Ein Zweijähriger im Datingfieber
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ID6KM7UAVBDGXOIOH54RK53RTE.jpg)
In unserer Elternkolumne „Vater, Mutter, Kind“ geben unsere Kolumnisten liebevoll-launige Einblicke in ihren bewegenden Alltag mit Kind.
© Quelle: Grafik: Patan
Wie sagt man so schön? Früh übt sich! Aktuell sieht es ganz danach aus: Sobald unser Sohn das Teenageralter erreicht, wird er zu Hause nur noch zum Wäschewechseln vorbeihuschen. Zumindest setzt er bereits mit zweieinhalb Jahren viel daran, einmal ein wahrer Datingkönig zu werden. Es vergeht aktuell kein Tag, an dem er nicht lautstark fordert: „Ich will mich verabbedereden!“
In der Regel weiß er dabei ganz genau, wem das gewünschte Playdate gelten soll: Wenn nicht seinem besten Freund Lennart, dann wahlweise Lenja, Alex, Niki, Louie, Sophia, Matilda oder Lene – oder aber irgendeinem anderen Kind aus der Kita, der Nachbarschaft oder dem erweiterten Freundeskreis. Fakt ist, unser Sohn ist neuerdings süchtig nach Verabredungen und findet die Vorstellung, allein mit seiner Mutter den Nachmittag zu verbringen, offenbar ziemlich unattraktiv.
Lesen Sie auch: (K)Ein Leben ohne Mittagsschlaf
Selbst ist der kleine Kerl
Die Angst, wieder einmal viele zähe und öde Stunden mit mir im Supermarkt, Garten, Reitstall oder auch im Kinderzimmer zu verbringen, treibt den kleinen Kerl inzwischen sogar dazu an, die Spielverabredungen am Vormittag selbst einzutüten. Da er kapiert hat, dass Mütter (seltener die Väter) bei der Terminvergabe von Zwei- bis Dreijährigen eine wichtige Rolle spielen, scheut er sogar nicht davor zurück, die jeweiligen Erziehungsberechtigten beim mittäglichen Abholen aus der Krippe gezielt und offensiv anzusprechen.
Könnte er sich eine zwölfstellige Ziffernfolge merken, hätte unser Kind vermutlich längst meine Handynummer herausgegeben.
So kommt es vor, dass er zu einer Mama sagt: „Ich will heute mit Silas spielen.“ Und zur nächsten: „Lotta soll mal zu uns kommen.“ Und damit auch ja nichts schiefgeht, schiebt er gern noch hinterher: „Meine Mami heißt Sophie.“ Soll heißen: Jetzt macht bitte schön mal was klar, Leute!
Mehr lesen: Gemeinsames Spielen – Wie viel Elternentertainment tut Kindern gut?
Auf das Timing kommt es an
Könnte er sich eine zwölfstellige Ziffernfolge merken, hätte unser Kind vermutlich längst meine Handynummer herausgegeben – mit der Folge, dass wir unter der Woche von Playdate zu Playdate düsen. Tatsächlich ist es mittlerweile so, dass die Nachmittage derart gefüllt sind, dass sie gut durchgeplant sein wollen.
Schaffen wir es vor der Spielverabredung mit Louie noch, ein Geburtstagsbild für die Großmutter zu malen und die Pferde auf die Weide zu bringen? Kommen wir nach dem Kinderturnen noch beim Bäcker vorbei? Und was ist heute wichtiger: Wäschewaschen, Wochenmarkt oder das Playdate mit Sophia? Unser Sohn hat darauf eine klare Antwort: natürlich Sophia. Und auch ich muss sagen: So kommt man mal rum!