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VW, Siemens, Lufthansa: Die Wirtschaft bereitet sich auf das Coronavirus vor

In Südkorea schon üblich: Mitarbeiter sind mit Masken unterwegs - hier in der Börse von Seoul.

In Südkorea schon üblich: Mitarbeiter sind mit Masken unterwegs - hier in der Börse von Seoul.

Berlin. Mit den ersten Neuerkrankungen in Deutschland wird das Coronavirus auch für die Wirtschaft hierzulande zu einer akuteren Gefahr. Denn während bislang vor allem die Fertigung und die Lieferketten in Fernost betroffen waren, geht es nun auch um die Vorsorge in deutschen Fabriken, Lagern und Geschäften.

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Wie schnell das Coronavirus ein Unternehmen treffen kann, bekam Discounter Lidl schon am Montag zu spüren. Die Handelskette betreibt auch Filialen in Italien - doch die Dienstreisen dorthin sind abgesagt, wie Lidl der Heilbronner Stimme sagte. Zudem seien die Mitarbeiter nochmals für Hygienevorschriften “sensibilisiert” worden. Auch sollten sie im Fall von Krankheitssymptomen rechtzeitig zum Arzt gehen.

Lufthansa schickt Mitarbeiter in den Urlaub

Bei der Lufthansa hat das Virus ernste Konsequenzen: Die Fluggesellschaft überprüft derzeit geplante Neueinstellungen, Mitarbeiter würden zu unbezahltem Urlaub oder Arbeitsverkürzungen bewegt, berichtet die Deutsche Presseagentur. Zudem sind sämtliche Passagierflüge nach China ausgesetzt - die aber derzeit ohnehin auf nur wenig Nachfrage treffen dürften. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, haben zahlreiche Unternehmen Dienstreisen nach China abgesagt oder auf ein Minimum reduziert.

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Doch insgesamt halten sich die Unternehmen zurück, was Informationen über ihre Vorbereitungen auf einen möglichen Corona-Ausbruch anbelangt. Oder sie äußern sich nur vage: Das betriebseigene Gesundheitswesen stimme sich eng mit den Gesundheitsbehörden in Deutschland ab und habe für den Bedarfsfall die erforderlichen Materialien im Vorrat, sagte ein Sprecher des Volkswagen-Konzerns dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Siemens bereitet sich auf Pandemie vor

“Das Volkswagen Gesundheitswesen beobachtet die Entwicklung aufmerksam und empfiehlt vorsorglich”, betonte er außerdem - eine Formulierung, wie sie einem Bericht der “Welt” zufolge derzeit viele Unternehmen wählen. Siemens bestätigte der “Welt” außerdem, dass es Vorbereitungen für eine Pandemie gebe. Details würden aber nicht veröffentlicht, hieß es demnach beim Dax-Konzern.

Einblicke in die Vorbereitungen bietet allerdings das “Handbuch betriebliche Pandemieplanung” des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. An dem haben auch mehrere große deutsche Unternehmen mitgearbeitet, es bietet eine Orientierung zu möglichen betrieblichen Maßnahmen, während und nach einer Pandemie - bezieht sich aber vor allem auf die klassische Grippe (Influenza).

Unternehmensbereiche könnten geschlossen werden

Konkret umfassen die Vorbereitungen auf einen Ausbruch laut dem Handbuch unter anderem die klare Benennung von Zuständigkeiten und Krisenstäben, die Absicherung der Versorgung mit Vorprodukten sowie Vorsorge für Mitarbeiter im Ausland. Auch solle festgelegt werden, welche Unternehmensbereiche vorübergehend eingestellt werden, ebenso wie Unternehmen Schutzausrüstung, Desinfektionsmittel und Arzneien beschaffen sollten. Zudem wird der Aufbau eines internen Kommunikationsnetzes für den Krisenfall ebenso empfohlen, wie Hygieneschulungen für Beschäftigte und eine Vorbereitung des betriebseigenen medizinischen Personals.

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Während einer Pandemie rät das Handbuch zur Aufrechterhaltung eines Minimalbetriebs - einschließlich einer Anpassung der Personalsituation sowie eine Verringerung “sozialer Kommunikation” im Unternehmen. Auch sollte der Zugang zum Betrieb kontrolliert werden und stets für einen Informationsaustausch mit Behörden gesorgt werden.

Diese haben ebenfalls Spielräume: Nach Einschätzungen des Bundesarbeitsministeriums könnten Betriebe zum Infektionsschutz geschlossen werden - was eine behördliche Anordnung voraussetzt. In dem Fall würden wohl Löhne weiter gezahlt werden müssen - während die Produktion stillsteht. Grundsätzlich kommt in einer solchen Situation aus Sicht des Arbeitsministeriums aber Kurzarbeit in Frage.

Fabriken in China laufen wieder an

Zumindest auf einen Teil der Herausforderungen haben sich viele Unternehmen bereits eingestellt. So berichtete jüngst die Beratungsagentur AT Kearney, dass viele Unternehmen ihre Lieferketten abgesichert hätten und für Extremfälle alternative oder zusätzliche Lieferanten angesprochen hätten. In China konnte Volkswagen außerdem jüngst die Produktion in Teilen wieder aufnehmen - dort zeichnete sich zuletzt bezüglich des Virus etwas Entspannung ab.

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Insgesamt zeichnete sich die Deutsche Wirtschaft zuletzt zunehmend alarmiert: Mehrere Branchen rechnen nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) in den kommenden Wochen mit Engpässen bei Lieferungen aus Fernost, unter anderem Elektro, Automobil, Pharma und Papier. „Aufgrund großer Unsicherheiten auf den Weltmärkten ist die Konjunktur in Deutschland schon schwach ins neue Jahr gestartet“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang jüngst. „Die Effekte der Epidemie erhöhen den Druck auf unsere Unternehmen zusätzlich.“

Das hatte sich zuletzt auch beim Deutschen Aktienindex bemerkbar gemacht: Der Dax ist seit Bekanntwerden des Ausbruchs in Italien um etwa 1000 Punkte abgesunken.

Mit dpa

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