weil die Hersteller in der Pandemie so stark gebremst haben. Ein global vernetztes System wie das der Luftfahrtindustrie mit seinen rund 5000 Zulieferern kann man nicht so schnell wieder hoch- wie herunterfahren. Der Langsamste bestimmt das Tempo, was auch Airbus 2022 erfahren hat.

Airbus will in diesem Jahr schaffen, was 2022 nicht gelang

Nun will Faury dieses Jahr am Ende 720 Passagierflugzeuge ausgeliefert haben, was eigentlich schon für 2022 angepeilt war. Er ist zuversichtlich, es im zweiten Anlauf zu schaffen, falls die Welt nicht erneut negative Überraschungen bereithält, wie vor Jahresfrist den russischen Angriff auf die Ukraine.

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Das Ersatzteilgeschäft mit russischen Airlines hat Airbus als Folge eingestellt. „Wir hören, dass Teile fehlen, und sind besorgt darüber, wie Flugzeuge in Russland jetzt betrieben werden“, sagt Faury. Er meint damit Berichte, über eine Kannibalisierung einzelner Airbus-Flugzeuge, um Ersatzteile auszubauen. Gestoppt hätten westliche Sanktionen den Flugverkehr in Russland aber keinesfalls, sagt Faury. Dort sei 2022 mehr geflogen worden als 2019.

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Rüstungsumsätze steigen überproportional

Airbus kommt auch immer noch nicht ohne aus Russland zugeliefertes Material wie Titan oder Aluminium aus. „Wir brauchen Zeit für davon unabhängige Quellen“, meinte der Airbus-Chef. Andererseits erwartet er künftig wegen der Bedrohung aus dem Osten bessere Rüstungsgeschäfte. „2022 hat die Notwendigkeit für ein stärkeres Europa gezeigt“, sagt der Manager und meint das auch im militärischen Sinn. Geschäftliche Hoffnungsträger sind für Airbus dabei das Projekt eines neuen Kampfflugzeugs, das Deutschland, Frankreich und Spanien nicht erst seit dem Ukraine-Krieg entwickeln lassen und eine ebenfalls in der Entwicklung stehende Euro-Drohne. Beides könnte sich nun beschleunigen. In der Bilanz marschiert das Rüstungsgeschäft bereits voran.

Während im Gesamtkonzern die Umsätze 2022 um 13 Prozent auf knapp 59 Milliarden Euro gestiegen sind, haben die auf Verteidigung entfallenden um ein Viertel auf 11,5 Milliarden Euro zugelegt. Von der Profitabililtät ist das Rüstungsgeschäft jedoch noch ein gutes Stück davon entfernt, den Airbus-Managern echte Freude zu bereiten. Das liegt vor allem am anhaltenden Trauerspiel um den Militärtransporter A400M. Eine weitere halbe Milliarde Euro musste dafür diesmal wegen inflationsbedingter Zusatzkosten zurückgestellt werden.

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Kabelschaden auf Frankfurter Baustelle verursachte IT-Probleme bei Lufthansa
ARCHIV - 15.02.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Fluggäste stehen im Terminal 1 am Frankfurter Flughafen vor einem Lufthansa-Schalter, an dem auf einem Monitor der Hinweis "Aufgrund eines IT-Ausfalls kommt es zu massiven Beeinträchtigungen in der Abfertigung. Wir bitten dies zu entschuldigen." zu lesen ist. Wegen einer IT-Panne beim Lufthansa-Konzern sind am Mittwoch (15.02.2023) Tausende Passagiere von Verspätungen und Flugausfällen betroffen.

Der rote Bildschirm zeigt den Fluggästen an: Hier funktioniert vieles nicht mehr. (zu dpa: «Kabel durchgeschnitten») Foto: Arne Dedert/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des Dienstes dpa-Nachrichten für Kinder +++ dpa-Nachrichten für Kinder +++

Ein IT-Systemausfall bei der Lufthansa-Zentrale in Frankfurt stört massiv den Flugbetrieb der Airline und am größten deutschen Flughafen.

Ob das Projekt überhaupt noch eine Chance habe, jemals in die Gewinnzone zu fliegen, wurde der im März zur Softwareschmiede SAP wechselnde Airbus-Finanzchef Dominik Asam gefragt. „Ich habe die Hoffnung“, erklärte dieser und klang dabei mehr pflichtschuldig als überzeugt. Sein Nachfolger bei Airbus wird der zuletzt beim Kunststoffkonzern Covestro managende Thomas Toepfer, der damit wieder für eine deutsche Stimme im Airbus-Vorstand sorgt.

Wenn der Produktionshochlauf im zivilen Flugzeugbau diesmal klappt, rechnet Faury 2023 mit einem um Sondereffekte bereinigten operativen Konzerngewinn von rund 6 Milliarden Euro. Voriges Jahr waren es auf dieser Basis mit 5,6 Milliarden Euro und damit 16 Prozent mehr. Nachdem alle Probleme verdaut waren, verblieben aber nur noch 4,2 Milliarden Euro Jahresüberschuss, was Stagnation bedeutet. Basis für das angepeilte Gewinnplus 2023 sind im Vorjahr um ein Drittel auf 82,5 Milliarden Euro gestiegene Auftragseingänge. Die Dividende wird schon jetzt von 1,50 auf 1,80 Euro je Aktie erhöht. Aufwärts geht es auch für die Belegschaft. Sie legte im Jahresvergleich um knapp 8000 auf konzernweit wieder über 134.000 Stellen zu.

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