Energiekrise als Weckruf: Neigt sich das fossile Zeitalter dem Ende zu?
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Windräder stehen auf einer Anhöhe in Bergheim, Nordrhein-Westfalen. Im Hintergrund das Braunkohlekraftwerk Niederaußem.
© Quelle: Henning Kaiser/dpa
Paris. Die derzeitige Energiekrise könnte ein Wendepunkt sein: Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) hat sie das Potenzial, die erneuerbaren Energien derart voranzutreiben, dass fossile Brennstoffe immer mehr an Bedeutung verlieren. Denn der Energiemarkt ist seit dem 24. Februar ein anderer. Zahlreiche Staaten gehen zum größten Gasexporteur Russland auf Distanz.
Das führt zu Turbulenzen auf den Märkten - und zu steigenden Preisen für Verbraucherinnen und Verbraucher. Gleichzeitig hat es allerdings auch zur Folge, dass viele Staaten nun versuchen, den Strukturwandel zu beschleunigen, schreibt die IEA. Am Donnerstag legte die von der Industriestaaten-Organisation OECD ins Leben gerufene Agentur ihren „World Energy Outlook“ vor.
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Fossile Brennstoffe auf dem Rückgang
Und dieser Ausblick hat es in sich: Energiemärkte und Energiepolitik hätten sich seit dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine und den damit verbundenen Reaktionen nicht nur kurzfristig, sondern auf Jahrzehnte verändert. „Die Reaktionen der Regierungen auf der ganzen Welt versprechen, dass es zu einem historischen und endgültigen Wendepunkt hin zu einem saubereren, erschwinglicheren und sicheren Energiesystem kommt“, sagte IEA-Direktor Fatih Birol. Würden die Pläne, wie von den Regierungen zuletzt in Aussicht gestellt, tatsächlich verwirklicht, bedeutet das laut dem IEA-Ausblick einen Anstieg der weltweiten Investitionen in saubere Energien bis 2030 um 50 Prozent.
Dem Ausblick zufolge kommt dann für die weltweite Nachfrage nach fossilen Brennstoffen erstmals ein Höhepunkt oder ein Plateau in Sicht. Die derzeitigen politischen Rahmenbedingungen gegeben, rechnet die IEA mit einem Rückgang der Kohlenutzung in den kommenden Jahren. Die Erdgasnachfrage erreiche demnach bis zum Ende des Jahrzehnts ein Plateau. Die Agentur hält es für unrealistisch, dass Russland den Wegfall europäischer Importe derart ausgleichen kann, dass es zu Exportmengen wie 2021 zurückkehrt. Der steigende Absatz von Elektrofahrzeugen führe außerdem dazu, dass die Erdölnachfrage Mitte der 2030er Jahre abflache und dann bis Mitte des Jahrhunderts leicht zurückgeht.
Im globalen Energiemix sinkt der Anteil fossiler Brennstoffe nach der Analyse von 80 Prozent auf 60 Prozent bis zum Jahr 2050. Auch der weltweite CO2-Ausstoß wird demnach zurückgehen. Trotz alledem geht die IEA allerdings von einer globalen Erderwärmung um 2,5 Grad bis zum Jahr 2100 aus - weit entfernt vom 1,5-Grad-Ziel, das gravierende Auswirkungen des Klimawandels verhindern helfen soll.
IEA: Regierungen orientieren sich neu
Die Welt befinde sich in einer globalen Energiekrise, heißt es in dem Bericht. Die jüngsten Entwicklungen hätten verdeutlicht, dass das jetzige Energiesystem fragil und nicht nachhaltig sei. Dass die Energiepreise nun so in die Höhe schossen, hätte beispielsweise auch Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung im globalen Süden gezeigt. Im Lichte dieser Krise orientieren sich Regierungen deshalb neu und diversifizieren ihre Energiequellen mehr, so die IEA. Allerdings betont die Agentur, dass es für einen solchen Wandel auch entsprechende Investitionen brauche.
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Erster Gasanbieter entlastet Kunden schon früher: Einsparungen gehen bis ins Jahr 2021 zurück
Überraschende Entlastung für Tausende Gaskundinnen und ‑kunden in den neuen Bundesländern: Der Mitteldeutsche Regionalversorger Mitgas setzt auf ein Modell, bei dem die verringerte Mehrwertsteuer für die komplette Jahresrechnung gilt. Die Einsparung von 12 Prozent gilt dann unter Umständen schon seit 2021.
Der Bundesverband Windenergie (BWE) sieht das naturgemäß ähnlich. „Es kommt nun darauf an, die Entwicklung in die richtige Richtung zu lenken: Auf das Gaszeitalter muss jetzt das Zeitalter der Erneuerbaren folgen“, reagierte Präsident Hermann Albers auf den Bericht. Die folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine hätten die Hoffnungen auf Gas als vermeintliche Brückentechnologie der Energiewende zerschlagen. „Stattdessen sehen wir alle anderen Energieträger im Aufschwung“, so Albers. Deutschland könne hier wieder eine Führungsrolle bekommen.
Mit dpa