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Rund 200 Staaten beteiligt

Durchbruch für den Artenschutz? Weltnaturgipfel einigt sich auf Abschlusserklärung

Delegierte erreichen das Kongresszentrum der COP15 (UN-Biodiversitätskonferenz) während eines Schneefalls.

Delegierte erreichen das Kongresszentrum der COP15 (UN-Biodiversitätskonferenz) während eines Schneefalls.

Nach rund zweiwöchigen Verhandlungen haben sich die Teilnehmer des Weltnaturgipfels im kanadischen Montreal am Montag auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Darin stellen sich die rund 200 Staaten unter anderem das Ziel, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen. Außerdem wollen sie mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt ausgeben.

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Nach der Verabschiedung brach bei der Plenarsitzung im Kongresszentrum in Montreal, die zuvor immer wieder zeitlich nach hinten verschoben worden war, lauter Jubel aus. Organisatoren, Wissenschaftler und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen hatten bis zuletzt gehofft, dass bei dem Treffen noch ein richtungsweisendes globales Abkommen für den Artenschutz verabschiedet werden kann.

EU und Deutschland loben die Abschlusserklärung

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte die Abschlusserklärung des Weltnaturgipfels von Montreal als „historisches Ergebnis“. „Die Weltgemeinschaft verfügt nun über einen Fahrplan zum Schutz und zur Wiederherstellung der Natur und zu ihrer nachhaltigen Nutzung - für heutige und künftige Generationen“, sagte die deutsche Politikerin am Montag. Sie betonte: „In die Natur zu investieren bedeutet auch, den Klimawandel zu bekämpfen.“

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Es sei sehr positiv, dass es messbare Ziele ebenso wie Mechanismen gebe, um ihre Umsetzung zu finanzieren. „Jetzt ist es an der Zeit, dass alle Länder ihre Naturziele für 2030 und 2050 erreichen.“

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Bundesumweltministerin Steffi Lemke würdigte die Abschlusserklärung des Weltnaturgipfels als Signal der Entschlossenheit. „Die Staatengemeinschaft hat sich dafür entschieden, das Artenaussterben endlich zu stoppen“, betonte die Grünen-Politikerin am Montag im kanadischen Montreal. Der Beschluss spanne „einen Schutzschirm für unsere Lebensgrundlagen“ auf. Lemke sprach von einem guten Tag für den Umweltschutz: „Indem wir Natur schützen, schützen wir uns selbst und sichern auch für unsere Kinder eine lebenswerte Umwelt.“

Grüne begrüßen die Ergebnisse

Spitzenpolitiker der Grünen haben die Ergebnisse des Weltnaturgipfels ebenfalls begrüßt. „Der Beschluss von Montreal ist ein wichtiger Durchbruch und unsere Chance, das weltweite Artensterben zu stoppen“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann am Montag in Berlin. Gleichzeitig mahnte sie eine zügige Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen an: „Wir müssen jetzt die verabschiedenen globalen Ziele rasch in die nationale Biodiversitätsstrategie übersetzen.“

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Auch Grünen-Parteichefin Ricarda Lang machte sich dafür stark, die Abschlusserklärung in konkrete Politik umzusetzen. Beim Artenschutz etwa brauche es dafür auch Geld. „Und das gilt natürlich auch bei uns hier vor Ort in Deutschland“, mahnte Lang. „Auch hier muss der Schutz unserer Wälder, der Schutz unserer Meere und der Schutz unserer Moore großgeschrieben werden.“

Der Naturschutzbund Nabu hingegen reagiert mit Ernüchterung auf die Abschlusserklärung. Trotz inhaltlicher Fortschritte reiche die Vereinbarung nicht aus, um den Verlust der Artenvielfalt und von Ökosystemen zu stoppen oder umzukehren. „Die Welt rast in der Natur- und Klimakrise auf einen Abgrund zu“, warnte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger am Montag. „Doch statt entschieden zu bremsen, geht sie lediglich etwas vom Gas.“

Naturschutzorganisationen reagieren verhalten

Die Umweltschutzorganisation WWF hat positiv auf das Ergebnis des Weltnaturgipfels reagiert. Der zuständige WWF-Experte Florian Titz sprach am Montag in Montreal von einem „lückenhaften, aber letztlich überraschend guten Rahmenwerk“. Auf dessen Basis könnten die Lebensgrundlagen des Planeten gerettet werden.

Der WWF rief dazu auf, verbliebene Schwachstellen auf nationaler Ebene zu beseitigen. Nötig sei etwa der Erhalt aller Ökosysteme auch außerhalb von Schutzgebieten. Zudem fehlten jährlich 700 Milliarden US-Dollar, um die in Montreal vereinbarten Maßnahmen auch weltweit tatsächlich umzusetzen.

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Das 15. UN-Treffen zum Naturschutz (COP15) findet unter chinesischer Präsidentschaft statt, jedoch am Sitz des Sekretariats der Biodiversitätskonvention in Montreal. Ursprünglich war der Gipfel für 2020 in China geplant. Er wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben und aufgeteilt. Ein erster Teil fand im Oktober hauptsächlich online im chinesischen Kunming statt, der zweite tagt nun in Montreal.

RND/dpa

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