Ab sofort: Gewerkschaft Verdi kündigt bundesweite Poststreiks an
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Ein Beschäftigter trägt bei einem Warnstreik eine Warnweste von Verdi.
© Quelle: Tom Weller/dpa/Symbolbild
Im Tarifstreit bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi zu bundesweiten Streiks aufgerufen. Die Beschäftigten in allen Brief- und Paketzentren seien ab Donnerstag um 17 Uhr sowie am Freitag ganztägig zum Streik aufgerufen, teilte Verdi mit. „In den folgenden Tagen werden weitere Streiks folgen.“
In der zweiten Verhandlungsrunde für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten hatte es in Köln keine Fortschritte gegeben. „Die Arbeitgeber haben sich sehr deutlich geäußert, dass sie nicht bereit sind, den Reallohnverlust und die Inflation auszugleichen“, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Verdi halte die Forderungen jedoch für „notwendig, gerecht und machbar“.
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© Quelle: dpa
Verhandlungsführerin Kocsis spricht von „Provokation“
Die Erwartung an die zweite Verhandlungsrunde sei, „dass die Arbeitgeber ihre Emotionen zu unserer Tarifforderung überwinden und sich mit uns in den Verhandlungen den Fakten zuwenden“, so Kocsis. Die Inflation sei so hoch wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Sie habe im Jahr 2022 bereits deutlich über der Tariferhöhung gelegen. „Diese Situation bedeutet für unsere Mitglieder bei der Deutschen Post AG einen Reallohnverlust, wenn sie keine kräftige Gehaltserhöhung in dieser Tarifrunde bekommen.“
Die Gewerkschaft verlangt 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Der überwiegende Teil der Verdi-Mitglieder bei der Post habe ein niedriges Einkommen und könne Reallohnverluste nicht verkraften, betonte Kocsis. „Dass die Arbeitgeber den Ausgleich von Reallohnverlusten verweigern, ist angesichts der Milliardengewinne des Konzerns eine Provokation. Darauf werden die Beschäftigten in den Betrieben nun eine klare Antwort geben und ihren Forderungen mit Streiks Nachdruck verleihen.“
Der Post-Vorstand hatte die Forderung bereits vor der jüngsten Verhandlungsrunde als unrealistisch abgelehnt. Ein Sprecher betonte, das Unternehmen habe Verdi in den Tarifgesprächen konkrete Vorschläge gemacht, in denen es vor allem um die Bausteine und Struktur der Lohnerhöhungen gegangen sei. Man habe aber auch deutlich gemacht, „dass die gewerkschaftliche Annahme, dass Lohnsteigerungen durch Preiserhöhungen weitergegeben werden könnten, aufgrund der umfassenden Preisregulierung für das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland in den kommenden Jahren nicht zutrifft“.
Beschwerden über Zustellmängel
Die Post sprach von konstruktiven Diskussionen. Damit sei die Grundlage geschaffen, um in der schon vereinbarten dritten Verhandlungsrunde am 8. und 9. Februar „ein Angebot vorzulegen, das sich an einem fairen Ausgleich zwischen den berechtigten Interessen der Beschäftigten und den ökonomischen Realitäten von Post & Paket Deutschland orientieren wird“.
Auch ohne Streiks hatte es zuletzt viele Beschwerden über Zustellmängel gegeben. Im vergangenen Jahr registrierte die Postbeschwerdestelle der Bundesnetzagentur so viele Beschwerden wie nie – insgesamt rund 43.500 und damit fast dreimal so viele wie 2021. Die Beschwerden richten sich gegen die ganze deutsche Brief- und Paketbranche. Die meisten Wortmeldungen über verspätete oder verlorene Sendungen beziehen sich aber auf den Marktführer Deutsche Post.
Das Unternehmen, dessen Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit im Ausland liegt, spricht von lokalen Problemen, die es mit einem hohen Krankenstand und mit der generell schwierigen Suche nach Arbeitskräften begründet. Ein Firmensprecher sagte noch vor wenigen Tagen, man werde in diesem Jahr „alles daransetzen, trotz der weiter herausfordernden Umstände die Qualität in der Zustellung weiter zu verbessern“.
RND/dpa