Der Traumatrigger aus dem Silicon Valley
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Händler arbeiten auf dem Parkett der New York Stock Exchange. US-Präsident Biden hat nach der Schließung der Silicon Valley Bank und der Signature Bank die Sicherheit der Einlagen für amerikanische Bankkunden bekräftigt.
© Quelle: Craig Ruttle/FR61802 AP/dpa
Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) weckt Sorgen vor einer neuen Finanzkrise. Das kalifornische Institut war in der vergangenen Woche in Schieflage geraten. Die US-Regierung lehnt zwar eine Rettung ab, garantiert aber für die Einlagen bei der Bank. So soll eine Pleitewelle unter Start-ups, den wichtigsten Kunden, verhindert werden. Die Finanzmärkte reagierten dennoch hochnervös, der Deutsche Aktienindex rutschte zeitweise mehr als 3 Prozent ins Minus.
Die Bank gehört zu den 20 größten in den USA, spielt aber für die Technologiefirmen nicht nur im Silicon Valley eine Schlüsselrolle. In den Achtzigerjahren gegründet, wuchs das Institut mit den vielen Start-ups in der Region. Die SVB gab auch Jungunternehmen mit vergleichsweise hohem Risiko Kredit und bot ihnen gleichzeitig Anlagemöglichkeiten: Die riesigen Summen, die Investoren bei den sogenannten Finanzierungsrunden bereitstellen, wurden ebenfalls auf SVB-Konten geparkt.
Ein klassischer Bankrun
Die Bank galt als durchaus solide und war hochprofitabel. Mit dem zügigen Zinsanstieg kam sie allerdings doppelt unter Druck: Auf der einen Seite fiel ihren Kunden die Finanzierung schwerer. Sie brauchten Geld und zogen Guthaben ab. Auf der anderen Seite sank der Wert der Anleihen, in denen die SVB viel Geld angelegt hatte. Um die Kunden bedienen zu können, musste sie Anleihen verkaufen – und diese Wertverluste realisieren.
Es folgte ein Crash innerhalb weniger Tage. Wegen der Verluste aus den Anleihen drohte eine Herabstufung des Ratings. Also sollte das Kapital um rund 2 Milliarden Dollar erhöht werden – eigentlich eine machbare Größenordnung. Doch der Plan steigerte die Unruhe nur noch mehr, Kunden zogen weiteres Geld ab, große Investoren warnten öffentlich, und die Kapitalerhöhung scheiterte. Es folgte ein klassischer Bankrun: Kunden hoben massenhaft Geld ab. Am vergangenen Freitag übernahm die Finanzaufsicht das Zepter.
Kurz zuvor hatten bereits die Silvergate Bank und die Signature Bank in den USA ihre Tore geschlossen. Sie sind vor allem im Geschäft mit Kryptowährungen aktiv, scheiterten aber letztlich am gleichen Problem wie die Silicon Valley Bank: Die Kundschaft zog zunehmend Geld ab, die Institute konnten nur zahlen, indem sie Wertpapiere verlustreich zu Geld machten.
USA: größter Bankenkollaps seit Finanzkrise 2008
Der Zusammenbruch des US-Start-up-Finanzierers Silicon Valley Bank hat am Freitag Schockwellen durch den Bankensektor gejagt.
© Quelle: Reuters
Deutsche SVB-Niederlassung hat „keine systemische Relevanz“
Seitdem grassiert die Sorge vor einer Finanzkrise wie 2008. Die US-Regierung bemühte sich aber sofort, eine Kettenreaktion zu verhindern. Zwar soll die Silicon Valley Bank nicht gerettet werden, ihre Eigentümer werden also ihr Kapital verlieren, die Kunden sollen aber möglichst ohne Schaden davonkommen: Die Einlagen seien auch jenseits der in den USA garantierten 250.000 Dollar sicher, betonte Finanzministerin Janet Yellen am Wochenende. Am Montag waren die Konten bereits wieder zugänglich.
Die Kosten für diese Garantien solle ein Einlagensicherungsfonds tragen, in den alle Banken einzahlten, erklärte US-Präsident Joe Biden am Montag. „Die Amerikaner können sich darauf verlassen, dass das Bankensystem sicher ist“, sagte Biden bei einer kurzen Ansprache am Montag in Washington. Die Manager der unter staatliche Kontrolle gestellten Geldinstitute würden entlassen.
Auch europäische Start-ups und Investoren sind Kunden der Silicon Valley Bank. Die Zukunft der britischen Tochtergesellschaft ist bereits geklärt, sie soll von der Großbank HSBC übernommen werden. Die deutsche Niederlassung wurde am Montag von der Finanzaufsicht Bafin geschlossen, das Institut habe aber „keine systemische Relevanz“, heißt es in der Mitteilung. Mit einer Bilanzsumme von 780 Millionen Euro bewegt sich die deutsche SVB-Niederlassung auf dem Niveau einer kleinen Sparkasse.
Joe Biden: Bankensystem ist sicher
US-Präsident Joe Biden hat nach der Schließung zweier US-Banken seit Freitag die Sicherheit der Einlagen für amerikanische Bankkunden bekräftigt.
© Quelle: dpa
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Jeder Zinserhöhungszyklus in den USA fordert Opfer
Die Bankpleiten in den USA haben die Nervosität an den Börsen massiv erhöht. Nach herben Verlusten am Freitag büßte vor allem der deutsche Markt am Montag weiter ein. Die Commerzbank verlor mehr als 10 Prozent an Wert – obwohl ihr Geschäftsmodell wenig mit dem der US-Banken gemeinsam hat. „Vergleiche mit der großen Finanzkrise 2008 scheinen aus heutiger Sicht nicht angebracht“, heißt es in einer Analyse der Fondsgesellschaft DWS. Die Gruppe der gefährdeten Unternehmen sei deutlich kleiner als damals, und die Banken stünden wesentlich solider da.
Allerdings sehen die DWS-Experten auch ein grundsätzliches Risiko: Historisch habe jeder Zinserhöhungszyklus in den USA seine Opfer gefordert. Denn in ihrem klassischen Geschäft mit Einlagen und Krediten profitieren Banken zwar grundsätzlich von höheren Zinsen, ein schneller Anstieg, wie er jetzt geschehen ist, kann sie vorübergehend aber durchaus in Probleme stürzen.
Das gilt grundsätzlich für alle Banken: Sie legen Geld in prinzipiell sicheren Anleihen an. Die verlieren allerdings an Wert, wenn die Zinsen steigen. Das ist kein Problem, solange die Bank die Papiere bis zum Ende der Laufzeit behalten kann und dann in voller Höhe zurückgezahlt bekommt. Dann steht der Verlust vorerst nur auf dem Papier. Heikel wird es, wenn die Papiere vor der Zeit verkauft werden müssen und damit der Verlust realisiert wird.