Weihnachtsfeier auf Zoom: Wie Firmen es virtuell krachen lassen
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In diesem Jahr finden Weihnachtsfeiern vor allem digital statt. Aber auch dabei gibt es Trends.
© Quelle: Chris Montgomery/Unsplash
Online-Krimis, Opern-Arien, Wettbewerbe im Schneemann-Bauen: In der Corona-Zeit lassen sich US-Firmen kreative Alternativen zur Betriebs-Weihnachtsfeier einfallen. Die Herausforderung besteht darin, eine virtuelle Party zu organisieren, die sich nicht anfühlt wie das nächste Zoom-Meeting.
Da die sonst üblichen Firmenfeiern wegen der Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Pandemie ausfallen, verzichten viele ganz auf die Veranstaltungen. Stattdessen beschenken sie ihre Mitarbeiter mit Präsentkörben, zusätzlichen freien Tagen oder Spenden an Hilfsorganisationen nach Wahl. Bloß 23 Prozent der Unternehmen in den USA planen in diesem Jahr eine Weihnachtsfeier, wie eine Umfrage ergab. Fast drei Viertel aller Feste finden demnach virtuell statt.
„Irgendeine virtuelle Party à la Zoom wird einfach nichts bringen“
Die pandemiegeplagten Mitarbeiter sehnten sich nach Veranstaltungen, die ihnen einen Ausbruch aus der Isolation ermöglichen und von den Sorgen ablenken, erklären Firmen, die an Weihnachtsfeiern festhalten. „Die Leute brennen darauf, sich persönlich zu sehen, aber mir ist auch nicht ganz wohl dabei, ein typisches Abendessen mit alkoholischen Getränken abzuhalten“, sagt John Ross, Chef des kleinen Unternehmens Test Prep Insight aus Sacramento in Kalifornien mit zehn Mitarbeitern. „Aber ich weiß, dass irgendeine virtuelle Party à la Zoom einfach nichts bringen wird.“
Er entschied sich letztlich für einen Schneetag in der Nähe des Lake Tahoe, mit Schlittenfahren, Schneeschuhwandern und Schneemannbauen um die Wette. Das Essen wird geliefert, Alkohol und Begleitpersonen sind tabu. Dennoch seien die Mitarbeiter begeistert, sagt Ross.
Bei anderen Betrieben war die Nachfrage nach außergewöhnlichen virtuellen Partys groß, wie Jonathan Como erklärt, der die Plattform Offsyte für Teamevents von Unternehmen gründete. Offsyte richtete Online-Weihnachtsveranstaltungen für Unternehmen wie den Krankenversicherungskonzern Blue Shield, den Fahrdienst-Vermittler Lyft und die Dating-App Tinder aus.
Virtuelle Escape Rooms sind sehr gefragt
Am beliebtesten sind laut Como Feiern, bei denen die Angestellten Essen und Getränke nach Hause geliefert bekommen, um etwa online an Kursen zur Cocktail- oder Schokoladenherstellung teilzunehmen. Auch virtuelle Escape Rooms, in denen Beschäftigte Spiele spielen können, seien sehr gefragt.
Diese Variante hat auch die Marketingfirma Rank Fuse gewählt. Sie bringt ihre Mitarbeiter über den Anbieter Red Herring Games zu einem virtuellen Mitrate-Krimi zusammen, wie die Kulturmanagerin der Firma aus Overland Park im US-Staat Kansas, Chelsea Roller, erzählt. Normalerweise lade das Unternehmen die Belegschaft zu einem festlichen gemeinsamen Essen oder zum Bowling ein. Eigentlich war die Weihnachtsfeier schon fast gestrichen, wie Roller sagt. „Aber dann haben viele Leute danach gefragt, so dass wir entschieden haben, dass es das Mindeste ist, was wir tun können.“
Viele Unternehmen nutzen virtuelle Feiern, um den Menschen etwas zu geben, was sie in der Pandemie vermissen: Live-Unterhaltung. Die Buchungsseite HireSpace aus Großbritannien organisiert nach Angaben von Mitgründer Edward Poland im Dezember 50 virtuelle Betriebsfeiern unter anderem mit Live-Jazz, Kleinkunst-Darbietungen, Zaubershows und Stand-up-Comedy.
Carmen-Arie in Anwaltskanzlei
Die Gruppe On Site Opera aus New York, die an ungewöhnlichen Orten auftritt, erhielt eine ganz spezielle Anfrage: für das Anwaltsteam einer kalifornischen Kanzlei Arien zu singen. Darunter ist passenderweise ein Gesangsstück aus „Carmen“, in dem die Titelfigur versucht, sich selbst aus dem Gefängnis herauszuverhandeln, wie der künstlerische Direktor Eric Einhorn erzählt.
Manche größeren Unternehmen dehnen ihre Veranstaltungen über mehrere Wochen aus und lassen ihren Beschäftigten die Wahl zwischen Kochkursen oder Wettbewerben um den hässlichsten Pullover oder das beste Tierkostüm. Andere veranstalten kleinere Feste für einzelne Teams.
Eine Gruppe von Social-Media-Managern beim Computerhersteller Dell organisierte ein Geschenkewichteln und eine Online-Präsentation, in der die Mitarbeiter eine wichtige Erinnerung oder Sache vorstellen sollten. Das Team ist neu und war vor Beginn der Pandemie im Frühjahr erst einmal persönlich zusammengetroffen. „Es war ein wildes Jahr, und als neues Team mussten wir besonders hart arbeiten – und auf neue und andersartige Weise – um eine Gemeinschaft aufzubauen“, sagt Teamleiterin Susie Gidseg.
Nur Trumps Weißes Haus pfeift auf Sicherheit
Die Vorsicht in der Privatwirtschaft steht in starkem Gegensatz zum Weißen Haus, in dem eine Reihe von Weihnachtsfeiern in geschlossenen Räumen stattfand. Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen haben die Gesundheitsämter die Amerikaner aufgerufen, an den Feiertagen auf größere Zusammenkünfte vor allem im Haus zu verzichten. Präsident Donald Trump verteidigte die Feierlichkeiten und erklärte, die Zahl der Teilnehmer sei reduziert worden. Er habe zudem „auf den Partys viele Leute mit Maske“ gesehen.
Außenminister Mike Pompeo löste ebenfalls einen Aufschrei aus, nachdem die „Washington Post“ berichtet hatte, dass er und seine Frau Hunderte Gäste zu Indoor-Feiern eingeladen hätten. Der Verband der US-Diplomaten rief Pompeo auf, die Partys abzusagen, und äußerte Bedenken, dass Mitarbeiter des Außenamts zur Teilnahme verpflichtet werden könnten.
Das Ministerium betonte in einer Erklärung, bei allen Veranstaltungen würden besonders strenge Auflagen eingehalten, darunter eine Maskenpflicht für alle Teilnehmer und Fiebermessungen am Eingang. Es seien alle Vorkehrungen getroffen worden, um die Zahl der Anwesenden zu reduzieren, darunter die Aufteilung von großen Veranstaltungen in mehrere kleinere. Mit Problemen rechne man nicht.
RND/AP