Galt 150 Jahre als ausgestorben: Forschende entdecken Gould-Maus

So sieht die Gould-Maus heute aus.

So sieht die Gould-Maus heute aus.

Australien. Die Liste der ausgestorbenen Tiere in Australien ist lang. Darunter sind der Tasmanische Tiger oder der Magenbrüterfrosch, der seine Eier schluckte, die Jungen im Magen ausbrütete und sie schließlich wieder durch seinen Mund gebar. Auf der langen Liste der ausgestorbenen Tierarten stand bisher auch die Gould-Maus (Pseudomys fieldi), ein recht niedliches Nagetier mit grau-braunem Fell, das zuletzt 1857 gesichtet worden war. Seitdem galt die Maus als ausgestorben, obwohl sie in großen Teilen des Landes vorkam – vom Südwesten Westaustraliens bis nach New South Wales, den Bundesstaat im Osten, in dem Sydney liegt.

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Die Gould-Maus hatte wie viele andere Arten auch durch den Import invasiver Arten wie Wildkatzen und Füchse, den Verlust von Habitat, nachdem große Areale für die Landwirtschaft gerodet wurden, sowie neu eingeschleppte Krankheiten gelitten. Klimawandel und schlechtes Feuermanagement verschlechterten die Bedingungen vor allem in den vergangenen Jahrzehnten nochmals.

Auf Insel überlebt

Dass die Maus nun von den Toten quasi „wieder auferstanden“ ist und damit ihr tatsächliches Aussterben wohl verhindert werden kann, liegt an einem glücklichen Zufall. So hatten australische Forscher DNA-Proben von acht ausgestorbenen Nagetieren und 42 lebenden Verwandten verglichen und dabei festgestellt, dass die vermeintlich ausgestorbene Gould-Maus sich nicht von der Shark-Bay-Maus, die auch unter dem Namen Djoongari bekannt ist, unterscheidet und daher die gleiche Spezies sein muss.

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So entdeckten die Wissenschaftler, dass die Mäuse nach wie vor auf Bernier Island, einer kleinen, nur 42 Quadratkilometer großen Insel in der Shark Bay in Westaustralien, leben. Damit die Tiere nun nicht doch noch aussterben, haben die Forscher sie inzwischen auch auf zwei weiteren Inseln angesiedelt. Die Studie des Teams wurde im wissenschaftlichen Fachmagazin PNAS veröffentlicht.

Dramatischer Bevölkerungskollaps

Die „Wiederauferstehung“ der Art sei „eine gute Nachricht“, sagte die Hauptautorin der Studie, Emily Roycroft, eine Evolutionsbiologin der Australischen Nationaluniversität in Canberra. Denn Nagetiere seien von der hohen Sterberate seit der europäischen Kolonisierung im Jahr 1788 unverhältnismäßig stark betroffen gewesen. Sie machten bisher 41 Prozent aller ausgestorbenen Säugetierarten aus. Das Verschwinden der Maus vom Festland würde aber trotzdem zeigen, wie dramatisch der Bevölkerungskollaps der Tiere gewesen sei.

Die Wiederentdeckung der Gould-Maus ist nicht die einzige positive Nachricht aus Australien. Bereits im November 2020 präsentierten australische Forscher einen weiteren überraschenden Fund. Damals stellten sie fest, dass der Südliche Großflugbeutler nicht eine Art ist, sondern eigentlich aus drei Spezies besteht. Damit konnten zwei neue Säugetierarten auf die Liste der einheimischen Tiere Australiens aufgenommen werden. „Australiens Artenvielfalt ist damit um einiges reicher geworden“, sagte Andrew Krockenberger von der James Cook Universität in Australien damals. „Nicht jeden Tag werden neue Säugetiere bestätigt, geschweige denn zwei neue Säugetiere“, verkündete der Forscher, der eine Studie dazu gemeinsam mit anderen Autoren im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlicht hatte.

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Klimawandel gefährdet jede sechste Tierart

Damit nehmen die guten Nachrichten aber auch schon wieder ihr Ende. Denn grundsätzlich hat Australien die schlimmste Aussterberate der Welt in Bezug auf Säugetiere: Über 30 Landsäugetiere sind in den vergangenen 200 Jahren ausgestorben und mehr als 50 sind vom Aussterben bedroht. Schuld daran sind neben dem Verlust von Lebensraum eingeschleppte Tiere oder die Landwirtschaft – ähnliche Gründe, die auch der Gould-Maus oder dem Südlichen Großflugbeutler das Leben erschweren. Vor allem der Klimawandel spielt eine immer prominentere Rolle. Laut des US-Ökologen Mark Urban gefährdet der Klimawandel inzwischen jede sechste Tierart. Zu diesem Ergebnis kam der Wissenschaftler 2015, nachdem er 131 Studien neu analysierte. Neben Südamerika seien die Flora und Fauna in Australien und Neuseeland am meisten gefährdet, schrieb der Amerikaner schon damals.

Ein Jahr später meldete Australien dann auch das erste Säugetier, das Opfer des Klimawandels wurde. So starb die kleine Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte aus, die nur auf der Insel Bramble Cay in der Torres-Straße im äußersten Norden des Great Barrier Reefs vorkam, nachdem die tief liegende Insel in der Dekade davor aufgrund des steigenden Meeresspiegels mehrfach überschwemmte.

Auch die verheerenden Buschfeuer über die Jahreswende 2019/20 haben fast drei Milliarden Tiere getötet oder ihnen die Lebensgrundlage genommen. Über hundert vom Aussterben gefährdete Tierarten wurden durch die Naturkatastrophe nochmals mehr geschwächt.

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