Warum Frauen für eine gute Rente mehr sparen müssen als Männer
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Statistisch gesehen bekommt er wohl 25 Prozent mehr Rente als sie.
© Quelle: Sebastian Kahnert/zb/dpa
Frankfurt/Main. Frauen erhalten einer Studie zufolge im Schnitt 26 Prozent weniger Rente als Männer. Hauptgrund für diese geschlechtsspezifische Rentenlücke ("Gender Pension Gap"): Viele Frauen treten für die Kindererziehung im Beruf kürzer und erwerben somit weniger Ansprüche auf die gesetzliche Leistung.
Forscher der Universität Mannheim und der niederländischen Tilburg University werteten für die am Dienstag in Frankfurt vorgestellte Studie Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für 1,8 Millionen Arbeitnehmer aus. Der Stichprobenzeitraum umfasst die Jahre 1993 bis 2014. Für diesen Zeitraum liegen den Angaben zufolge die aktuellsten verfügbaren Daten vor. Auftraggeber der Studie war die Fondsgesellschaft Fidelity. Die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstag) berichtete vorab über die Studie.
"Im Schnitt hätte eine Frau, die mit 67 in den Ruhestand geht, nach heutiger Berechnung im Monat 140 Euro weniger gesetzliche Rente als ein Mann", erklärten die Studienautoren Alexandra Niessen-Ruenzi (Mannheim) und Christoph Schneider (Tilburg). Bei 15 Jahren Rentenbezug fehlten der Frau rund 25 000 Euro.
Knackpunkt Kindererziehung
Bis zum Alter von 35 Jahren gibt es der Auswertung zufolge kaum einen Unterschied bei den zu erwartenden Rentenansprüchen von Frauen und Männern. Ab etwa 35 Jahren öffne sich die Schere, weil Paare in diesem Alter oft eine Familie gründeten und Frauen nach der Geburt eines Kindes häufiger als Männer ihre Arbeitszeiten reduzierten. Folglich erwerben Männer von diesem Zeitpunkt an mehr Rentenpunkte als Frauen, was in höheren Zahlungen resultiert.
Niessen-Ruenzi betont, dass die Ergebnisse auch gesellschaftspolitisch wichtig sind. "Wenn man sich die aktuellen Scheidungsraten ansieht, sind viele Frauen nicht mehr über ihre Männer abgesichert. Sie sollten frühzeitig anfangen, selbst vorzusorgen."
Ralf Kapschack, rentenpolitischer Sprecher der SPD, sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Frauen übernehmen auch heute noch den größten Teil der Familienarbeit, ohne dafür - trotz Mütterrente etc. - im Alter ausreichend honoriert zu werden. Gerade die Diskussion über ein grundsätzliches, ausnahmsloses Rentensplitting zwischen Ehe-Partnern und die bessere Berücksichtigung der Pflege von Angehörigen muss schnell auf den Tisch. Das sind Ansatzpunkte für dringend notwendige Verbesserungen. Die müssen in der gesetzlichen Rente organisiert werden, denn es sind gesellschaftliche Aufgaben.“
Zurückhaltung in der Union
Rentenpolitiker Peter Weiß (CDU) sieht die Ergebnisse der Studie eher kritisch: „Die Unterschiede bei den Renten von Frauen und Männern sind keine Folge des Systems der gesetzlichen Rentenversicherung.“ Sie entstehe vor allem durch geringere Erwerbstätigkeit von Frauen, sobald Kinder geboren werden. Die Möglichkeit des Rentensplittings, also eines hälftig geteilten Rentenanspruchs, sei geeignet, einen guten partnerschaftlichen Ausgleich zu finden, so Weiß.
„Das Studien-Ergebnis ist auch Ausdruck der schwächeren Stellung von Frauen am Arbeitsmarkt“, sagte hingegen Markus Kurth, Rentenexperte der Grünen dem RND. „Die Lage der Frauen hat sich zwar zuletzt verbessert. Geht es allerdings in dem Schneckentempo weiter, braucht es bis zur Gleichstellung der Geschlechter in der Rente noch Jahrzehnte.“ Es liege nicht zuletzt an den Arbeitgebern und der Regierung, den Weg für eine gerechte Arbeitsteilung frei zu machen. Kurth fordert dafür u.a. eine bessere Infrastruktur für die Pflege von Angehörigen und eine schärfere Durchsetzung des Prinzips: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Im Schnitt verdienen Frauen für die gleiche Arbeit momentan 21 Prozent weniger als Männer.
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RND/cb/dpa