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Volkswirte wollen Impfturbo: „Koste es, was es wolle“

Drei vorbereitete Spritzen mit dem Corona-Impfstoff AstraZeneca.

Drei vorbereitete Spritzen mit dem Corona-Impfstoff AstraZeneca.

Nürnberg. Volkswirte führender deutscher Finanzinstitute haben eine deutliche Verbesserung beim Impftempo gefordert, um die wirtschaftliche Lage in der Corona-Pandemie zu verbessern. „Wir brauchen bei Impfungen, Tests und Kontaktnachverfolgung eine What-ever-it-takes-Mentalität“ (etwa: „Koste es, was es wolle“), sagte die Chefvolkswirtin der staatlichen Bankengruppe KfW, Fritzi Köhler-Geib, in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Nur so können wir aus dem Lockdown nachhaltig entkommen“, betonte sie.

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Auch die „Wirtschaftsweise“ Veronika Grimm von der Universität Nürnberg sagte: „Letztlich ist die größte Chance ein zügiger Impffortschritt.“ Dass es noch keine Impfstoffe für Kinder gebe, sei eine offene Flanke, sagte Grimm. Katharina Utermöhl von der Allianz-Gruppe betonte: „Es gibt ein Wettrennen zwischen dem Impfen und dem Virus.“ Derzeit sei nicht davon auszugehen, dass eine ausreichend große Gruppe von etwa 70 Prozent der Bevölkerung bis zum Ende des zweiten Quartals geimpft sei. „Wir gehen eher von 30 Prozent aus“, sagte Utermöhl.

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Wachstumsprognosen fallen geringer aus

Die Volkswirte haben ihre Wachstumsprognosen für das Jahr 2021 wegen des anhaltenden Lockdowns nach unten korrigiert. „Wir hatten einen Fehlstart für die deutsche Wirtschaft ins Jahr 2021“, sagt Utermöhl. „Wir haben von unserer ursprünglichen Jahresprognose ein bisschen was runtergenommen“, sagte Marc Schattenberg von der Deutschen Bank. Er gehe jetzt von nur noch 3,7 Prozent Wachstum für 2021 aus. Utermöhl geht nur von 3,4 Prozent aus, der Sachverständigenrat der Bundesregierung sogar nur von etwas mehr als 3 Prozent, sagte Grimm.

Gastgewerbe: Weniger Betriebsschließungen als vor Corona

KfW-Chefvolkswirtin Köhler-Geib lobte die Wirkung der staatlichen Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft. „Im Januar 2021 haben rund 43.900 Betriebe ihr Gewerbe aufgegeben, ein Jahr zuvor waren es 55.900“, rechnet sie vor. Und im krisengebeutelten Gastgewerbe hätten im Januar 2021 lediglich 2700 Gastwirte und Hoteliers ihren Betrieb aufgegeben, ein Jahr zuvor – also vor Beginn der Pandemie – waren es 4500.

Minijobs im Kunstbereich am stärksten betroffen

Allerdings: Die Folgen der Pandemie treffen offenbar besonders stark die am wenigsten Geschützten. „Ungefähr 38 Prozent der Minijobs im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie 50 Prozent im Gastgewerbe sind weggefallen“, sagte Veronika Grimm. „Das sind über 500.000 Beschäftigungsverhältnisse“, sagte die Professorin. Sie glaube allerdings auch, dass diese Jobs wieder aufgebaut werden können, wenn das Virus sein Gefährdungspotenzial eingebüßt habe.

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China und USA werfen „Rettungsring zu“

Die Volkswirtschaft profitiere derzeit davon, dass die Industrie sehr gut laufe. Die Auftragseingänge lägen in vielen Industriebranchen über Vorkrisenniveau, sagte Grimm. „Die Industrieproduktion ist nach oben gerichtet, stark getrieben durch die Auslandsnachfrage“, betonte sie. „Im Grunde werfen uns China und die USA einen Rettungsring zu“, beschrieb Utermöhl die Lage der deutschen Industrie aus internationaler Sicht. 15 Prozent der Aufträge kämen aus den beiden derzeit boomenden größten Volkswirtschaften der Welt.

Die Volkswirte sehen aber auch für den Rest der Wirtschaft gute Chancen in der zweiten Jahreshälfte. „Wenn Lockerungen Ende des zweiten Quartals möglich werden, könnte die Kaufkraft, die aufgespart wurde, zum Motor werden“, sagte Schattenberg. „Schon im Sommer rechnen wir mit deutlichem Wachstum und einem echt starken dritten Quartal“, sagte auch Utermöhl.

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RND/dpa

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