Vom Aussterben bedroht: Der Europäische Aal wird trotzdem in Hongkong verkauft
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/TAGSG67D4JGR7PEV57YMTQKUDM.jpeg)
Junge Satzaale werden von einem Eimer in einen Behälter getan.. (Symbolbild)
© Quelle: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
Der vom Aussterben bedrohte Europäische Aal wird trotz eines Handelsverbots in Hongkong verkauft. In Supermärkten fanden Forscher die bedrohte Spezies in fast der Hälfte aller angebotenen Aal-Produkte. Dieses Resultat werfe dringende Fragen zur Umsetzung des Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites) auf, schreibt das Team um David Baker von der Universität Hongkong in der Zeitschrift “Science Advances”. Die Studie zeige zudem, dass die Produkte nicht nur für besonders wohlhabende Käufer bestimmt seien, sondern auch für gewöhnliche Konsumenten.
Aale werden nach Asien geschmuggelt
Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) lebt in Flusssystemen vor allem in Europa, aber auch in Kleinasien und Nordafrika. Zur Fortpflanzung zieht er aus den Flüssen durch den Atlantik in die Sargassosee. Von dort wandern später die Larven wieder zurück in die Flusssysteme. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) führt die Art in der höchsten Gefährdungskategorie als vom Aussterben bedroht. Zu den Gefahren zählen die Zerstörung des Lebensraums, Wasserverschmutzung, Hindernisse in Flüssen wie etwa Kraftwerke und Überfischung. Seit Jahren ist der internationale Handel mit dem Europäischen Aal durch das Cites-Abkommen streng reglementiert.
Dennoch werden in der Wildnis gefangene Glasaale nach Asien gebracht, wo sie gemästet und zu extrem hohen Preisen verkauft werden. Europol schätzt, dass allein in der Saison 2017/18 etwa 300 Millionen Aale von Europa nach Asien geschmuggelt wurden. Dass sie dort aber in gewöhnlichen Supermärkten verkauft werden, hat auch die Forscher überrascht.
Produkte sind häufig falsch deklariert
Durch drei verschiedene Verfahren bestimmten sie in Hongkonger Supermärkten den genauen Inhalt von 49 Aal-Produkten. 22 davon (45 Prozent) enthielten Europäischen Aal, betroffen waren neun von 13 verschiedenen Marken. Da 2017 und 2018 keine Aalimporte aus Europa nach Hongkong registriert wurden und es in der Metropole auch keine Aalfarmen gibt, müssten die Produkte ohne Genehmigung eingeführt worden sein, folgert das Team. Ausgezeichnet waren die Produkte mit der generellen Bezeichnung “Aal” und oft als “Produkt aus China”. Die meisten Käufer ahnten nicht, dass sie eine vom Aussterben bedrohte Art konsumieren würden, schreibt das Team.
“Während viele illegale Tierhandelskanäle heimlicher Natur sind und über spezialisierte Verkäufer laufen, deutet die überraschend hohe Präsenz von A. anguilla in Supermärkten auf das Ausmaß und die Leichtigkeit hin, mit der illegale Tierprodukte durch etablierte Verteilungskanäle in vermeintlich regulierte und legale Märkte für den Massenkonsum gelangen.” Die Beteiligung von Lebensmittelkonzernen weise auf globale Verzweigungen im Tierhandel hin.
“Wir hoffen, dass die Erkenntnisse aus dieser Studie Aufmerksamkeit auf den internationalen illegalen Aalhandel ziehen”, schreibt das Team. Dies könne etwa bei politischen Entscheidungen zum Umgang mit dem Phänomen helfen.
RND/dpa