In der Karibik wimmelte es früher vor Haien – dann kam der Mensch
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Analysen zeigen, dass jene Haiarten besonders stark schwanden, die auch im offenen Meer leben und gejagt werden – etwa Hammerhaie (Sphyrnidae) und Requiemhaie (Carcharhinidae), zu denen etwa Blauhaie und Tigerhaie zählen. Ihre Zahl schwand um 75 Prozent.
© Quelle: imago/imagebroker
Bocas del Toro/Panama. Die Zahl der Haie in der Karibik ist seit dem Auftauchen des Menschen einer Studie zufolge um gut 70 Prozent zurückgegangen. Das folgert ein internationales Forscherteam aus Analysen der Sedimente von Korallenriffen. Ursachen des Schwindens seien die Jagd nach den Haien und die Zerstörung ihres Lebensraums, schreibt das Team um Erin Dillon von der University of California in Santa Barbara in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“).
Historische Berichte deuten darauf hin, dass in der Karibik einst reichlich Haie lebten. Das hat sich grundlegend geändert, auch weil die Raubfische seit Jahrzehnten gejagt werden. Schätzungen zufolge werden weltweit pro Jahr etwa 100 Millionen Haie getötet.
7000 Jahre alte Ablagerungen untersucht
Um zu klären, wie viele Haie früher in der Karibik lebten, analysierte das Team in der Provinz Bocas del Toro an der Karibikküste von Panama Sedimente eines versteinerten Korallenriffs. Diese etwa 7000 Jahre alten Ablagerungen stammen aus einer Zeit, bevor der Mensch in dieser Region den Fischen nachstellte.
Dabei suchte das Team gezielt nach sogenannten Dentikeln. Diese winzigen Zahnschuppen, deren Spitzen nach hinten zeigen, bedecken den Haikörper und werden regelmäßig abgeworfen. Die Dentikeldichte in den 7000 Jahre alten Sedimenten verglichen die Forscherinnen und Forscher dann mit heutigen Sedimenten nahegelegener Korallenriffe.
75 Prozent weniger Haie im offenen Meer
Der Vergleich ergab, dass damals mehr als dreimal so viele Haie in der Region lebten wie heute. Analysen der verschiedenen Dentikeltypen zeigen, dass jene Haiarten besonders stark schwanden, die auch im offenen Meer leben und gejagt werden – etwa Hammerhaie (Sphyrnidae) und Requiemhaie (Carcharhinidae), zu denen etwa Blauhaie und Tigerhaie zählen. Ihre Zahl schwand um 75 Prozent.
Dagegen sank die Menge der bodenbewohnenden Arten wie etwa Ammenhaien (Ginglymostomatidae) „nur“ um 69 Prozent. Dass deren Anteil an der Gesamtzahl der Haie zunahm, deckt sich mit aktuellen Beobachtungen.
Beginnende Jagd auf Haie und Lebensraumzerstörung
Die Auswertung von archäologischen Studien, historischen Berichten und Fischereidaten zeigt, dass die Jagd nach Haien in Panama im späten 20. Jahrhundert begann und vor allem auf Hochseehaie abzielte. Weiterer Grund für den Haischwund ist den Forscherinnen und Forschern zufolge die Zerstörung der Lebensräume, die schon früher begonnen habe, insbesondere mit der Erschließung der Küste.
RND/dpa